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Konzerne ernten Rekordgewinne
- und streichen Stellen. Die 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands konnten ihre
Gewinne im Jahr 2004 auf 35,7 Milliarden Euro nahezu verdoppeln, trotzdem
wurden im vergangenen Jahr über 35.000 Stellen bundesweit gestrichen und
die Konzerne sehen keinen Grund den weiteren Abbau zu stoppen. 25.03.05, dpa, stern, handelsblatt, RP
Online, AFP, dpa, ap
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Arbeitsproduktivität 22,7
% gestiegen seit 1991 Wie das Statistische Bundesamt
(Destatis) mitteilt, erhöhte sich die Arbeitsproduktivität
je Erwerbstätigenstunde sogar um 34,8 %. Ursache dafür
ist, dass sich in den letzten 20 Jahren die in Deutschland
je Erwerbstätigen durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden
um 9,0 % verringert haben. Die gesamtwirtschaftliche
Arbeitsproduktivität wird als Quotient aus preisbereinigtem
Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätigen bzw. Erwerbstätigenstunden
berechnet.
Destatis-Pressemitteilung
149/2012
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Typische
Jobwunder Propaganda: 41,8
Mio Erwerbstätige - so viele wie noch nie 2.1.2014.
Im vergangenen Jahr haben 41,8 Millionen Erwerbstätige,
davon 37,3 Millionen Arbeitnehmer
(einschliesslich Beamte und Soldaten)
in Deutschland einen Job gehabt, so viele wie noch nie
zuvor. Damit erreichte die Zahl der Erwerbstätigen das
siebte Jahr in Folge einen neuen Höchststand, wie das
Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen
mitteilte. Die
Welt
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Eine
ältere Dame sitzt vor einem Behördenmitarbeiter, der
offenbar ihre Renten- oder Sozialansprüche prüft. Sie
schildert ihm ihr Leben mit den Worten: „Erst habe ich
meine Kinder groß gezogen, dann die Enkel, dann habe
ich mich um Obdachlose und Arme gekümmert und habe meinen
alten Vater bis zuletzt gepflegt“. Daraufhin stellt
der Behördenmitarbeiter kurz und knapp fest: „Sie haben
also nicht gearbeitet“.
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Offene
Stellen - Wundersame Stellenvermehrung "Die wundersame Stellenvermehrung
gibt es tatsächlich: Die entsteht dadurch, dass Firmen bei Zeitarbeitsfirmen
Angebote einholen, worauf diese Stellenanzeigen schalten. Da kommen
dann schnell auf eine Anfrage 5 Stellenangebote im System der BA
auf. Ohne Garantie, dass auch nur einer nachher tatsächlich beschäftigt
wird. Es gibt überhaupt keine brauchbare Abschätzung des realistischen
Beschäftigungspotentials in Deutschland." Focus-Leserkommentar
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Datenreport
2013 Steigende
Armut im Jobwunderland 41,5 Millionen
Menschen hatten 2012 einen Job - so viel wie nie zuvor.
Trotz des Beschäftigungsbooms sind heute in Deutschland
mehr Menschen von Armut bedroht. Das ist das Fazit des
"Datenreports 2013" zur sozialen Lage in D.,
gemeinsam erstellt von Destatis, BpB, WZB und SOEP.
Das Bild der Lage am Arbeitsmarkt relativiert sich,
wenn man auch das Arbeitsvolumen, also die geleisteten
Arbeitsstunden, betrachtet. Dieses Arbeitsvolumen war
nämlich 2012 niedriger als 1991. Die Beschäftigten leisteten
im Durchschnitt über die Jahre immer weniger Arbeitsstunden.
Deutlich zugenommen hat die sogenannte atypische Beschäftigung,
also Beschäftigungsverhältnisse, die keine Vollarbeit
bedeuten, zum Beispiel befristete Beschäftigung, Teilzeitbeschäftigung
unter 21 Wochenstunden, geringfügige Beschäftigung sowie
Zeit- und Leiharbeit. So waren im Jahr 2012 insgesamt
22 Prozent der Erwerbstätigen atypisch beschäftigt...
Quelle
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36
% Neueinstellungen 2011 in Teilzeit 36
% aller Neueinstellungen in der Dienstleistung
sind Teilzeitbeschäftigungen. Teilzeitkräfte werden
häufig unter Qualifikation eingestellt. Sie ist öfter
befristet als Vollzeit. Teilzeitarbeit führt häufig
zu geringem Einkommen, Nachteilen bei der Karriere und
einer unzureichende Absicherung gegen Altersarmut. Quelle: IAB
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Jeder
elfte Beschäftigte hat einen Zweitjob Febr.2014.
Bei immer mehr Deutschen reicht das Geld aus dem Hauptberuf
nicht aus - sie verdienen sich noch etwas hinzu. In
den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil der Arbeitnehmer mit
Zweitjob verdoppelt. Im Juni 2013 hatten 2,62 Mio
Beschäftigte zusätzlich einen Minijob, das war
jeder 11. Arbeitnehmer. Ergebnis der Stellungnahme der
Bundesregierung zur Anfrage der Grünen Pothmer. MdB Pothmer
forderte, den Mindestlohn von 8,50 Euro auch auf die
Minijobs zu erstrecken. „Eine Ausnahme würde die Schwächsten
treffen, die den gesetzlichen Schutz vor Lohndumping
am nötigsten haben.“ Quellen: FR WiWo
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Leiharbeit?
- Es geht noch billiger Die Regeln der Leiharbeit
sind strenger geworden. Am 9.9.2011 fand eine Tagung
des ZAAR statt mit dem Titel “Freie Industriedienstleistung
als Alternative zur regulierten Zeitarbeit”. Erkenntnis:
“Chance besteht, den arbeitsrechtlichen Regelungen der Zeitarbeit
zu entfliehen”. Siemens, BASF, die Deutsche Bahn, Porsche,
BMW, Robert Bosch und die Metro AG, sie alle hatten
sich für diese Tagung angemeldet, ebenso wie Randstad,
Manpower und der KPMG. Der Andrang im Holiday Inn ist
groß. Weitere Vorzüge der Werkverträge: Grundsatz des
Equal Pay, also gleicher Lohn für gleiche Arbeit, solange
kein Tarifvertrag etwas anderes vorsieht, gelte nur
für Leiharbeiter, nicht aber für Werkvertragler. Auf
eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag, die eine
Ausweitung der verschärften Leiharbeitsgesetze auch
für Werkverträge fordert, die Bundesregierung kurz angebunden:
"Kein Handlungsbedarf".
Quelle
ZEIT
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Staatliche Hilfe nur für Bedürftige? Auch im Frühjahr 2010 zerbrechen sich Wirtschaftsvertreter, FDP-
und CDUCSU-Politiker den Kopf wie das Geld der Besserverdiener vor
dem gierigen Zugriff von "Hartz IV-Trinkern und -Rauchern"
geschützt werden kann. Es gipfelt in Vorschlägen für deren bedürftigen
"Hartz4-Kinder" Gutscheine auszugeben. Es scheint
ein wesentlich wirksamerer Weg zu sein, den Kindern von Besserverdienern,
Millionären und Milliardären aus grundrechtlicher Gleichbehandlungspflicht
- so die Begründung für steuerliche Freibeträge und Kindergeld-Bezug
für Reiche - ihren
Gerechtigkeitsansprüchen auf ebenfalls staatlicher Hilfe mit ebensolchen
Gutscheinen zu genügen: Gutscheine für Millionärskinder statt Steuer-Freibeträge.
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Der Staat aber ist arm – gleichzeitig wächst der private
Spitzenreichtum in horrender Weise. Die Diskrepanz wird immer krasser,
mit allen Gefahren, die für den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft
daraus erwachsen. Wer daher Überlegungen dazu, wie sich der Staat
die Reichtumsexplosion nutzbar machen kann, als „Neiddebatte“ abtut,
ist albern. Reichtum ist eine Annehmlichkeit, die jedem gegönnt
sei; aber Reichtum wird unsozial, wenn er zum volkswirtschaftlichen
und gesellschaftspolitischen Problem wird. Zur Quelle
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Armut
durch Multis - Beispiel Nigeria Nigeria
ist der achtgrößte Erdöl-Produzent der Welt, gleichzeitig
ist es eines der ärmsten Länder. Konzerne wie Shell,
Texaco, Elf usw., die diese Riesenschätze ausbeuten,
halten sich seit 1962 abwechselnde Militärdiktaturen.
Die demokratische Fassade verdeckt die totale Korruption.
Das Treiben der so genannten Elite in Nigeria, ob christlich
oder muslimisch , ist unentschuldbar wegen ihrer Plünderung
der Staatskassen, wegen ihrer zynischen, korrupten Herrschaftsausübung.
Aber andererseits ist das Primärphänomen hinter der
Korruption die Ausbeutung der afrikanischen Bodenschätze
durch die multinationalen Unternehmen. Die funktionieren
nach dem Profitmaximierungsprinzip; sie sind nicht dazu
da, den Hunger in Nigeria zu bekämpfen. Letztes Jahr
haben 500 der größten transkontinentalen Privatkonzerne
zusammen 53,8 % des Welt-Bruttosozialproduktes kontrolliert.
Das sind alle in einem Jahr auf der Welt produzierten
Kapitalien einschließlich Dienstleistungen, Waren und
Patente. Diese Konzerne verfügen über eine Macht, die
kein Kaiser, König oder Papst jemals in der Geschichte
zuvor gehabt hat. Und sie sind primär verantwortlich
für die total kannibalistische Weltordnung. Nur die
Weltgemeinschaft kann diese hemmungslose Ausbeutung
unterbinden und muss endlich den Willen aufbringen zu
handeln. Quelle Wie
das Hungerproblem lösen Jean
Ziegler Weiterer
Artikel zur gleichen Thematik
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Lohnnebenkosten Die Lohnnebenkosten
seien zu hoch. Deutsche Produkte seien nicht mehr konkurrenzfähig,
wenn die Lohn - Nebenkosten nicht gesenkt werden. So begründen das
Wirtschaftsfunktionäre,
Unternehmer, Politiker,allen voran Bundeskanzlerin Merkel,
Horst Köhler und viele, viele mehr. Trotzdem ist es nicht
richtig! Statt von Lohnnebenkosten sprechen wir lieber von Sozialkosten.
Beiträge in die Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung dienen
unserer Existenzsicherung, um Not und Armut zu vermeiden. Das sind
bestimmt keine Nebenkosten, die mal eben gekürzt oder gestrichen
werden können, wie der Begriff „Nebenkosten“ wohl suggerieren soll. Unser hoher
Anteil belegt unsere hervorragende internationale Konkurrenzfähigkeit. Bei allem hinlänglich bekannten Gejammer der
Unternehmer, besonders zu Zeiten auslaufender Tarifverträge, ist
unübersehbar, dass heimische Produkte seit Jahrzehnten bis
heute einen oberen Platz in der Export - Weltrangliste sichern. Wir
sollten uns nicht Glauben machen lassen, der Weltuntergang sei nahe,
wenn andere Länder auch einmal mit dem einen oder anderen Produkt
bessere Geschäfte machen.
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Billiglöhne
und Lohnsenkungen Politik und
Wirtschaft wollen "hohe Löhne" senken, um "Arbeitsplätze
zu schaffen". Doch in Ländern mit niedrigeren Löhnen besteht ebenfalls hohe Arbeitslosigkeit. Und in
den vielbeschworenen Billiglohnländern, auch im Osten: Zusätzlich
zu bitterster Armut noch höhere Arbeitslosigkeit. Mit 1Euro-Jobs,
oder mit "konkurrenzfähigen Einkommen auf dem Niveau
von Billiglohnländern", kann in Deutschland niemand seinen Lebensunterhalt
bestreiten und schon gar nicht seine Familie ernähren. Armut und der
wirtchaftliche Kollaps Deutschlands mit
noch höherer Arbeitslosigkeit wären zwangsläufig. Die typische
Struktur, wie wir sie aus den armen Ländern kennen: Eine kleine
Schicht der Superreichen, auf der anderen Seite ein Volk in tiefster Armut.
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Der
Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus: Der Wahrheit ins Gesicht
sehen Alle bisherigen
Versuche, die seit fast zwei Generationen in unserem Lande herrschende
Massenarbeitslosigkeit zu lindern oder gar zu beseitigen, sind mehr
oder weniger deutlich gescheitert. Die herrschenden Eliten in Politik,
Ökonomie und Ökonomik haben in fast 30 Jahren eine nahezu pathologische
Fähigkeit entwickelt, statistische Realitäten über die Entwicklung
des gesamten volkswirtschaftlichen Arbeitsvolumens und seine Beziehung
zum wirtschaftlichen Wachstum und zur technologischen Rationalisierung
zu ignorieren und aus allen Erwägungen zur Verringerung der Arbeitslosigkeit
systematisch auszuklammern. Quelle:
arbeitneudenken
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Länder
verlangen Ende der Lohndiskriminierung
26.6.2012 Die Gleichstellungs- und Frauenministerinnenkonferenz
hat auf der zweitägigen Konferenz am 14. und 15. Juni
in Nürnberg die Bundesregierung aufgefordert, geeignete
Maßnahmen sowohl gesetzlicher als auch nicht gesetzlicher
Art zu entwickeln, um die Entgeltdiskriminierung zu
beenden. Die unbereinigte Entgeltlücke zwischen
Frauen- und Männergehälter beträgt in der Bundesrepublik
Deutschland 23 Prozent.
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Rettungspaket
für Zypern?
Staatsgeheimnis
Bankenrettung Mit dem 10 Milliarden EU-Rettungspaket
für Zypern wird endlich öffentlich eingeräumt, dass
die EU-Rettungsschirmgelder nicht Zypern und seinen
Bürgern zukommen, sondern zur "Bankenrettung"
verwendet werden. Um "Bankenrettung" ging
es auch bei früheren Rettungspaketen, ob Irland, Spanien,
Portugal oder Griechenland. Auch dort wurden mit Hilfe
des EU-Rettungsschirm-Kredits alle ausländischen Gläubiger
bedingungslos freigekauft, obwohl sie einfach nur schlecht
investiert hatten. Schon in mindestens 52 Fällen haben
Europas Regierungen von Insolvenz bedrohte Banken mit
Staatsgeld gestützt und deren Kreditgeber so vor Verlusten
bewahrt. Darum mussten sich Irland, Spanien, Griechenland
und Portugal gut 150 Milliarden Euro beim Rettungsschirm
der Euro-Zone und dem IWF leihen. Wer sind die Gläubiger,
die ausbezahlt werden? Warum müssen sie nirgendwo selbst
die Verluste aus ihren Fehlinvestitionen tragen, so
wie es sonst bei jedem anderen Pleiteunternehmen üblich
ist? Wer mit diesen Fragen durch Europa reist, der macht
erstaunliche Erfahrungen. Als handele es sich um ein
Staatsgeheimnis, verweigern alle Verantwortlichen die
konkrete Auskunft... Mehr
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Leben
mit abnehmender Erwerbstätigkeit, heute und morgen.
In
den 20 größten Volkswirtschaften der Welt wurden zwischen
1995 und 2002 in der Produktion 31 Mio Stellen gestrichen.
Im gleichen Zeitraum verlor China über 15 Millionen
Fabrikarbeitsplätze. "Das Ende der Arbeit
und ihre Zukunft" Jeremy Rifkin, 2005.
Die Arbeit wird stetig weniger
durch steigende Produktivität infolge des technischen Fortschritts. Der
Ersatz menschlicher Arbeit - und damit der Erwerbstätigkeit - durch
steigende Produktivität nimmt in der Zukunft noch stärker zu. Immer
leistungsfähigere Software ersetzt zunehmend auch höher qualifizierte
Beschäftigte. Wie
lange es bis zum globalen "Ende der Arbeit" dauern kann, sei
dahingestellt. Wir leben in der Zeit des Umbruches, der ständigen
Abnahme der Erwerbstätigkeit. Die Zukunft der Arbeit hat bereits begonnen. Siehe auch Globale
Arbeitslosigkeit.
Für diese Übergangs-Phase brauchen wir zur Überwindung der Erwerbskrise zuallererst wirksame und nachhaltige Lösungen.
Sie bereiten den sozialverträglichen Weg in eine gesicherte Zukunft, in
der Arbeit als Existenzgrundlage ihre heutige Bedeutung verloren hat.
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Seit
Jahren versuchen Wirtschaft und einvernehmliche Parteipolitik die
abnehmende Erwerbstätigkeit
aus der öffentlichen Diskussion herauszuhalten. Mit
breitangelegten Propaganda-Aktionen, um 2010 mit Jobwunder,
danach mit Fachkräftemangel
wird die tatsächliche
Arbeitsmarktsituation in Deutschland ausgeblendet.
INHALTSVERZEICHNIS
Zukunft
der Arbeit - Zusammenfassung
(PDF)
Sonderseiten zu speziellen
Themen
Letzte
Bearb.9/23
1 Wir leben in einer
Erwerbskrise, wie kann sie überwunden werden? 1.1
Arbeitslosigkeit
und prekäre Beschäftigung - soziales
Hauptproblem in Deutschland. 1.2 Arbeitslosen-Statistik
und Arbeitsmarktrealität
Letzte
Bearb.2/21. 1.3 Zur
Situation von Hartz IV Empfängern
2 Wir erwirtschaften
genug für alle - es geht um Verteilung
2.1
Teilhabe
für alle 2.2
Der Reichtum der Bundesrepublik 2.3
Umverteilung
1980 bis heute - "Lambsdorff-Papier" und "Diktat
der leeren Kassen"
3 Maßnahmen zur Überwindung
der Erwerbskrise - Notwendige Regelungseingriffe Letzte
Bearb.07/18 3.1
Steuer- und Finanzpolitik: Handlungsfähigkeit
des Staates wieder herstellen 3.1.1
Angemessene
Besteuerung von Unternehmensgewinnen und Vermögen
3.1.1.1 Steuerreform - Steuergerechtigkeit herstellen 3.1.1.2 Vollzugsdefizite
beseitigen
3.1.1.3 Steuerhinterziehung
bekämpfen
3.1.2 Wirtschafts-Subventionen
abbauen
3.1.3 Einführung
einer Wertschöpfungsabgabe
3.1.4 Finanzmärkte
regulieren 3.2 Arbeitszeitverkürzung 3.3 Mindestlöhne
flächendeckend - Arbeit muss sich wieder lohnen 3.4 Staatliche Maßnahmen 3.4.1
Arbeitsplätze schaffen durch
öffentliche Aufträge 3.4.2 Personalbedarf anpassen
im öffentlichen Dienst 3.4.3 Unterbezahlte Arbeit
und private Leiharbeit minimieren 3.4.4 Staat als Miteigentümer 3.4.5 Staat als Vorreiter 3.5
Soziale Sicherung zukunftssicher
gestalten 3.6 Internationale Regelungen
4 Ursachen der Massenarbeitslosigkeit
- Was muss geändert werden 4.1 Lohn und Lohnnebenkosten -
Scheinlösung Billiglöhne 4.2 Längere Arbeitszeit? 4.3 Globalisierung 4.4 Technischer Fortschritt - Steigende
Produktivität 4.5 Erwerbsbeteiligung von Ausländern
- Zuwanderung 4.6 Erwerbsbeteiligung von Frauen 4.7 Schwarzarbeit 4.8 Steuer- und Finanzpolitik 4.9
Finanzkrisen 4.9.1 Internationale
Finanzmarktkrise - Ursachen und Konsequenzen 4.9.2
EU-Schuldenkrise
5 Folgewirkungen der
Massenarbeitslosigkeit
6 Ausblick - Wirtschaftliche
und gesellschaftliche Entwicklungen
7 Umsetzung - Ideen
gibt es viele, aber wie realisieren
Sonderseiten zu speziellen
Themen
Angela
Merkel und die Flüchtlingsprobleme 2017 Arbeitskräfte aus den EU-Ländern Einkommens-Umverteilung 1980 bis heute -
"Lambsdorff-Papier" und "Diktat der leeren Kassen"
EU-Schuldenkrise Fachkräftemangel trotz
Massenarbeitslosigkeit? (letzte
Bearb.09/23) Finanzmarktkrise kompakt - Zusammenfassung Finanzmarktkrise - Ursachen und
Folgen (Langfassung) Flick
Affäre Geld ist
vorhanden - aber unsozial verteilt Zum
Beispiel "Gesundheitsprämie" - Merkel BTW 2005 Gesundheitsreformen unter Kohl
1982-1998 Gesundheitsreformen unter Schröder
1998-2005 Gesundheitsreformen unter Merkel
2005 bis heute Globale
Arbeitslosigkeit Koalitionsvertrag 2013
schlimmer als 2005 Mehr
statt weniger Staat - Vom Vorrang öffentlicher
Beschäftigung Privatisierung öffentlicher
Einrichtungen ÖPP/PPP - CBL - TiSA Die
Reichensteuer ist lächerlich - Offener Brief Sozialabbau unter Kohl
1982-1998 Sozialabbau unter Schröder
1998-2005 Sozialabbau und Umverteilung unter Merkel 2002/2005 bis
heute Zuwanderung und
Arbeitsmarkt (letzte
Bearb.09/23)
Schräges und
Anderes - von Politikern und Menschen
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Kap.1 Wir leben in einer Erwerbskrise,
wie kann
sie überwunden werden?
1.1 Massenarbeitslosigkeit und
prekäre Beschäftigung ist das
soziale Hauptproblem. Die
anhaltende Massenarbeitslosigkeit und weiter steigende prekäre Beschäftigung ist die drängendste
politische, wirtschaftliche und soziale Herausforderung in Deutschland.
Massenarbeitslosigkeit
und prekäre Beschäftigung bedrohen unsere Existenzgrundlage. Sie
hat bereits Millionen Menschen
in die Armut getrieben. Seit über 30 Jahren verursacht sie millionenfache
Einkommenseinbußen und gebrochene Erwerbsbiografien. Die Kinderarmut
hat in unserem Land, einem der reichsten der Welt, stark zugenommen.
Stark zunehmende Altersarmut ist vorprogrammiert. Erwerbstätigkeit
ist Lebens- und Existenzgrundlage fast aller. Ihr Verlust lässt
Menschen und Familien zerbrechen; bedroht und zerstört das Selbstwertgefühl
von Millionen Menschen, die sich und ihren Familien ein angemessenes
und gesichertes Leben erarbeiten wollen und nicht können, weil
nicht genügend anständig bezahlte Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Massenarbeitslosigkeit und
prekäre Beschäftigung
untergraben die finanzielle Basis des Sozialstaats. Steuereinnahmen
sinken oder fallen ganz weg. Die Kosten der sozialen Hilfe und staatliche
Ersatzleistungen für die Sozialversicherung steigen. Sie führt bei
der Sozialversicherung zu drastischen Einnahmeausfällen und verursacht
zusätzliche Kosten für Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe.
Geringere und
ganz wegfallende Einnahmen und steigende Ausgaben führen zu Beitragserhöhungen.
In Folge der millionenfachen Arbeitslosigkeit nehmen auch psychische
Erkrankungen immer mehr zu
und belasten die Krankenversicherungen zusätzlich. Ein weiteres
Problem, das der sozialen Sicherung - dem Sozialstaat - zu schaffen
macht, ist die Tendenz zur Auflösung des Normalarbeitsverhältnisses,
die mehr und mehr zu beobachten ist und die Beitragsbasis erodiert.
Statt unbefristeter und dauerhafter Beschäftigung werden befristete
Beschäftigungsverhältnisse geboten,
statt Vollzeitarbeit Teilzeitarbeit und statt Teilzeitarbeit geringfügige
Beschäftigungsverhältnisse, die nicht versicherungspflichtig sind.
Demographisches
Renten-Problem? Mit
vielen "Reformen" wurden die Probleme vergrößert. Mit
den „Rentenreformen“ ab 1992 - ganz besonders die Riester-Reform
- wurden massive Leistungsreduzierungen, Eingriffe in die Rentenanpassung
und Rentenniveau-Senkungen durch zahllose Gesetzesänderungen von
den bisherigen Regierungsparteien, Schwarz-Gelb-Rot-Grün, beschlossen.
Das Ergebnis: Die GRV kann - trotz Rentenbeiträgen auf hohem Niveau
- Altersarmut künftig nicht mehr vermeiden. Als Begründung wurde
in der öffentlichen Darstellung der "demographische Wandel
mit dramatischen Auswirkungen" ab etwa den 2040er Jahren beschworen. Diese Prognosen
- grundsätzlich möglich - sind in ihrer Auswirkung
jedoch dramatisch überzeichnet. In
der "Demographie-Debatte" meist unterschlagen: Der
Anteil der alten Menschen wird wieder sinken, sobald
die geburtenschwachen Jahrgänge ins Rentenalter kommen. In
Wirklichkeit sind die Renten nicht sicher, weil in den letzten 30
Jahren Millionen Arbeitsplätze abgebaut oder prekarisiert wurden, deshalb zu wenig
Rentenbeiträge gezahlt werden (und weil die gesetzliche
Rentenversicherung, anders als die berufsständischen
Rentenversicherungen
, mit milliardenhohen versicherungsfremden
Leistungen
belastet wird). Wären weiterhin so viele Babys
geboren worden wie bis zum "Pillenknick", hätten wir heute
vielleicht 20 Millionen statt 8 Millionen Arbeitssuchende und keinen
Cent mehr in der Rentenkasse. Erwerbsfähig im demographischen Sinne
ist jeder Mensch zwischen 18 und 65, erwerbstätig oder gar sozialversicherungspflichtig
beschäftigt ist er damit noch lange nicht. Wir haben einen beträchtlichen
Mangel an Steuer und Sozialbeiträge leistenden Erwerbstätigen. Wäre
die rein biologische Betrachtungsweise richtig, müßten alle Entwicklungs-
und Schwellenländer mit ihren phantastischen Geburtenzahlen und
prächtigen Alterspyramiden glänzend finanzierte soziale Sicherungssysteme
haben. Das ist offensichtlich nicht der Fall und widerlegt
die Demographie-Debatte, der sich inzwischen fast alle Politiker
virtuos bedienen. Die Alterung der Gesellschaft kann bewältigt werden durch den
Abbau der Arbeitslosigkeit, normaler Entlohnung und angemessener
Teilhabe an den Produktivitätsgewinnen. Hintergrund-Informationen
auf Rentenreform-Alternative.
Der Abbau von Normalarbeitsplätzen wird ebenso politisch gefördert
wie die Belastung der Sozialsysteme durch Fremdleistungen, Aushöhlung
des Solidarprinzips durch Bonusprämien, Kopfpauschale, Begrenzung
der Arbeitgeberanteile und daraus resultierender höherer Arbeitnehmeranteile
der Versicherten. Die zusätzlich erforderliche Privatversicherung
(Riesterrente) zur gesetzlichen Rentenversicherung kann von Geringverdienern,
bei prekärer Beschäftigung, häufiger Arbeitslosigkeit meist nicht
erbracht werden. Über 600 Milliarden Euro betragen die versicherungsfremden
Leistungen, die statt
aus dem Bundeshaushalt aus der Rentenkasse finanziert wurden,
allein in der Rentenversicherung seit 1957 bis heute. Weil
die Finanzierung dieser "versicherungsfremden / nicht
beitragsgedeckten Leistungen" durch den Bund nicht
vollständig ausgeglichen wird, mussten die Beitragssätze zu den
Sozialversicherungen mehrfach angehoben werden. Mit all diesen,
bisher gescheiterten und auch künftig zum Scheitern vorprogrammierten,
Maßnahmen will Politik und Wirtschaft die seit über 30 Jahren andauernde
und steigende Massenarbeitslosigkeit bezahlbar machen. Nicht
der Sozialstaat ist zu teuer, sondern die Arbeitslosigkeit und ihre
Folgekosten. Massenarbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung ist die teuerste Art der Arbeitszeitverkürzung.
Massenarbeitslosigkeit und zunehmende
prekäre Beschäftigung - Wurzel allen Übels.
Nur mit diesem Hintergrund sind Belegschaften erpressbar, Löhne
kürzbar, Arbeitszeitverlängerungen erzwingbar, der Abbau von Schutzregelungen
und Sozialleistungen möglich. Fakt ist, alle
bisherigen politischen Ansätze sind mehr oder weniger kläglich gescheitert.
Ein nachhaltiger Ansatz unserer Regierung die katastrophale Massenarbeitslosigkeit
zu überwinden ist auch derzeit nicht erkennbar. Konnte in über dreißig langen
Jahren wirklich keine nachhaltige Lösung
gefunden und realisiert werden? Kaum zu glauben! Siehe Vom
Vorrang öffentlicher Beschäftigung
und Kap.3.4
Staatliche Maßnahmen.
Die
Erwerbstätigkeit, mit der wir unseren Lebensunterhalt
bestreiten, wird weniger. Im
Nov.2013 würden
31,8 Mio. Erwerbstätige in Vollzeit (40 Std-Woche) zur Bewältigung
des Arbeitsvolumens ausreichen, so dass ca. 13 Mio. Menschen von
offener Arbeitslosigkeit betroffen wären.
Erkauft wurde die als "Jobwunder" titulierte Erwerbstätigenzunahme
allerdings durch millionenfache prekäre Beschäftigung, die keine
eigenständige Existenzsicherung bietet. Die Regierung subventioniert
den Niedriglohnbereich, anstatt mit diesen Haushalts-Milliarden
selber Arbeitsplätze bereit zu stellen. Die Einflüsse des
seit 1960
bis heute sinkenden gesamten Arbeitsvolumen in Deutschland sind
vielfältig, wie nachfolgend dargestellt. Hauptursache ist sicher der
technische Fortschritt und die "steigende Produktivität". Die
zunehmende Substitution von menschlicher Erwerbsarbeit durch
maschinelle Arbeit von Automaten und Computern wurde bereits 1995 für
die letzten 20 Jahre von dem US-amerikanischen Soziologen und
Ökonomen Jeremy Rifkin* in Studien dargelegt und verstärkte
Effekte für die Folgezeit extrapoliert. Bis zum "Ende der Arbeit", in
dem die menschliche Arbeit nahezu vollständig durch technische
Einrichtungen und Prozesse ersetzt ist, scheint es allerdings noch ein
längerer Weg. Bis dahin sind noch viele Anpassungsprozesse
erforderlich. Nicht nur in den industrialisierten Ländern, sondern auf
der gesamten Welt. Und bis dahin gibt es noch viel zu tun. Wir leben
jedoch bereits im Anpassungsprozess "mit immer weniger Arbeit zu
leben". Die Zukunft hat bereits begonnen. Leider "it's not very
amusing": Mit Maßnahmen gegen "zu hohe Lohn/Nebenkosten" und gegen
einem "zu teueren sozialen Netz" glaubt Politik und Wirtschaft
Arbeitslosigkeit finanzierbar machen zu können.
In der öffentlichen Diskussion
werden die wesentlichen Ursachen von Massenarbeitslosigkeit und
prekärer Beschäftigung offensichtlich ausgeblendet.
Kein Thema für Politiker? Selbst in den vielen TV-Shows, Dokumentationen
und TV-Diskussionsrunden scheinen sie nicht wirklich ein Thema zu
sein. Ihre Kenntnis
ist aber Voraussetzung, um zu wirksamen und nachhaltigen Lösungen
zu gelangen. Ist die heutige Entwicklung zwangsläufig und auch für die Zukunft
unvermeidbar? Um es vorweg zu nehmen: Ganz sicher nicht! Wie
nachfolgend ausführlich begründet.
1.2 Arbeitslosen-Statistik
und Arbeitsmarkt-Realität Aktual.02/14, gilt
beispielhaft auch für Folgejahre!
Zur
laufend aktualisierten Statistik
der tatsächlichen Arbeitslosenzahlen
O-Ton
Arbeitsmarkt - Menschen ohne Arbeit
Anfang 2010 erzählte eine Bekannte, die sich wegen drohender Entlassungen
ihrer schwächelnden Firma vorsorglich bei einem anderen Betrieb
bewarb, dass sie gar keine Antwort auf ihr Bewerbungsschreiben erhielt.
Nach einer Weile erkundigte sie sich telefonisch nach den Gründen
und erhielt von der Personalstelle die Antwort: "Wir haben
auf unser Stellenangebot 850 Bewerbungsschreiben (gegenüber offiziellem
Durchschnitt von 13 Bewerbungen) erhalten und sehen
uns außerstande alle zu beantworten". Im Februar 2010 ergibt
sich aus der BA-Statistik: 3,6
Mio Arbeitslose. (267000 gemeldete Stellen). Im Dez.
2013, 4 J. später, nach
BA-Statistik: 2,9
Mio Arbeitslose. (414000 gemeldete Stellen).
Doch
diese offiziellen Zahlen spiegeln die Arbeitsmarkt-Realität nicht wieder:
Arbeitslose,
die in der offiziellen Arbeitslosenstatistik der BA fehlen: Arbeitslose,
die krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildungen
teilnehmen und fast alle Arbeitslosen, die älter als 58 sind, sie alle
erscheinen nicht in der offiziellen Statistik. 2009 kam eine weitere
Ausnahme hinzu: Wenn private Arbeitsvermittler tätig werden, zählt der
von ihnen betreute Arbeitslose nicht mehr als arbeitslos, obwohl er
keine Arbeit hat. ARD:
Wer in der BA-Arbeitslosenstatistik fehlt PDF
Wikipedia 3,7 Millionen Arbeitslose
im Dez. 2013 ist die tatsächliche Zahl,
die auf amtlichen
Daten beruht.
Zur
laufend aktualisierten Statistik
der tatsächlichen Arbeitslosenzahlen
Offene Stellen
Gemeldete Stellen nach BA
im Dez. 2013 414.000 Arbeitsangebote Kap.I-3.1
Gesamte Stellenangebote nach IAB
im 3.Q.2013 868.000 Arbeitsangebote
Kap.I-3.3
Bei
all den Stellenangeboten wird in der öffentlichen Darstellung nicht
unterschieden zwischen normal entlohnter unbefristeter Arbeit und den
vielen Formen prekärer Beschäftigung. Die Arbeitsstellen-Angebote
umfassen neben Vollzeitstellen, Teilzeit- und Midi-Jobs, Leiharbeit
bzw. Werkvertragsbeschäftigung und geringfügige Mini-Jobs. Darunter
sehr viele Stellen mit Niedriglöhnen, die zur Existenzsicherung
staatliche Hilfe erfordern. Fakt ist, viele dieser Stellenangebote
können die prekäre Lebenssituation der Arbeitslosen nicht wirklich
verbessern. Wie realistisch sind diese
Stellenangebote? Das
Internet-Portal der Bundesagentur für Arbeit durchsucht zwar auch
private Job-Börsen im Internet. Dabei kann es auch passieren, dass sich
Anzeigen für die selbe Stelle doppeln oder Anzeigen für bereits
vergebene Jobs noch nicht entfernt wurden (s.oben ARD zur
Arbeitslosenstatistik).
Die Zahl
der Bewerber um Stellenangebote ist viel höher als die der tatsächlich
Arbeitslosen Auch Inhaber schlechterer und prekärer
Arbeitsplätze suchen anständig bezahlte, unbefristete
und sozialversicherungspflichtige Normal-Arbeitsangebote.
Jobs, von
denen niemand leben kann Abgesehen von den Abweichungen
der Arbeitslosen-Statistik zur tatsächlichen Arbeitslosigkeit, siehe
oben, ist es "wenig realitätsbezogen" die Arbeitsmarktsituation
auf den Extremfall Arbeitslosigkeit - also den völligen Verlust
der Erwerbsarbeit - zu begrenzen. Auch Erwerbstätige in prekären
Jobs: Von Vollzeit-Erwerbstätigen im Niedriglohnbereich über Teilzeit- und befristet
Beschäftigte,
Leiharbeiter (seit etwa 2011 wird Leiharbeit zunehmend durch Werkverträge
ersetzt) bis zu geringfügig beschäftigten Minijobber einschliesslich
Armuts-Solo/Scheinselbständige suchen eine solide Arbeitsstelle. Eine
Erwerbstätigkeit mit der ihre und die Existenz ihrer Familien gesichert
ist. Dieser Arbeitsstellen-Bedarf wird in der öffentlichen Darstellung
der Arbeitslosigkeit völlig ignoriert. Zudem erhöht sich die
Bewerberzahl um die große Anzahl der nicht gemeldeten Arbeitslosen der
sogenannten Stillen Reserve. Damit ist die Anzahl der Arbeitssuchenden zwangsläufig
wesentlich höher als die Zahl - auch der tatsächlichen - Arbeitslosen.
Das hat aber auch die Konsequenz, dass Arbeitslose noch weniger
Chancen haben wieder in Arbeit zu kommen, geschweige denn eine existenzsichernde
Anstellung, die keine staatliche Unterstützung erfordert, zu erhalten.
Rund
8 Millionen atypisch Beschäftigte in 2012 2012 gab es 7,89
Millionen atypisch Beschäftigte, wie das Statistische Bundesamt
auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensusam 28.08.2013 mitteilt.
Seit 1991 war der Anteil atypisch Beschäftigter (12,8%) nahezu kontinuierlich
gestiegen und hatte 2007 seinen bislang höchsten Wert von 22,6 %
erreicht. Im Jahr 2012 mit 21,8% atypisch Beschäftigter an allen
Erwerbstätigen, war der Anteil sogar etwas rückläufig. Zu den atypisch
Beschäftigten werden befristet Beschäftigte, Teilzeitbeschäftigte
mit bis zu 20 Wochenstunden, geringfügig Beschäftigte und Zeitarbeiter
(Leiharbeit) gezählt. Destatis-Pressemitteilung
285/Aug.2013
Diese
Zahl ist sicher zu niedrig. Destatis zählt z.B. Beschäftigungen
ab 20 Arbeitsstunden pro Woche zu den Normalarbeit-Beschäftigten.
Die große Gruppe der Niedriglöhner wird erst gar nicht als atypisch
Beschäftigte berücksichtigt.
16 Millionen benötigen 2013 eine anständig bezahlte und sichere
Arbeitsstelle
Wer
alles eine anständig bezahlte und sichere Arbeitsstelle
benötigt: Menschen
wollen und müssen von ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt
und den ihrer Familie bestreiten können. Und zwar ohne
auf staatliche Hilfe oder Unterstützung angewiesen sein
zu müssen. Das wurde in unserem Land über viele Jahrzehnte
durch das vorherrschende Normalarbeitsverhältnis sichergestellt.
Durch die Politik
der Umverteilung seit den 1980er Jahren ist
dies mittlerweile bei 16 Millionen atypischen, prekären Beschäftigungsverhältnissen
nicht mehr gegeben. Diese niedrig bezahlten Vollzeit-
und oder befristeten, Teilzeit-, Leiharbeits-, Werkvertrags-,
Midi- und Mini-Beschäftigungsverhältnisse ermöglichen
keinen eigenständigen Lebensunterhalt mehr. Sie machen
staatliche Unterstützung not-wendig und sind Ursache
dass nicht nur Arbeitslose eine Arbeit suchen, sondern
auch viele Millionen Beschäftigte zusätzlich einen sicheren
und anständig bezahlten Arbeitsplatz suchen, der ihnen
samt Familie einen akzeptablen Lebensstandard ermöglicht.
Einen wesentlichen Einfluss hat Beschäftigung und
Lohnhöhe
auch auf die Alterssicherung: Prekäre Beschäftigung führt zwangsläufig zu
niedrigen Renten
und Altersarmut sowie hohen Sozial-Folgekosten.
16 Millionen benötigen 2013 eine anständig
bezahlte und sichere Arbeitsstelle: 3,70
Mio tatsächliche Arbeitslose 0,72 Mio
der Stillen Reserve im engeren Sinn (restliche bei tatsächlich
Arbeitslosen enthalten).
8,7 Mio Niedriglöhner
als größte Gruppe der prekär Beschäftigten, dazu gehören:
2,30 Mio NL
in Vollzeit-Beschäftigung (10,8% von 21,65
Mio Vollzeitbeschäftigte
*(Nach
DGB 4,90 Mio NL
in Vollzeit (22,8%
nach DGB von 21,65
Mio Vollzeitbeschäftigte) 1,55
Mio NL in Teilzeit-Beschäftigung (20,9% von 7,4
Mio Teilzeitbeschäftigte) 4,05
Mio NL in geringfügiger Beschäftigung (84,3% von 4,8
Mio ausschl. Minijobber) 0,80
Mio Niedriglöhner unter den Solo-Selbständigen 2,9
Mio (1,86 Mio befristetet Beschäftigte, 0,26 Mio
in Leiharbeit und 0,75 Mio Minijobber, jeweils ohne Niedriglöhner). 1,86
Mio (2,8
Mio (9,5%
nach IAB
von 29,2
Mio)
Befristete - 0,94 Mio befrist.Niedriglöhner
(33,5% von 2,8 Mio) = 1,86 Mio) 0,26 Mio
(0,85
Mio Leiharbeiter - 0,54 Mio Leih-Niedriglöhner (67,7%) = 0,26 Mio) ....
Mio
Werkvertrags-Beschäftigte, keine
Daten verfügbar: Grund.
Prozentangaben
für NL,
wenn nicht anders angegeben, aus Datenreport
2013 Tab.7(S.134) Beschäftigte mit Niedriglohn 2010
(Diese Prozentangaben von 2010 wurden für 2013
übernommen. Niedriglöhner
haben in den letzten Jahren (IAQ) zugenommen). Beschäftigtenzahlen 2013 von Destatis, nur Solo-Selbständige
von DIW, Leiharbeiter von BA, Stille Reserve von IAB. Niedriglöhner
in anderen Quellen (jeweils ohne Solo-Selbständige-Niedriglöhner): *DGB-Studie:
4,6 Mio Niedriglohnbeschäftigte in Vollzeit 2010 IAQ:
Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten betrug im Jahr
2011 knapp 8,1 Millionen. IAB:
Geringverdiener 2010 in Deutschland (24,1%) entspricht
7,1 Millionen Personen.
Das
heisst, in Wirklichkeit steht den 868.000 offenen Stellen ein
Bedarf an 16 Millionen anständig
bezahlter und sicherer Arbeitsstellen
gegenüber. 2013 kommen auf jede offene
Stelle im Durchschnitt über 18 Arbeitsuchende.
Da nutzt es wenig, die "Ärmel hochzukrempeln" (Kohl)
oder sich von "spätrömischer Dekadenz" (Westerwelle) zu
entwöhnen, wenn gar nicht genügend Erwerbsstellen vorhanden sind.
Trotzdem verfolgen
alle Bundesregierungen seit Kohl unbeirrbar ihr Ziel: Arbeitslosigkeit
muss durch die Senkung von Arbeitslosenunterstützung,
Lohn und "Lohnnebenkosten" bekämpft werden. Auch
2013 soll die rund 20fache Überzahl Arbeitsuchender einen
Anreiz bekommen, die wenigen offenen Stellen zu besetzen.
Aktuelle
Entwicklung atypischer und prekärer Beschäftigung
DGB, 21.11.2013 „Rekord bei der Beschäftigung“ und „mehr reguläre
Jobs“, so lauten aktuelle Schlagzeilen zum Arbeitsmarkt. Ein genauer
Blick zeigt jedoch: Den Wandel der Arbeitswelt begleitet ein schleichender
Bedeutungsverlust der Normalarbeit. In den letzten 20 Jahren hat
die Erwerbstätigkeit um 3,6 Mio, aber auch prekär/atypisch
Beschäftigte um 3,3 Mio zugelegt, Normalarbeitsplätze sind um zwei Mio
gesunken. Untersuchungen zeigen, dass „die Lohnungleichheit in Deutschland deutlich
gewachsen“ und der hiesige Niedriglohnsektor zu
den größten in der EU zählt.
Gegenüber 1991 ist das gesamtwirtschaftliche
Arbeitsvolumen um 2 Milliarden Stunden gesunken. Zwar sind mehr Menschen erwerbstätig (inkl. Mini-Jobs,
etc.), doch ein
gestiegenes Sozialprodukt wird mit einem niedrigeren Arbeitsvolumen
erwirtschaftet als 20 Jahre zuvor. Produktivitätsfortschritt
und Strukturwandel begünstigen diese Entwicklung...
|
Arm trotz
Arbeit - Prekäre Beschäftigung in D Immer mehr Beschäftigten
reicht ihr Arbeitseinkommen nicht zum Leben. Die Probleme von
heute wuchsen unter der Kohl-Regierung ab 1982 zur bekannten, erschreckenden Größe:
Die Arbeitslosigkeit stieg von 1,8 Mio. im Jahr 1982 auf 4,28 Mio.
im Jahr 1998. Der Kündigungsschutz wurde durch befristete
Arbeitsverträge eingeschränkt und gleichzeitig eine Flexibilisierung
der Arbeitszeit eingeführt mit der Folge: Zunahme geringfügiger
Beschäftigung, befristeter Arbeitsverhältnisse und Teilzeit anstelle
von Normalbeschäftigung. Die Politik der Schröder-Regierung
hat, unter tatkräftiger Unterstützung von FDP und CDU/CSU, mit der umfassenden Deregulierung
der Leiharbeit und veränderten Rahmenbedingungen bei den Minijobs,
die deren Ausweitung begünstigt haben, im Jahre 2003 mit der HIV-Einführung
weitere
Schleusen geöffnet, die das Lohnniveau noch stärker unter Druck gesetzt
haben.
Wenn es zum Leben nicht reicht, wird Hartz IV beantragt.
Das
ist staatlich sanktioniertes Lohndumping,
das
zur Absenkung des Lohnniveaus für alle Arbeitnehmer führt. Durch die Verweigerung des
gesetzlichen
Mindestlohns fand diese Politik gegen existenzsichernde Vollerwerbsbeschäftigung
ihre Fortsetzung durch die Regierungen unter Merkel. Wachsender
Leistungsdruck und überzogene Qualifikationsanforderungen (Abitur
oder mittlere Reife für kaufmännische Gehilfen- oder Facharbeiter-
Ausbildung, Küchenhilfe mit "Führerschein und selbstständiger
und eigenverantwortlicher Arbeitsweise", etc.) führen verstärkt
dazu, dass für "Geringerqualifizierte" immer weniger Arbeit
verfügbar ist. Diese Arbeits- und Lehrstellen werden mit eigentlich
Überqualifizierten besetzt.
Die Beschäftigungschancen der dadurch Verdrängten sinken nicht nur,
viele von ihnen geraten in die Abwärtsspirale der Langzeit-Arbeitslosigkeit
(Hartz IV), der nur die wenigsten entkommen können.
Prekär
oder Atypisch? Die stetige Zunahme unsicherer,
schlecht bezahlter* und nicht sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigungsverhältnisse wurde unter der griffigen
kurzen Bezeichnung "prekäre Beschäftigung"
öffentlich diskutiert und kritisiert. Im krassen Gegensatz
dazu die offiziellen positiven Meldungen von Regierung,
Ministerien und Ämtern zur Arbeitsmarktlage. "Die
Arbeitslosenzahl ist seit 2005 von 4,86 Mio. auf 2,98
Mio. (2011) gesunken" oder "2012 waren
durchschnittlich rund 41,5 Millionen Personen erwerbstätig. Seit
2005 ist die Zahl der Erwerbstätigen um insgesamt 2,66
Millionen gestiegen". Sie gipfeln
in den Behauptungen von "Fachkräftemangel"
und "Jobwunder" bei millionenfacher Arbeitslosigkeit.
Das Geheimnis dieser "faktenunterlegten" Widersprüche
offenbart sich auf einfache Weise: Wenn in amtlicher
Arbeitsmarkt - Berichterstattung von Erwerbstätigen
die Rede ist, verbirgt sich dahinter die Vielzahl prekärer
Erwerbstätigkeiten, eben von unterbezahlten, befristeten,
sozial nicht abgesicherten, geringfügigen, Teilzeit-, Leih-,
und Werkvertrag-Arbeitsplätzen, die insgesamt vermehrt wurden
durch Aufsplittung von Normalarbeitsplätzen, sowie der Scheinselbstständigkeit
bzw. "arbeitnehmerähnlichen Selbständigkeit".
Um die Lage am Arbeitsmarkt beschönigen zu können passt
der negativ besetzte Begriff "prekär" aber
so gar nicht. Dazu soll - Orwell lässt grüßen - die
neutraler wirkende Bezeichnung "atypisch"
verhelfen . In vielen Fachveröffentlichungen und amtlichen
Erläuterungen wird zuvorderst behauptet "atypisch
darf nicht gleichgesetzt werden mit prekär". Die
Definition von atypisch ist verkürzt auf Befristung,
Teilzeit (mit 20 oder weniger Stunden pro Woche, Zeitarbeit
(statt Leiharbeit) und geringfügige Beschäftigung (für
Niedrigstlohn-Jobs). Damit lässt sich leichter behaupten
diese Beschäftigungen "sind aufgrund
eigener Interessen absichtlich gewählt". "Niedriglohn"
oder "Unterbezahlung"
und "nicht sozialversicherungspflichtig" obwohl
"nicht typisch" für ein "Normalarbeitsverhältnis"
sind gleich ganz ausgeklammert. Das passt auch so gar
nicht zur unterstellten "absichtlichen Beschäftigungswahl",
die es selbstverständlich auch gibt. Als Alibi muss
die von vielen Frauen gewählte Teilzeit-Beschäftigung,
als Kompromiss von Erwerbstätigkeit, Haushalt und
Kindererziehung, herhalten. Doch viele Teilzeit
beschäftigte Frauen sind unterbezahlt und würden
auch
gern länger arbeiten.
Und natürlich ist "Unterbezahlung" auch
nicht statistisch getrennt erfasst als
Vollzeitbeschäftigte
mit Niedriglohn, sie wird statistisch der "Normalarbeit"
zugeschlagen. Ein weiterer Trick, um die Zahl der atypischen
Beschäftigungen statistisch zu reduzieren, ist die Definition
der "Normal-Arbeitszeit" auf herunter bis
zu 20 Stunden festzulegen. Bei einer Normalarbeitszeit
mit 20 Wochenstunden ist sicher keine normale existenzsichernde
Entlohnung wie bei tatsächlichem Normalarbeitsverhältnis
gegeben. *(nicht
zu vergessen die Kürzung oder Streichung von Sonderzahlungen
und betrieblicher
Sozialleistungen)
------------------------------- Prekär
bzw. "atypisch"
Beschäftigte erhalten
meist kein existenzsicherndes Einkommen, verdienen durchschnittlich weniger als Normalbeschäftigte
und bekommen deutlich häufiger einen Niedriglohn“. Dazu kommen in
der Regel fehlender arbeitsrechtlicher Schutz, keine
oder geringe betriebliche Sozialleistungen,
keine oder wenig soziale Absicherung, kein oder erschwerter Zugang zu Weiterbildung,
keine berufliche Aufstiegschancen, Wettbewerbsnachteile auf dem Arbeitsmarkt. --------------------------------
|
Vollzeitbeschäftigte
mit Niedriglohn - DGB-Analyse Sept.2012
PDF In
2010 waren bereits 4,66 Mio. Vollzeit-Beschäftigte mit sozialversichertem
Job im Niedriglohnsektor beschäftigt. Damit zählten insgesamt 22,8
Prozent der Vollzeitbeschäftigen – die Auszubildenden nicht mitgezählt
– zu den Geringverdienern. Die bundesweite Niedriglohnschwelle nach
amtlicher Entgeltstatistik für
diese Vollzeitbeschäftigten lag Ende 2010 bei Brutto
1.802 € pro Monat;
Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld darin berücksichtigt.
Rund zwei Drittel der Vollzeitbeschäftigten mit Niedriglohn sind
in den alten Bundesländern erwerbstätig. Niedriglöhne werden daran gemessen, ob das
Arbeitsentgelt kleiner ist als zwei Drittel des mittleren Entgelts
(Definition von Destatis (Statistisches Bundesamt), ILO, OECD). Entscheidend
ist, ob alle relevanten Niedriglohngruppen in die Berechnung einbezogen
werden. Da Destatis
etwa ein Fünftel aller abhängig Beschäftigten – mit meist unterdurchschnittlichen
Verdiensten – nicht einbezieht, überrascht es nicht, wenn der Niedriglohn-
Sektor
der „Normalbeschäftigten“ deutlich niedriger ausgewiesen wird als
in der DGB-Analyse. 4,9
Millionen Niedriglöhner in Vollzeit 2013.
(21648822
Vollzeitbesch. nach Destatis
davon 22,8%
nach DGB,s.oben)
Mindestlohn-Entscheidung
2013 Der
in den Koalitionsverhandlungen 2013 von der SPD durchgesetzte Mindestlohn
von 8,50 €
ist ein Fortschritt. Allerdings durch CDU/CSU-Einschränkungen so aufgeweicht, dass
gerade viele direkt betroffene Geringverdiener bis 2017 (nächste BT-Wahl) kaum
Verbesserungen erwarten können: Eingeführt werden soll der Mindestlohn
erst 2015, uneingeschränkt gelten aber erst 2017. Bis dahin
sind Abweichungen nach unten möglich: Wenn die Tarifpartner geringere
Mindestlöhne vereinbaren oder vereinbart haben, können bis 2017 Löhne noch weit unter 8,50 Euro liegen.
Mindestlohn-Orientierungswerte Welches
Einkommen mindestens nötig ist, um menschenwürdig leben zu können,
dafür existieren durchaus Regelungen. Als Orientierung für einen
gesetzlichen Mindestlohn bieten sich nach Untersuchungen des WSI
mehrere Größen an, Basis
2011, Lohnangaben auf Basis 2010:
Pfändungsfreigrenze: 8,22 €/Stunde (brutto, bei
40 Std/Wo). Grundsicherungs-Niveau: 8,50 €/Stunde (brutto,
bei 40 Std/Wo). Europäische Sozialcharta: 12,24 bis 12,40 €/Stunde
(brutto, je nach Std/Wo) Grenze zur Lohnarmut: 10,74 €/Stunde
Mindestlöhne in EU-Ländern mit vergleichbarer Wirtschaftskraft:
8,58 bis 9 €/Stunde Mindestlohn-aktueller
Überblick
Teilzeitarbeit
Teilzeitjobs
boomen, im Gegenzug gibt es immer weniger Vollzeitstellen. In vielen
Branchen könnten Teilzeitarbeiter aber nicht von ihrer Beschäftigung
leben, kritisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB. „Es gibt das
Massenphänomen der unfreiwilligen
Teilzeit
– besonders in Ostdeutschland. Es
ist ein Irrglaube, dass es sich bei Teilzeitarbeit nur um einen
Zuverdienst handelt und die Beschäftigten anderweitig finanziell
und sozial abgesichert sind“ Das
zeigt auch eine Studie des Statistischen Bundesamtes: Danach gibt
jeder fünfte Teilzeitbeschäftigte an, dass er gerne mehr arbeiten
würde. „Diese Beschäftigungsform ermöglicht meistens kein ausreichendes
Einkommen. Außerdem bekommen Teilzeitkräfte häufig einen geringeren
Stundenlohn als ihre Vollzeit arbeitenden Kollegen“, kritisiert
der DGB. Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamtes offenbarte
gar: Rund zwei Drittel der Frauen, die Teilzeit arbeiten, sind auf
ihren Verdienst existenziell angewiesen. Von Teilzeit auf freiwilliger
Basis keine Spur. Besonders betroffen: Das Hotel- und Gaststättengewerbe.
Dort sei die Quote unfreiwilliger Teilzeit sehr hoch, sagt Rosenberger
von der NGG:
„Teilzeit
in dieser Branche bedeutet in der Regel, Arbeit auf Abruf und kurzfristige
Änderung der Einsatzpläne, sodass sich Familie und Beruf kaum vereinbaren
lassen.“ Für Arbeitgeber hat Teilzeit einen großen Vorteil:
Nach einer IAB-Studie sind Teilzeitkräfte motivierter und im Verhältnis
zu ihren Vollzeitkollegen auch produktiver. Quelle: Der
halbe Mitarbeiter Ungenutzte
Potenziale in der Teilzeit - Viele Frauen würden gerne länger arbeiten
12% weniger im Durchschnitt verdienen Teilzeit- als Vollzeitbeschäftigte 2012.(bei gleicher Qualifikation) Teilzeitbeschäftigte
Juni.2013: 7,40 Mio, davon 6,02 Millionen Frauen (81%) Quelle
Destatis
Geringfügige Beschäftigung
- Mini-Job
Geringfügige Beschäftigung oder Minijob oder 450-Euro-Job
genannt. Beschäftigung unter 450 €/Monat oder kurzfristige Beschäftigung.
Minijobs sind
keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse.
Mehrere Minijobs eines
Beschäftigten gelten
als voll sozialversicherungspflichtig, wenn
in Summe die Geringfügigkeitsgrenze von 450 Euro überschritten
wird.
Ausschliesslich
geringfügig Beschäftigte 2013:
4,82 Millionen Geringfügig Beschäftigte
insgesamt 2013:
7,55 Millionen
(einschliesslich
Minijober
mit Hauptjob) Im
Durchschnitt verdienen Mini-JobberInnen aber nicht 400 Euro, sondern
nur ca. 260 Euro, in Ost 200 Euro. Mehr als 75 % erhalten einen
Stundenlohn unter 8,50 Euro. Der Mini-Jobbereich ist ein extremer
Niedriglohnsektor. Für Mini-Jobs zahlen Arbeitgeber 15 % (5
% in Privathaushalten) an die Renten- und 13 % an die
Krankenversicherung). Mini-Jobber/innen erwerben dadurch aber keine Rentenansprüche,
auch keinen eigenen Anspruch auf Kranken- oder Arbeitslosenversicherung.
Die mangelnde soziale Sicherung, insbesondere auch bei Arbeitslosigkeit,
bewirkt Altersarmut. Nicht die Arbeitnehmer-Nachfrage bestimmt
die hohe Zahl der über sieben Millionen Mini-Jobs, sondern
das Arbeitgeber-Angebot, attraktiv für sie aufgrund der finanziellen
und zeitlichen Vorteile. Mittlerweile werden viele reguläre Arbeitsplätze,
vor allem im Dienstleistungssektor, durch Mini-Jobs ersetzt. Auch
das vorgebliche Ziel Schwarzarbeit zu bekämpfen wurde verfehlt: Während
etwa 3,8 Mio. Haushalte eine Hilfe beschäftigen, sind dort nur ca.
200.000 Mini-Jobber/innen angemeldet. Im gewerblichen Bereich werden
Mini-Jobs sogar zur Verschleierung von Schwarzarbeit genutzt: Als
Minijob regulär angemeldet wird der Rest schwarz ausgezahlt. Quelle
Sichere Arbeitsplätze statt prekärer Jobs - DGB 2012.
Anmerkung
K.A.: I.d.R. dienen Minijobs zur Aufbesserung geringer Einkommen,
entweder vom Hauptverdiener als Nebenjob oder vom Ehepartner. Es
sind genau diese Mini- und Midi-Jobs, die erheblichen Kostendruck
ausüben und normale anständig bezahlte und versicherte
Beschäftigungsverhältnisse verdrängen.
Midi-Job
Ein Midi-Job ist ein Beschäftigungsverhältnis mit
einem monatlichen Arbeitsentgelt über 450 bis 850 Euro
(bis E.2012: 400 bis 800 €). Bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen
ist das insgesamt erzielte Arbeitsentgelt maßgebend. Der Arbeitgeberbeitrag
liegt bei Midi-Jobs bei 19,58% (2012). Offizieller
Zweck ist, den Wechsel in ein versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis
durch geringere Sozialabgaben zu erleichtern. Anzahl
Midi-Jobs:
Gleitzone*
Mischfälle Gesamt
(31.12. 2012
Stichtag) 779349
585979
1.365.328 Quelle:
Bundesagentur für Arbeit Gleitzone: Das Arbeitsentgelt
lag während des Meldezeitraums ausschliesslich in der Gleitzone
d.h. reine Midijob-Tätigkeiten). Mischfälle:
Sowohl Entgeltabrechnungszeiträume als Midijob als auch darunter
oder darüber. (Anmerkung
K.A.: Seit der Einführung 2003 wurden voll versicherungspflichtige
Beschäftigungen in Midi - und Mini-Jobs umgewandelt. Den
Sozialversicherungen entgehen insgesamt Milliarden, für Versicherte
reduziert sich die persönliche Rentenhöhe.) Siehe
auch Alternativen
zu Mini- und Midijobs? - Die Beispiele Frankreich und Vereinigtes
Königreich
Befristete Beschäftigung
1960 wurde das Kündigungsschutzgesetz eingeführt,
die Befristung wurde grundsätzlich unzulässig. Unter der
schwarzgelben Regierung Kohl wurde die Befristung 1985 gesetzlich
ausgedehnt, 1996 noch einmal erheblich erweitert. Zur Vermeidung
eines Missbrauchs gab es nun komplizierte und undurchschaubarere
Einschränkungen mit der Folge: Mehr Befristungsmöglichkeiten. Befristete
Arbeitsverhältnisse gibt es auch in höheren Qualifikationen.
Üblich ist, befristeten Arbeitnehmern geringere Löhne zu zahlen,
von Bonuszahlungen auszuschließen und Nichtlohnbestandteile vorzuenthalten.
Anteil der befristet Beschäftigten in 2012 rund 26% aller Beschäftigten. Im Jahr
2012 waren 44 Prozent aller Neueinstellungen befristet.
Gut doppelt so hoch wie 1996 lag die
Zahl der befristet
Beschäftigten 2012 bei rund 2,7 Millionen.
Wachsende
Zahl von Hartz-IV-Empfängern entgegen rückläufiger Arbeitslosenstatistik
Ein-Euro-Jobber mit mehr als 15 Wochenstunden, Kranke oder
Ausbildungsplatzsuchende etwa fänden sich nicht in der Arbeitslosenstatistik
wieder, obwohl deren Lage oft nicht besser sei. Gleiches gelte für
Erwerbstätige im Niedriglohnbereich, die zusätzlich auf "Hartz
IV" angewiesen seien, wird auch vom Landkreistag beanstandet.
Leiharbeit
breitet sich in Deutschland erneut in rasendem Tempo aus
Berliner Zeitung, 28.7.2010. Leiharbeit (Arbeitnehmerüberlassung, die Wirtschaft spricht auch
von Zeitarbeit oder personal-leasing)
nähert sich nach dem scharfen Einbruch in 2009 den alten Rekordwerten. Im April 2010 waren
bereits wieder
765 000 Menschen in der Branche tätig, fast 200 000 mehr als 2009, als
in der Wirtschaftskrise viele Leiharbeiter entlassen wurden.
Wikipedia:
Ursprünglich war Leiharbeit auf 3 Monate befristet; vom BVerfG
wurde staatliche Leiharbeits - Vermittlung verboten.
Leiharbeit
– Aktuelle Entwicklungen Arbeitsmarktberichterstattung
BA, Febr.2014 Im Juni 2013 gab es in Deutschland 852000 Leiharbeitnehmer.
In den letzten zehn Jahren ist ihre Zahl damit auf das Zweieinhalbfache,
in den letzten 20 Jahren auf das Siebenfache gestiegen.
Werkverträge
als Ersatz für Leiharbeit (im Gefolge der BAG-Entscheidung im Dezember
2010) Am
14. Dezember 2010 erklärte das Bundesarbeitsgericht alle von der
Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und
Personal-Service-Agenturen (CGZP) seit 2003 ausgehandelten Tarifverträge
für ungültig. Mit der im Mai 2011 veröffentlichten Entscheidung
eröffnete das Gericht Leiharbeitern die Möglichkeit, nachträglich
gleichen Lohn für gleiche Arbeit einzuklagen. Nach dieser Gerichtsentscheidung
verlagerte sich das Interesse vieler Unternehmen wie Siemens vom
Leiharbeitereinsatz zurück zum Abschluss von Werkverträgen. Dieser
Strategiewechsel wurde seit Ende 2011 von einer breiten politischen
Debatte über den „Missbrauch“ von Werkverträgen begleitet. Neu an
dieser Entwicklung ist, dass Werkverträge nicht mehr nur eine Angelegenheit
mehrfach benachteiligter Beschäftigtengruppen (Ungelernte, Frauen
oder Migranten) sind, sondern auch in jene Kernbereiche der industriellen
Produktion Einzug halten, die der Öffentlichkeit lange Zeit als
relativ gut geschützte „Hochlohnsektoren“ (z.B. der IT-Bereich)
galten.
Wie viele Personen
über Werkverträge angestellt sind, lässt sich derzeit
nicht klären. Die Unternehmen sind gesetzlich nicht verpflichtet
Werkvertragsbeschäftigte der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu melden. Siehe auch:
Bundestag
- Kontroverse über den Missbrauch von Werkverträgen
Werkverträge
- Die neue Lohndumping Strategie?!
Studie, Feb.2012
Antrag
Linke:
Statistische Ermittlung von Werkverträgen und Leiharbeit
Drs17/9980, Juni
2012 Ablehnung
des Antrags von CDU/CSU und FDP
bei Stimmenthaltung von SPD und Grüne
Solo-Selbständige
und Scheinselbständige Die Zahl der Solo-Selbständigen,
sie haben keine Mitarbeiter, ist auf rund 2,3 Millionen in
2012 gestiegen (1,38 Mio.1991). Sie macht damit über 50 Prozent
aller Unternehmer in Deutschland aus. Die Zunahme liegt nicht zuletzt
an der erhöhten Zahl der Soloselbständigen, die sich mit früheren
Arbeitnehmertätigkeiten, wie z.B. Reinigungs- und Handwerksarbeiten
selbständig machen mussten (Ich-AG, Existenzgründungs- Zuschüsse,
Einstiegsgelder trugen zu dieser Entwicklung bei), um der Arbeitslosigkeit
zu entgehen. Der Anteil der Geringverdiener unter den Solo-Selbständigen
liegt 2011 bei knapp einem Drittel oder etwa 800000 Personen. Für
viele ist die gewählte Selbständigkeit eher eine Notlösung. Solo-Selbständigigkeit
zeichnet sich zu einem „erheblichen Teil“ durch prekäre Beschäftigung
aus. Die geringen Einkommen sind meistens Grund, eine abhängige
und besser bezahlte Beschäftigung zu suchen. Schwierige
Unterscheidung von Scheinselbständigen:
Die Auslagerung von Arbeitsverhältnissen und die anschließende
defacto Weiterbeschäftigung ehemaliger Mitarbeiter/innen als Scheinselbständige,
typisch dafür sind Hausmeistertätigkeiten, Reinigungsarbeiten, Schreibarbeiten
aber auch Krankenschwestern bei niedergelassenen Ärzten müssen gestoppt
werden. (Anm. K.A.:
In Studien, Expertisen zu Solo-Selbständigen erfolgt häufig statistische
Vermischung (Einkommen) von Freiberuflern und Gewerbetreibenden
mit den stark zugenommenen Solo/Schein-Selbständigen wg. Arbeitslosigkeit,
die m. E. getrennt dargestellt werden müssten. Siehe auch FAZ
vom 13.2.2013 Hartz
IV für 125.000 Selbständige.
Quellen: Solo-Selbständige
DIW Wochenbericht 7/2013
Solo-Selbständige
und Scheinselbständige Die Linke
WZB
Datenreport 2013
Soloselbständige
in Deutschland - BMAS-Forschungsbericht 423
Siehe
auch Boom
bei IT-Selbstständigen - Boom der Scheinselbstständigkeit?
PDF Solo-Selbständige:
Allein und arm - Starkes Beschäftigungswachstum, geringes Einkommen
Stille Reserve
des Arbeitsmarktes Als
Stille Reserve des Arbeitsmarktes werden Arbeitslose bezeichnet,
die grundsätzlich eine Arbeit aufnehmen würden. Da sie bei der BA
aber nicht als arbeitslos gemeldet sind, werden sie nicht in der
offiziellen Arbeitslosenstatistik aufgeführt. Zur Stillen Reserve
gehören Arbeitswillige, ohne Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung.
Darunter fallen Arbeitslose, die sich entmutigt vom Arbeitsmarkt
zurückgezogen haben oder aus Arbeitsmarktgründen vorzeitig aus dem
Erwerbsleben ausgeschieden sind. Ebenso Personen in arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen und in Warteschleifen des Bildungs- und Ausbildungssystems.
Aber auch Personen (z. B. Hausfrauen), ohne Berufstätigkeit,
sowie Studenten, Schüler und Rentner, die zumeist eine Nebentätigkeit
suchen. Die
Stille Reserve wird mit Hilfe ökonometrischer Modelle geschätzt
(IAB der BA), oder anhand von Bevölkerungsbefragungen ermittelt.
Die "Stille Reserve insgesamt" abzüglich der "Stillen
Reserve in BA-Maßnahmen" ergibt die "Stille
Reserve im engeren Sinne". Stille
Reserve 2013: 1,39
Millionen, davon 718000 im engeren Sinn.
Die Arbeit
wird immer weniger Entgegen
den Jubelmeldungen "Erwerbstätigkeit so hoch wie
nie zuvor" wird die Arbeit immer weniger. Aufgrund
der Arbeitsproduktivität sinkt das Arbeitsvolumen in
Deutschland seit 1960: Um 10 Mrd Stunden sank es
von 1960 bis 1990, um weitere 2 Mrd Stunden von 1991
bis 2012. Die Erwerbstätigenzahl nahm jedoch zu, durch
"unterschiedlichste" Verkürzung der Arbeitszeiten
in diesem Zeitraum auf die heutigen rund 42 Mio Erwerbstätigen.
Allerdings mit dramatischen Verschlechterungen für die
Betroffenen durch Umwandlung von Normalarbeit in Millionen
"atypischer", prekärer Jobs wie beschrieben.
Gegenwärtig würden 31,8 Mio. Erwerbstätige in Vollzeit
(40 Stundenwoche) zur Bewältigung dieses Arbeitsvolumens
ausreichen. Bei allgemeiner Einführung der 30-Stundenwoche
könnten 44,5 Mio. Menschen eine existenzsichernde Arbeit
erhalten. Mehr in Kapitel
4.4 Technischer Fortschritt - Steigende Produktivität
1.3 Zur
Situation
von Hartz IV Empfängern
Im Februar 2010 gab es 6,8 Millionen
Hartz IV Empfänger, davon 1,8 Millionen nicht erwerbsfähige, das
sind fast ausschliesslich Kinder bis 16 Jahre. Von den 5,0 Millionen
erwerbsfähigen sind 2,3 Millionen arbeitslos. Doch die restlichen
erwerbsfähigen Hartz IV Empfänger sind neben Kranken oder Ausbildungsplatzsuchenden
im wesentlichen Ein-Euro-Jobber mit mehr als 15 Wochenstunden und
Erwerbstätige im Niedriglohnbereich deren Lage oft nicht besser
als die der Arbeitslosen ist. Weil Hartz IV Empfänger nach einem
Jahr noch immer keine Erwerbstätigkeit gefunden haben, glauben viele
Menschen Hartz IV Empfänger sind überwiegend faul und wollen nicht
arbeiten. Dieses Misstrauen wird von Scharfmachern der Politik,
wie Koch und Westerwelle, ständig geschürt. Doch die Wirklichkeit
sieht anders aus. Einige aufklärende Fakten und Berichte:
Hartz
IV Vom Leben in Armut
Alois Muth: "Bevor jemand Leistungen aus Hartz IV
bezieht, muss er erst mal seine gesamten Vermögensverhältnisse offenlegen
und alles bis zum Erreichen des Schonvermögens verbrauchen. So gehen
Ersparnisse, manche Lebensversicherung, die Eigentumswohnung und
das Auto zum Verwerten weg. Wer Hartz IV bezieht, muss sich unter
Umständen erst viele Jahre selbst finanzieren, bevor er Anspruch
auf Arbeitslosengeld II hat. Er muss einbringen, was er fürs Alter
zurückgelegt hat. Das ist hart und auch ungerecht". Zum
vollständigen Interview der Heilbronner Stimme vom 20.Nov.2010:
Titel anklicken.
FDP-Chef
will Hartz-IV-Empfänger für Schneeräumen einsetzen.
So lägen doch beispielsweise in Berlin die Gehwege seit
Wochen unter Eis und Schnee begraben. "Da könnte die Stadt
doch junge Sozialempfänger zum Räumen der Bürgersteige einsetzen.
Wer sich dem verweigere, dem müssten die Hartz-IV-Leistungen gekürzt
werden". Dumm nur, dass die Arbeitsagenturen in der Hauptstadt
genau dies schon geprüft haben – mit negativem Ergebnis. Zwar können
Hartz-IV-Empfänger als Ein-Euro-Jobber seit 2005 prinzipiell für
gemeinschaftsdienende Tätigkeiten herangezogen werden. Aber nur
dann, wenn damit keine normalen Stellen gefährdet werden und Unternehmen
dadurch keine Dumping-Konkurrenz erwächst. Beides wäre in Berlin
jedoch der Fall.
Sanktionen
gegen Hartz-IV-Empfänger - Wer wird wie bestraft?- pdf
Hier die wichtigsten
Zahlen und Fakten zu Hartz IV und der Sanktionspraxis! Eine sehr
informative Übersicht von ntv über Strafen, die von Scharfmachern
in Politik und Wirtschaft ständig gefordert werden, obwohl sie schon
längst bestehen. Siehe auch BMAS zu Sanktionsrecht und Leistungsrecht im SGB II (Hartz IV)-pdf
Nicht
genügend Arbeitsplätze im gemeinnützigen Bereich
Gemeinnützige Jobs dürfen nämlich keine regulären
Arbeitsplätze verdrängen - eine schwierige Gratwanderung. Gerade
die, oft der FDP nahe stehenden, Verbände aus Industrie und Handwerk
warnen davor, gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten noch weiter auszudehnen.
So auch Erich Horbrügger von der Kreishandwerkerschaft Kassel: „Es
darf zu keinem weiteren Ausbau der Ein-Euro-Jobs kommen, weil diese
dann möglicherweise weitere Arbeitsplätze vernichten.“ Ein weiteres
Problem: Die ARGE finanziert nur eine bestimmte Zahl von Ein-Euro-Jobs.
Wenn die besetzt sind, werden keine weiteren Stellen genehmigt,
auch wenn es mehr als genug Bewerber gibt, klagt Stefan Sigel-Schönig
vom Diakonischen Werk Hofgeismar-Wolfhagen: „Die Menschen wollen
gerne arbeiten, sie wollen in der großen Mehrheit auch gerne Arbeitsgelegenheiten
bei uns machen. Für alle diese Menschen können wir gar keine Arbeitsgelegenheiten
anbieten.“ Und auch Dr. Gerd Landberg vom Deutschen Städte- und
Gemeindebund berichtet: „Es gibt nicht genügend Arbeitsplätze im
gemeinnützigen Bereich, und die lassen sich auch nicht beliebig
vermehren.“
Kaum
neue Jobs in den Kommunen - Beschäftigungsprogramm für Arbeitslose
floppt
Das
kommunale Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose hat die
Erwartungen nicht erfüllt. Im Westen erwies sich das "Kommunal-Kombi"
genannte Programm von 2008 sogar als totaler Flop. Das Bundesarbeitsministerium
bestätigte dass nach diesem Modell nur 15.825 Langzeitarbeitslose
für drei Jahre eingestellt wurden - und zwar 15.400 im Osten und
425 im Westen, statt der erwarteten Jobs für 100.000 Langzeitarbeitslose.
Als Grund für die geringen Teilnehmer-Zahlen wird vermutet,
dass die Kommunen nicht genügend Geld für die 50-prozentige Ko-Finanzierung
hatten oder sich nicht genügend zusätzliche Aufgaben für Langzeitarbeitslose
fanden. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund setzt sich dafür
ein, bezahlte Bürgerarbeit bundesweit einzuführen als Ansatz,
um Jobs für ältere und wenig qualifizierte Erwerbslose zu schaffen.
In Regionen mit extrem hoher Arbeitslosigkeit könnten Ein-Euro-Jobs,
zurzeit seien dies 360.000, nicht beliebig ausgedehnt werden. Bezahlte
Bürgerarbeit sollte sozialversicherungspflichtig sein und in gemeinnützigen
Bereichen angeboten werden. Die Finanzierung müsse die Bundesagentur
für Arbeit (BA) übernehmen. "Dabei geht es um weit mehr als
Gelegenheitsjobs wie Schneeschippen" Ziel müsse sein, die Berufs-
und Lebenserfahrung von Langzeitarbeitslosen sinnvoll zu nutzen.
"Das kann in Museen, Bibliotheken und Altersheimen sein. Zu
tun gibt es in unserer Gesellschaft genug."
Von
der Leyens Beschäftigungsprogramm: 34.000 gemeinnützige Bürgerarbeitsplätze
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will 2011 ab Januar
34.000 gemeinnützige Bürgerarbeitsplätze für Langzeitarbeitslose
schaffen. Bis zu drei Jahre lang erhalten sie dann 900 Euro Brutto
(bei einer 30-Stunden-Woche). Der eigentlichen Beschäftigungsphase
des Programms wird ab 15. Juli 2010 eine sechsmonatige "Aktivierungsphase"
vorausgehen, in der 160.000 schwer vermittelbare Hartz-IV-Bezieher
über gezielte Fördermaßnahmen in den regulären Arbeitsmarkt integriert
werden sollen. Das Programm
(Kosten 1,3 Milliarden Euro) folgt
einem Pilotprojekt aus Sachsen-Anhalt, mit dem der dortige Wirtschafts-
und Arbeitsminister Reiner Haseloff sehr zufrieden ist: "In
den Modellgemeinden konnten wir die Arbeitslosigkeit um mehr als
50 Prozent senken".
Immer
mehr Hochschulabsolventen leben von Hartz IV
Im Dezember 2009 seien 11,3 Prozent mehr Akademiker arbeitslos
gewesen als im Januar desselben Jahres, berichtete die "Welt"
unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. In absoluten
Zahlen bedeute dies einen Anstieg um 17.000 auf 167.000 beschäftigungslose
Hochschulabsolventen. Gleichzeitig gibt es dem Bericht zufolge immer
mehr Hochqualifizierte, die von Hartz IV leben müssen. 2009 stieg
ihre Zahl um zehn Prozent, inzwischen gelten 60.000 Akademiker als
"arm".
Studie
Hartz-IV-Empfänger suchen nach Arbeit
08.02.2010 Fast alle Hartz-IV-Empfänger bemühen sich einer
DIW-Studie zufolge ernsthaft um Arbeit. Von den Langzeitarbeitslosen
unter 56 Jahre stünden 90 Prozent für eine Beschäftigung zur Verfügung.
"Das Problem ist nicht die Arbeitsmoral". Die Hartz-Reformen
haben, anders als von der Politik erhofft, nicht zu einer höheren
Arbeitsbereitschaft geführt. Dies liege laut DIW daran, dass die
Motivation schon vor der Reform "offenkundig kaum steigerungsfähig"
gewesen sei. Dies gelte insbesondere für die neuen Bundesländer,
wo noch weniger Erwerbslose auf einen Job verzichteten als im Westen.
Demnach sinkt nur bei den Älteren die Bereitschaft zur Arbeitssuche
dramatisch, offenbar weil sie keine berufliche Perspektive mehr
für sich sehen. Von den 56-Jährigen und Älteren erklärten demnach
42 Prozent, keine Stelle mehr antreten zu wollen.
Existenzsichernde
Arbeit für Langzeitarbeitslose 17.03.2010
Experten gehen davon aus, dass etwa 400 000 Langzeitarbeitslose
auch mit den Fördermitteln der Arbeitsmarktpolitik keinen Einstieg
in den Ersten Arbeitsmarkt finden können. Die Schaffung existenzsichernder
gemeinnütziger Tätigkeiten könnte sowohl für die betroffenen
Arbeitslosen, die Gesellschaft und die Wirtschaft einen wichtigen
Beitrag leisten. Das Gesetz sieht hierzu mehrere Möglichkeiten vor:
o Arbeitsgelegenheiten mit Entgelt, Beschäftigungszuschüsse
bis zu 75 Prozent des Lohnes über zwei Jahre mit der Möglichkeit
der Verlängerung, o Kommunalkombi mit Lohnkostenzuschüssen von
grundsätzlich 500 Euro pro beschäftigten Langzeitarbeitslosen für
Kommunen sowie o Arbeitsgelegenheiten mit Aufwandsentschädigung
(sog. Ein-Euro-Jobs). Die Gewährung der Arbeitsgelegenheiten
mit Entgelt, der Beschäftigungszuschüsse sowie des Kommunalkombi
sind an die Bedingung gebunden, dass Arbeitsplätze mit tariflichen
bzw. ortsüblichen Löhnen sowie Sozialversicherungspflicht angeboten
werden. Das Gesetz sieht die Ein-Euro-Jobs sozusagen als letzte
Möglichkeit -als „Ultima Ratio“- der Eingliederung Langzeitarbeitsloser
vor. Allerdings haben sie in der Praxis oberste Priorität, andere
Maßnahmen werden nicht eingesetzt. Die betroffenen Arbeitslosen
erhalten ihre Hartz IV Leistungen weiter. Für die von den Job Centern
zugewiesene Tätigkeit zahlen ihnen die jeweiligen Träger der Beschäftigungsmaßnahmen
zwischen 1 und 1,50 Euro in der Stunde. Die finanzielle Attraktivität
für die jeweiligen Träger erhöht sich noch durch eine zusätzliche
Pauschale von mehreren hundert Euro für sonstige Aufwendungen. 2009
wurden somit etwa 700 000 Langzeitarbeitslose in gemeinnützige Tätigkeiten
lediglich mit einer Aufwandsentschädigung von im Allgemeinen 6 Monaten
eingegliedert. Für die betroffenen Menschen hat dies zwar ermöglicht,
dass sie für kurze Zeit aus der Arbeitslosigkeit herauskommen konnten,
allerdings weitestgehend ohne eine berufliche Perspektive und häufig
mit erheblicher beruflicher Herabstufung. Sie sind in der Abhängigkeit
von Hartz IV geblieben und waren bis auf wenige Ausnahmen nach dem
Auslaufen dieser Ein-Euro-Jobs wieder arbeitslos. Alarmierende Berichte
des Bundesrechnungshofes haben deutlich gemacht, dass durch diese
Maßnahmen reguläre Beschäftigung in bis zu 80 Prozent der Fälle
ersetzt wurde. Der
Paritätische Wohlfahrtsverband fordert den Ausbau des sozialen Arbeitsmarktes
Verband fordert den Ausbau öffentlich geförderter, dauerhafter,
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Vorrang habe die Integration
in den ersten Arbeitsmarkt. Da wo der reguläre Arbeitsmarkt verschlossen
bleibt, muss der Staat Alternativen schaffen. Ohne einen Ausbau
des sozialen Arbeitsmarktes lässt sich Langzeitarbeitslosigkeit
nicht nachhaltig bekämpfen."
Mittelschicht-Familie
- Haus und Ersparnisse weg Hartz-IV-Familie tut alles, damit
ihre beiden ältesten Kinder studieren können. Wie eine leistungsorientierte,
fleißige Familie aus der Mittelschicht abstürzen kann, zeigt das
Beispiel von Familie V. Der Mann ist darüber psychisch krank geworden.
Die finanziellen Sorgen wollen und wollen nicht enden. Kurze Zeit
nach dem günstigen Hauskauf verlor der Familienvater seinen Job,
konnte auf dem Arbeitsmarkt im Alter Anfang 50 nicht mehr Fuß fassen.
Als ALG I auslief musste das Haus verkauft werden, bevor der Familie
für ihren Lebensunterhalt Hartz IV geleistet wurde. Nicht nur
das Kindergeld für die beiden studierenden Kinder wird auf Hartz
IV angerechnet, auch das in der Regel zur Hälfte als Darlehen gewährte
Bafög wird abgezogen, dabei brauche... Artikel Heilbronner Stimme vom 22.11.2012
Kritik
an Hartz IV Millionen Menschen sind immer noch ohne Arbeit,
die Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren ist bisher nicht erreicht.
Auch konnten Langzeitarbeitslose bislang nicht effektiver vermittelt
werden. Das Kürzen von Leistungen als "Anreiz zur Eigeninitiative"
wurde umgesetzt, das "Fördern" bei weitem nicht. Hartz
IV treibt breite Bevölkerungsschichten in Armut, besonders
Kinder und kinderreiche Familien. Arbeitssuchende, die im höheren
Alter arbeitslos wurden und deswegen schlechter eine neue Stelle
finden, erhalten - trotz jahrzehntelanger Beitragszahlung in die
Arbeitslosenversicherung - gleich niedrige Leistungen wie, die nie
oder nie längere Zeit gearbeitet haben. Mehr in den Quellen: Armut
und Sozialstaatsentwicklung-butterwegge
Wikipedia-Hartz Wikipedia-ALGII
Landeszentrale
für politische Bildung B-W
Der
Staat verzerrt den gesamten Arbeitsmarkt Telepolis, Oktober
2012 Das Tückische liegt darin, dass sich speziell in Deutschland
die ganze Diskussion um das Existenzminimum auf die Regelsätze von
Menschen ohne Arbeit konzentriert, statt auf existenzsichernde Löhne.
Armutslöhner beziehen deshalb die Auseinandersetzung nicht auf sich,
sondern denken, das betreffe nur Arbeitslose oder Randgruppen und
werden sogar abgeschreckt, aufstockende Leistungen zu beantragen.
Dabei würden sie bei höheren Regelsätzen durch viele Freibeträge,
besonders den Steuerfreibetrag, auch profitieren, was ihnen aber
nicht erklärt wird. So gibt es zu viele Möglichkeiten, die insgesamt
wachsende Armutsbevölkerung politisch gegeneinander auszuspielen.
Deswegen werden Protagonisten, die 5 Euro in der Stunde verdienen
und beteuern, sie würden sich schämen, dem Staat auf der Tasche
zu liegen, zwar doppelt ausgebeutet, aber von Politik und vielen
Medien sehr geschätzt... Mehr
Kap.2 Wir erwirtschaften genug für alle - es geht um die Verteilung
2.1 Teilhabe
für alle Alle Menschen haben am technischen Fortschritt mitgewirkt, alle
Menschen haben ein Anrecht bei der Verteilung der Fortschrittsgewinne
beteiligt zu sein(*. Der technische Fortschritt ermöglicht,
dass wir alle weniger arbeiten müssen zur Erhaltung unseres Lebensstandards. Der gemeinsam erwirtschaftete
Reichtum muss allen zugute kommen. Es geht nicht um Verteilung zwischen
Arm und Reich, Stark und Schwach, Besserverdiener und ALG2-Bezieher,
es geht nicht um Almosenverteilung. Es geht um die Verteilung der gemeinsam erwirtschafteten Produktivitätsgewinne. Leistung muss
sich für alle lohnen. Wir alle bringen unsere Leistungskraft zum
Wohle unserer Firmen ein, wir alle haben auch ein Anrecht an den
Ergebnissen entsprechend beteiligt zu werden. Technischer Fortschritt,
der hochwertige Produkte mit immer weniger Arbeitsaufwand ermöglicht,
darf nicht zum einseitigen Unternehmensvorteil missbraucht werden.
Gutverdienende Unternehmen zahlen durch Arbeitsplatzabbau immer
weniger in die Sozialkassen und entziehen sich ungehindert ihrer
sozialstaatlichen Verpflichtung. Zur Teilhabe an den Produktivitätsgewinnen
gehört auch die Einbeziehung der lohnextensiven Milliardengewinne
der Finanzwirtschaft einschliesslich des wachsenden riesigen Vermögens,
das sich zunehmend in Händen weniger Privatpersonen konzentriert.
Was gemeinsam erwirtschaftet wurde muss allen zugute kommen:
Die Wiederherstellung der Steuergerechtigkeit ist Voraussetzung
damit unserer Staat volkswirtschaftlich notwendige wirksame Regelungseingriffe
durchführen kann und Arbeit finanziert anstatt Arbeitslosigkeit
und ihre Folgekosten. Eine weitere Voraussetzung ist die angemessene
Aufteilung der Produktivitätsgewinne für: - unternehmerischen Gewinn zum einen - Arbeitnehmer-Beteiligung zum andern
in Form von o angemessener Entlohnung und Verkürzung der
Arbeitszeit o Ausgleich (Wertschöpfungsabgabe) für
die mit den Arbeitsplätzen weg fallenenden Sozialbeiträge. Ganz besonders gilt das für Unternehmen, die aufgrund von Rationalisierungen
immer weniger Arbeitnehmer beschäftigen und dadurch immer ungenügender
an den Sozialstaatskosten beteiligt sind. Eine Wertschöpfungssteuer
entlastet auch alle lohnintensiven Unternehmen und Betriebe wie
zum Beispiel das Handwerk. Entsprechende Regelungen belasten Firmen auch nicht anders als
Lohnerhöhungen, deren Notwendigkeit allgemein akzeptiert wird. VW
hat mit der Einführung der Vier-Tage-Woche, wie einige andere Unternehmen,
vorgeführt und bewiesen, dass das möglich ist und die Konkurrenzfähigkeit
nicht wirklich geschwächt hat. Diese notwendigen Schritte bewirken
erhebliche Verbesserungen der Ertragslage von Wirtschaft und Staat.
Eine andere wesentliche Voraussetzung sind internationale Regelungen.
Soziale und ökologische Mindeststandards als Voraussetzung für
einen freien Welthandel. Der Abbau von Schutzzöllen für einen freien
Welthandel ist richtig. Er setzt aber voraus das Produkte, die durch
Ausbeutung von Mensch und Natur (Hungerlöhne ohne soziale Mindestabsicherung
und Produktion ohne mindeste ökologische Rücksichtnahme) nicht zu
konkurrenzlos niedrigen Preisen importiert werden können.
Eine solch ungezügelte Profitmaximierung hat selbst in Niedriglohnländern
zu Produktionsverlagerungen in noch ärmere Länder geführt. Da
dies ein Problem aller Beschäftigten auf der ganzen Welt ist und
die Volkswirtschaften aller Staaten schädigt, sind entsprechende
internationale Schutzmaßnahmen längst überfällig.
(*
Diese
doch eigentlich selbstverständliche Erkenntnis
ist keineswegs Gedankengut eines "überholten Sozialstaatsverständnisses"
oder "kommunistischer Ideologie". Um vorzubeugen
in entsprechenden Schubladen ad acta gelegt zu werden möchte ich
hierzu aus
"Über die menschliche Arbeit" Enzyklika
Laborem exercens
von Papst Johannes Paul II aus dem Jahr 1981 zitieren (obwohl
ich selbst weder katholisch noch besonders religiös bin). Papst
und katholische Kirche sind sicher nicht "kommunistischer Umtriebe"
verdächtig.
- Zitatanfang 12.
Der Vorrang der Arbeit "...ein Prinzip
in Erinnerung rufen, das die Kirche immer gelehrt hat: das Prinzip
des Vorranges der Arbeit gegenüber dem Kapital. Dieses Prinzip betrifft
direkt den Produktionsprozeß, für den die Arbeit immer eine der
hauptsächlichen Wirkursachen ist, während das Kapital, das ja in
der Gesamtheit der Produktionsmittel besteht, bloß Instrument oder
instrumentale Ursache ist. Dieses Prinzip ist eine offensichtliche
Wahrheit, die sich aus der ganzen geschichtlichen Erfahrung des
Menschen ergibt. Die folgenden Gedanken zu diesem Problem sollen
uns bestärken in der Überzeugung vom Vorrang der menschlichen Arbeit
gegenüber dem, was mit der Zeit allmählich als »Kapital« bezeichnet
wurde. Wenn nämlich zum Bedeutungsbereich dieses Begriffes außer
den uns zur Verfügung stehenden Naturschätzen auch das Gesamt all
jener Mittel gehört, durch die der Mensch sie sich zu eigen macht
und seinen Erfordernissen entsprechend umwandelt, wobei er sie so
in gewissem Sinne »humanisiert«, dann muß man bereits hier feststellen,
daß diese Gesamtheit der Mittel das geschichtlich gewachsene Erbe
menschlicher Arbeit ist. Alle Produktionsmittel, von den primitivsten
bis zu den ultramodernen, sind nach und nach vom Menschen erarbeitet
worden, von seiner Erfahrung und seiner Intelligenz. Auf diese Weise
entstanden nicht nur die einfacheren Werkzeuge, die zur Bebauung
der Erde dienen, sondern - dank des entsprechenden Fortschritts
der Wissenschaft und Technik - auch die moderneren und komplizierteren:
Maschinen, Fabriken, Laboratorien und Computer. So ist alles, was
zur Arbeit dient, alles, was beim heutigen Stand der Technik ihr
immer vollkommeneres »Werkzeug« darstellt, eine Frucht der Arbeit.
Dieses gigantische und mächtige Werkzeug - die Gesamtheit der
Produktionsmittel, die in gewissem Sinne mit dem »Kapital« gleichgesetzt
werden - ist Frucht der menschlichen Arbeit und trägt deren Zeichen.
Wenn der Mensch, das Subjekt der Arbeit, beim heutigen Ausmaß technischen
Fortschritts, sich dieser Gesamtheit moderner Instrumente, der Produktionsmittel
also, bedienen will, muß er sich zuerst die Frucht der Arbeit jener
Menschen geistig aneignen, die diese Instrumente erfunden, geplant,
konstruiert und vervollkommnet haben und dies noch weiterhin tun.
Die Arbeitsfähigkeit, das heißt die Fähigkeit wirksamer Teilnahme
am modernen Produktionsprozeß, erfordert eine immer bessere Vorbereitung
und vor allem eine entsprechende Ausbildung. Natürlich bleibt bestehen,
daß jeder Mensch, der am Produktionsprozeß teilnimmt - auch dann,
wenn er nur eine solche Arbeit verrichtet, für die weder eine besondere
Ausbildung noch spezielle Voraussetzungen erforderlich sind -, in
diesem Prozeß als echtes Subjekt wirksam ist, während sämtliche
Instrumente, seien sie als solche auch noch so vollkommen, einzig
und allein dem menschlichen Tun untergeordnete Werkzeuge sind."
- Ende des Zitats
2.2 Der Reichtum der Bundesrepublik Deutschland ist – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – im
weltweiten Vergleich ein sehr reiches Land. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 16 %, von 1710 Mrd
€ (1991) auf 1980 Mrd € in 2001. Das private Geldvermögen stieg um 80 %, von 2000 Mrd €
(1991) auf 3600 Mrd € in 2001. Das private Geldvermögen in Deutschland Ende 2007 beträgt 4560 Milliarden Euro. Der Zuwachs des privaten Geldvermögens allein in 2007: 150 Milliarden
Euro (Bundesbank). Es
ist davon auszugehen, dass die veröffentlichten
Angaben zum Reichtum in Wirklichkeit viel zu niedrig sind,
siehe Kasten "Wachsendes
Privatvermögen - Hohe Steuerverluste".
Wachsendes
Privatvermögen - Hohe Steuerverluste Unübersehbar
ist die Tatsache, dass Reiche und Unternehmen seit vielen Jahren
außerordentliche Gewinnzuwächse zu verzeichnen hatten. Verstärkt
durch parteipolitisch motivierte Unternehmens-Steuersenkungen
und vielfach geduldete illegale Steuerhinterziehung.
Das weltweite Finanzvermögen ist seit 1980 um
das über 15fache, auf gigantische 150.800 000
000 000 (150,8 Billionen) Euro gewachsen. Statt die
Arbeitnehmer an den gemeinsam erwirtschafteten Rationalisierungsgewinnen
anteilig zu beteiligen, wurde das so gewachsene Vermögen in
die aus dem Ruder laufenden Finanzmärkte gespeist. Und
das in einer Zeit weltweit wachsender Massenarbeitslosigkeit.
In der uns wg. „schlechter Wirtschaftslage aufgrund
der Globalisierung" Sozialleistungen und Löhne
gekürzt wurden. Dem Staat gehen jährlich Milliarden
durch Steuerhinterziehung, Subventionsbetrug, Schattenwirtschaft
und Vollzugsdefizite verloren. "Deutschland ist
eine Steueroase für Großunternehmen", urteilt der
Wiesbadener Steuerexperte Lorenz Jarass. "Normalverdiener
werden ausgeplündert." Kein vergleichbares Land
in der Welt bietet so viele Möglichkeiten einer "legalen"
Steuerflucht wie Deutschland. Steuerhinterziehung -
Betrug zu Lasten der Gesellschaft - wird als Kavaliersdelikt
heruntergespielt.
|
Das gesamte Privatvermögen (Brutto) in Deutschland im Jahr 2007
betrug rund 8 Billionen Euro oder 8000 Milliarden Euro, davon Grund
und Immobilien 5,3 Billionen Euro. Wichtig ist auch ein Blick auf die Vermögensverteilung in Deutschland: Die reichsten 10 % verfügten über 61,1 % des gesamten Vermögens. Die reichsten 20 % verfügten über 80,1 % des gesamten Vermögens. Die reichsten 30 % verfügten über 91,2 % des gesamten Vermögens. Die unteren 70 % verfügten über 6,0 %
des gesamten Vermögens (Differenz u.a. durch Verschuldung). Quelle: Vermögensverteilung
Bundeszentrale für politische Bildung/DIW
Anmerkungen: Es besteht ein hohes West-Ost-Gefälle der Vermögensverteilung. Vermögen unterliegt z. B. in USA und Großbritannien einer Vermögensteuer. Kritische
Anmerkung zum "Bruttogeldvermögen
für Vermögensvergleiche"
In Deutschland wird die Vermögensteuer seit 1997 nicht mehr erhoben Die
Ungleichheit wächst - Immer mehr auf der hohen Kante PDF
Reichtums-
und Schuldenuhr
Erläuterungen
zur Reichtums- und Schuldenuhr (siehe Textende)
Große
Vermögen besteuern jetzt, zur Unterschriften-Aktion:
|
Finanzpolitik
der leeren Kassen Mehrere Hundert Milliarden Euro entgehen unserem Staat jährlich
durch Steuerhinterziehung, Steuerschlupflöcher, Wirtschaftskriminalität
und Vollzugsdefizite. Dazu kommt eine Politik, die seit vielen Jahren einseitig Einkommen
aus Unternehmertätigkeit und Vermögen steuerlich begünstigt. Geld ist vorhanden - aber unsozial verteilt Überlegungen zum Reichtum unseres Landes
Dem gegenüber steht
- eine Staatsverschuldung von 1.502 Mrd. €
in 2007
von
2.071,5 Mrd. € in 2011
- 400
Mrd Bürgschaften + 80 Mrd Direkthilfe (ARD)
PDF
für Bankenrettungspaket 2008 der Finanzmarktkrise -
379
Milliarden Euro (Dez.2011) Haftungssumme für den EU-Rettungsschirm -
86 Milliarden hohe Kosten der Arbeitslosigkeit
PDF
in 2004.
- eine wachsende Verschuldung vieler Kommunen
wg. mangelhaftem Steueraufkommen. - erheblicher Personal-Fehlbestand im öffentlichen
Dienst (Schulen, Justiz, Sicherheit, Finanzen...)
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Nachstehende
Tabelle aus Mit Sozialkapital 1,7 Billionen Euro
Staatsschulden tilgen?
PDF Vergleich
der Entwicklung von Steuerarten in Prozent des Gesamtsteueraufkommens
1950 und 2009
Steuerart |
Prozent der Gesamtsteuer 1950 |
Prozent der Gesamtsteuer
2009 |
Unterschied in Prozent
|
|
|
|
|
Umsatzsteuer |
21,7 |
33,77 |
+64,25 |
Einkommensteuer |
9,89 |
5,04 |
-49,4 |
Vermögensabgabe |
8,8 |
0 |
-100 |
Lohnsteuer |
8,56 |
25,79 |
+301 |
Körperschaftssteuer |
6,87 |
1,46 |
-78,7 |
|
|
|
|
Grundsteuer |
5,45 |
2,08 |
-61,84 |
Gewerbesteuer |
4,94 |
6,18 |
+25,1 |
Total (in Mrd. Euro) |
10.783 |
524.001 |
|
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Tabellen 1950-1953 und 2006-2009
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Seit Jahren fordern Union und FDP Steuerentlastungen
für Unternehmen und "Leistungsträger". Wie aber sieht es aus mit der Steuerbelastung? Wer zahlt wieviel
Steuern? Das gesamte Steueraufkommen (Bund, Länder, Gemeinden) in Deutschland
2007 beträgt 538,2 Mrd. €, gemäß Steuerschätzung im Oktober 2012 beträgt
das Steueraufkommen 601,5 Mrd. €. Eine detaillierte und neuere Aufstellung wie sich das Gesamtsteueraufkommen
verteilt (wer genau zahlt wieviel Steuern), entsprechend der oben dargestellten
Vermögensverteilung konnte nicht gefunden werden. Ersatzweise einige
Meldungen zum Thema:
Wer Deutschland finanziert Etwa ein Viertel der deutschen
Steuerzahler erbringen fast 80 Prozent der jährlichen Einkommensteuereinnahmen.
So oder ähnlich wurde eine Studie in 2008 des Statistischen Bundesamtes
für das Jahr 2004 in den Medien vielfach zitiert. Beispiel focus
PDF Diesen Meldungen bedarf es einiger korrigierender Anmerkungen: Obwohl vielfach unterstellt, sind es bei Monats-Einkünften
über 3000 Euro längst nicht nur Spitzenverdiener und Vermögende.
Millionäre erbringen lediglich 5% der jährlichen Einkommensteuereinnahmen. Die Lohn- und Einkommenssteuer beträgt nur einen Teil
der gesamten Steuereinnahmen. Einen noch größeren Anteil am Gesamtsteueraufkommen als
die Einkommensteuer haben in Summe MWSt (Umsatzsteuer) und Bundessteuer
(Energiesteuer,Tabaksteuer,..) Den erbringt als Endverbraucher
die große Masse der Gering- und Durchschnittsverdiener, 73% der
Steuerpflichtigen. Dabei werden gerade kleinere Einkommen proportional
stärker belastet, da fast alles für den Lebensunterhalt weggeht. Mit
315 Mrd (Bundes-, Umsatz- und 20% Eink-Steuer) an der Gesamtsteuer
von 601,5 Mrd in 2012 beträgt der Anteil für 73%
der Steuerpflichtigen über 50 %. Die "fast 80%
der Einkommensteuereinnahmen" schrumpfen auf 25% der
Gesamtsteuer. Dass 73% der Steuerpflichtigen nur noch 20% der Lohn-
und Einkommenssteuereinnahmen erbringen, ist eine direkte Folge
der Steuerausfälle durch Arbeitslosigkeit, prekärer Arbeit und gesunkener
Einkommen.
Privater Reichtum und öffentliche Armut - Handlungsoptionen der
deutschen Steuerpolitik Hartnäckig wird von den Unternehmerverbänden und ihrer mächtigen
Lobby in Wissenschaft, Medien und Politik von der hohen Steuerlast
in Deutschland und von dem dramatischen Einbruch der Gewinne berichtet.
Ein Blick auf die Realität, d.h. die Volkswirtschaftlichen Daten,
die Steuerstatistik und die Konzernbilanzen zeigt, dass die Gewinne
insgesamt auch von 2000 bis 2003 weiter gestiegen sind, die tatsächliche
Steuerzahlung aber ... Zur
Quelle Jarass DGB_Steuerpolitik.pdf
OECD-Studie - Steuerlast in Deutschland besonders ungerecht verteilt.
Mai 2009 In Deutschland ist nicht nur die Steuerbelastung
so hoch wie in kaum einem anderen Industrieland, die Steuern und
Abgaben sind auch noch besonders ungerecht verteilt. Das ist das
Ergebnis einer Länderstudie der Organisation für wirtschaftliche
Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), die in Paris veröffentlicht
wurde. Demnach müssen Geringverdiener in Deutschland mehr Steuern
und Abgaben schultern als in den meisten anderen Industrieländern.
Auch Singles und Doppelverdienerhaushalte werden in Deutschland
stärker zur Kasse gebeten als in den meisten anderen der 30 OECD-Staaten.
Bei Spitzenverdienern sinkt dagegen die Belastung wieder. Zum
Zeit-Artikel
PDF
Auch das Handelsblatt berichtet am 17.10.2007: „Durch hohe Sozialabgaben
werden Erwerbseinkommen und damit der Faktor Arbeit besonders stark
zur Finanzierung staatlicher Aufgaben herangezogen. Gleichzeitig
wird die Last auf mittlere und untere Erwerbseinkommen konzentriert“
Schön reich. Steuern zahlen die anderen Wer zahlt in Deutschland eigentlich Steuern? Vor allem die Arbeitnehmer.
Denen wird jeder Cent sofort vom Lohn abgezogen. Für Millionäre
ist Deutschland eine Steueroase. Denn die Finanzämter können schon
längst nicht mehr gründlich prüfen. Lasche Gesetze, zu wenig Personal.
So haben die Politiker selbst die milliardenschwere Steuerflucht
der Reichen organisiert. Die Parteien überschlagen sich mit Vorschlägen
für Steuerreformen, was nicht diskutiert wird: Weil sich die Reichen
so einfach der Besteuerung entziehen können, entgehen dem Staat
jährlich rund 72 Milliarden Euro... Mehr
Reiche wollen mehr Steuern zahlen Oktober 2005 In einem offenen Brief hat sich eine Gruppe von Vermögenden,
Schriftstellern und Wirtschaftsexperten für eine Erhöhung der Vermögens-
und Erbschaftssteuern ausgesprochen. „Wenn Sie die Massenkaufkraft stärken wollen, wenn Sie Arbeitsplätze
schaffen wollen, dann schaffen Sie das Steuerparadies für wirklich
Reiche in Deutschland ab und sorgen Sie für eine gerechte Besteuerung“,
heißt es in dem an die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und den SPD-Chef
Franz Müntefering gerichteten Schreiben. ...„belasten Sie die Vermögenden statt den Arbeitnehmern und
Rentner weitere Opfer abzuverlangen“. Deutschland benötige bessere
Schulen und eine gute Kinderbetreuung - „aber kein Steuerparadies
für Reiche mitten in Europa“. Aufruf im
Wortlaut
Reiche wollen immer
noch mehr Steuern zahlen 4.10.2012 Möbel-Millionär
Krieger sieht Reiche in der Pflicht. Kurt Krieger, einer der
reichsten Deutschen, ist Besitzer des hinter Ikea zweitgrößten
deutschen "Möbel Höffner". Zitate aus dem Interview: "Und
wenn es zur Sanierung der öffentlichen Haushalte etwas mehr sein
sollte, dann bin ich auch dabei. Natürlich, so wie wir alle in Deutschland
für die Einheit mit dem Soli belastet werden. Wenn für die Sanierung
der Haushalte eine weitere Abgabe erforderlich ist – warum nicht?
Wir haben eine Situation, in der man Schulter an Schulter stehen
muss. Und da müssen die, die mehr haben, auch mehr in den Topf geben.
So einfach ist das. Die Leistungsfähigkeit von Unternehmen und
Unternehmern muss auf Dauer erhalten werden. Gleichzeitig sollten
all diejenigen, die wohlhabend sind, ermutigt werden, Solidarität
zu zeigen. Das würde auch jene ermuntern, die nichts oder wenig
haben. Die würden sehen: 'Aha, es sind nicht nur wir, die Opfer
bringen müssen.’ Krieger zur Frage: Was halten Sie von Leuten,
die ihr Geld außer Landes schaffen, um dem Fiskus zu entgehen? Krieger:
Also dafür würde ich glatt auf die Barrikaden steigen, mit der großen
Fahne vorne weg. Im Ernst: Man geht doch von 340 Milliarden Euro
deutschem Schwarzgeld in der Schweiz aus. Da können Sie sich vorstellen,
dass alle, die in Deutschland ihre Steuern zahlen, das nicht so
toll finden." Zum
Originalbericht Möbel-Millionär Krieger sieht Reiche in der Pflicht.
Staatsverschuldung
durch Sonder-Vermögensabgabe tilgen Alexander Dill, Leiter des alternativen Basler
Instituts für Gemeingüter und Wirtschaftsforschung
arbeitet an einer Entschuldung der Bundesrepublik. Er will einen
Vorschlag machen, wie sich Deutschland seines 1,7 Billionen Euro
Problems
entledigen kann, nämlich eine radikale Soforttilgung: Der Staat soll sich mit einem Schlag
von all seinen Krediten befreien. Und zwar per Vermögensabgabe.
Weil
das private Nettovermögen der Deutschen nach Dills Berechnungen
bei 8,2 Billionen Euro liegt, kämen die 1,7 Billionen Euro durch
eine Abgabe in Höhe von gut 20 % zusammen. Diese müsste auf
jeglichen Besitz erhoben werden - vom Festgeldkonto über das Aktiendepot
bis hin zur Immobilie. Weil den reichsten zehn % der Deutschen gut
60 % des gesamten Vermögens gehören, würden sie die Hauptlast
bei der Schulden-Weg-Aktion tragen.
Dills Vorhaben klingt verwegen. Man hört schon den Aufschrei "Enteignung!", "Kommunistische Umtriebe!"
Was Dills
Plan aber erwähnenswert macht, ist sein Vorbild: Konrad Adenauer. Der
erste Kanzler der Bundesrepublik, eher als Kommunistenfeind denn
Sowjetfreund bekannt, führte Anfang der fünfziger Jahre zur Finanzierung
des sogenannten Lastenausgleichs unter anderem eine Vermögensabgabe
ein. Damit sollten die Menschen entschädigt werden, denen der Krieg
die Existenzgrundlage entzogen hatte. Der Staat erhob die Abgabe
bis in die siebziger Jahre. Weil es hohe Freibeträge gab, mussten
gerade diejenigen zahlen, die trotz des Kriegs noch über große Vermögen
verfügten. Es traf vor allem Eigentümer von Immobilien. Ein historisches
Vorbild macht allerdings noch keinen realistischen Plan für die
Gegenwart. Dabei wäre dieser dringend notwendig. Denn die Schuldenlast
des Staates ist enorm. Die Aussichten sind verlockend: Wären die Staatsschulden tatsächlich
von jetzt auf gleich Geschichte, sparten Bund, Länder und Gemeinden
mehr als 60 Milliarden Euro pro Jahr an Zinszahlungen. In der Folge
könnten die Steuern und Sozialabgaben drastisch sinken. Quelle
Spiegel
Zur
Originalquelle Basel Institute of Commons and Economics AG
- Dills Entschuldungskonzept
(PDF)
Kritik
von E. W. Kreutzer auf http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2010/35.html
PDF
Auszug: Offenbar hat sich bisher niemand der Mühe unterzogen,
Herrn Dill zu erklären, dass zur Tilgung von Schulden Geld benötigt
wird. Keine Aktien, keine Pfandbriefe, keine Villen, keine Wälder,
keine Eigentumswohnungen, keine Kfz-Briefe. Wer tilgen muss, hat's
auch mit dem Sparbuch schwer, denn der Gläubiger nimmt nur Bargeld,
also Münzen, Banknoten und Sichtguthaben auf Girokonten. Fazit: Die von Alexander Dill vorgeschlagene
20 % ige Vermögensabgabe ist mangels Liquidität undurchführbar.
Der Versuch, wenigstens das Machbare (also etwa 15 %) auch zu
machen, führt durch vollständigen Liquiditätsentzug direkt in den
vollständigen Zusammbruch des Wirtschaftens.
Email
an Egon W Kreutzer vom 18.9.2010 Hallo Herr Kreutzer, jetzt
bin ich aber enttäuscht. Erst vor kurzem bin ich auf den Spiegel-Artikel
und Ihre Reaktion, Herr Kreutzer, auf Dills kühne Absicht "Deutschland
durch eine Vermögensabgabe zu entschulden" gestoßen. Eine wunderschöne
Idee von Alexander Dill, sprühend von sozialem Charm! Sollte sie
nicht Anerkennung und vor allem - konstruktive - Kritik, gerade
auch von anerkannten Querdenkern verdienen? Nutzniesser von Steuerschlupflöchern,
ausgebremstem Steuervollzug, Spekulationsgewinnen, Steueroasen und
und und, zu schonen ist wohl gängige Praxis aber nicht unbedingt
sozial oder gar gerecht. Warum nicht auch mal diese Nutzniesser
verstärkt, zumindest aber angemessen, sozial einbinden? "Entschuldung
auf einen Schlag" ist doch ein attraktiver mediengerechter
Aufmacher. Entsprechende Resonanz in unserer Presselandschaft ist
vorsichtshalber (fast) ganz unterblieben. Ich vermute mal, auch
Sie hat großes Mitleid erfasst mit unseren geplagten Besserverdienern,
Millionären und Milliardären, die immer wieder geschockt und gebeutelt
werden von solchen und anderen "kommunistischen" Ansinnen
wie Steuergerechtigkeit oder Wertschöpfungssteuer oder gar Verteilungsgerechtigkeit
(mehr auf zukunft--der--arbeit.de). Es wäre ja auch ganz schlimm
für unsere bemitleidenswerten Superreichen, wenn öffentlich diskutiert
würde, dass mit einigen kleinen Änderungen wie zum Beispiel Ergänzung
der Vermögensabgabe mit entsprechenden Freibeträgen (welche Normal-
und Geringverdiener außen vor lassen), einer zeitlichen Streckung
der Abgabensatz von gut 20 auf wenige Prozent sinkt und damit als
höchst praktikables Konzept den letzten Ungläubigen / Medienkampagnen
- Verwirrten
von der realen Machbarkeit überzeugt... Freundliche Grüße Knut
Albrecht
Antwort von Herrn Kreutzer per Email vom 18.9.2010 Sehr
geehrter Herr Albrecht, es dauert mich, dass Sie die Kritik an
der undurchführbaren Idee des Herrn Dill als Zustimmung zu allen
Fehljustierungen unserer Gesellschaft ansehen. Ich hatte inzwischen
Kontakt mit Alexander Dill, der sich weit weniger zynisch-sarkastisch
äußerte, ja er stimmt mir sogar zu, dass seine Lösung nichts anderes
darstellt, als eine gigantische Umschuldung - auch mit der Folge,
dass die volkswirtschaftlich relevante Zinslast dadurch steigen
wird, wenn der AAA-Schuldner Staat ausssteigt und sich neue Schuldner
mit schlechterem Rating in die Bresche werfen müssen. Dill sieht
in der Entschuldung des Staates einen Wert an sich. Den kann ich
nicht erkennen. Das ist der zentrale Punkt dieser Auseinandersetzung. Mit
besten Grüßen Egon W. Kreutzer
|
2.3
Einkommens-Umverteilung 1980 bis heute -
"Lambsdorff-Papier"
und "Diktat der leeren Kassen"
Unternehmensgewinne
und Vermögen der Reichen sind immens gestiegen, nicht zuletzt durch
Steuerent- lastung, Steuerschlupflöcher, Duldung von Steuerhinterziehung.
Gleichzeitig aber wird der Staat gezielt ausgezehrt und die
große Mehrheit von der Teilhabe am wachsenden Reichtum schleichend
ausgeschlossen. Unter dem Schlagwort "mehr Eigenverantwortung"
wird unsere soziale Sicherung ebenso wie unsere Existenzgrundlage,
die Erwerbstätigkeit (durch Steuer- und Abgabenlast, Lohnniveausenkung
und Prekarisierung) von der Politik seit dreissig Jahren scheibchenweise
demontiert. Unübersehbar ist die Tatsache, dass Unternehmen
und reiche Oberschicht seit vielen Jahren immense Gewinnzuwächse
zu verzeichnen haben. Statt die Arbeitnehmer an den gemeinsam erwirtschafteten
Rationalisierungsgewinnen zu beteiligen, wurde das so gewachsene
Vermögen
in die aus dem Ruder laufenden deregulierten Finanzmärkte gespeist.
In dieser Zeit wurden uns hier, im Lande des Exportweltmeisters,
wg. "schlechter Wirtschaftslage aufgrund der Globalisierung"
Sozialleistungen und Löhne gekürzt.
Solcherart praktizierte
Umverteilung hängt unmittelbar zusammen mit der Veränderung der
Arbeitswelt: Die abnehmende Erwerbstätigkeit aufgrund des technischen
Fortschritts bei gleichzeitigem Ausschluss der Beschäftigten von
den Produktivitätsgewinnen.
Während viele
Mittelschichtsangehörige missgünstig auf die soziale Unterstützung
von Arbeitslosen und Hartz IV ler (meist nur Opfer der politisch
verursachten Prekarisierung) schauen, erkennen sie nicht dass es
ihre - der Mehrheit unter den rund 70 Millionen Sozialversicherten
- ureigenste soziale Absicherung im Alter, bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit
ist, die die Politik systematisch abbaut. Viele der Mittelschicht
realisieren nicht, dass auch ihre Existenzsicherheit - Arbeitsplätze
und Einkommen - bedroht ist. Durch Lohndumping, Umwandlung von sozialversicherter
Beschäftigung in unterbezahlte, befristete Jobs, durch politisch
verweigerten Ausgleich der Sozialbeiträge, die durch millionenfache
Wegrationalisierung und Prekarisierung von Arbeitsplätzen fehlen.
Das ist die Umverteilung, der Sozialabbau, von dem hier die Rede
ist. Viele erkennen nicht, dass die Politik ihnen zunehmend die
Steuerlast aufbürdet, von der Reiche und Unternehmen permanent entlastet
wurden.
----------------- Viele
der Mittelschicht (eigenes Haus oder Eigentumswohnung und 100 oder
200 Tausend Euro auf dem Konto) unterliegen dem Wahn sie gehören
zu den bevorzugten „Reichen“. Diese Umverteilungs-Politik aber ist
primär für Großkonzerne und die superreiche Oberschicht gemacht.
Das wirklich Fatale: Bei den Wahlen unterstützt die Mittelschicht
diese auch gegen sie gerichtete Politik.
------------------- Diese
Politik der Umverteilung, unter der Schmidt-Regierung von der FDP
forciert, wurde von den Folgeregierungen Kohl,
Schröder
und Merkel
in wechselnden Koalitionen von CDU CSU FDP GRÜNE SPD bis heute fortgesetzt.
Es ist eine Entwicklung eingetreten, die sich auffallend mit den
Zielsetzungen im "Lambsdorff-Papier"
deckt, ebenso im "Diktat
der leeren Kassen".
Sozialabbau
und Umverteilung unter Merkel.
Zur Bundestagswahl 2005 eröffnete die Union unter Kanzlerkandidatin
Merkel "Reformen" in nahezu allen Politikbereichen, die
sich über Merkels gesamte Regierungszeit (von 2002/2005) bis heute
erstrecken. Auch die Deregulierung des Finanzmarktes wurde von der
CDU/CSU-SPD-Regierung unter Merkel weiter betrieben unter Mithilfe
von FDP und Grüne. Mit "Rettungsmilliarden" für Banken,
Wirtschaft und EU hat Merkel die Staatsverschuldung in nie gekannter
Höhe getrieben. Im krassen Widerspruch zu Angela Merkels ständigen
hohen Politiker-Beliebtheitswerten steht Merkels Umverteilungspolitik
zum Nachteil von Arbeitnehmern, Rentnern und Arbeitslosen der Mittelschicht
und darunter. Angefangen bei ihrer eisernen Ablehnung von Mindestlöhnen
sowie Senkung der Lohnnebenkosten (verantwortlich für sinkendes
Lohn- und Rentenniveau und Schwächung der gesetzlichen Alterssicherung
wie der Krankenversicherung), Einführung der Rente mit 67, ihrer
Unternehmen und Reiche begünstigenden Steuer- und Abgabenpolitik,
über ihrer 480 Milliarden schweren "Bankenrettung", ihrer
europaweiten Umverteilung und Senkung sozialer Leistungen unter
dem Druck gigantischer Rettungsschirm-Milliardenbeträge für Banken
und Hedgefonds bis zur - von Anfang an - betriebenen Zerschlagung
der gesetzlichen Krankenversicherung mittels "Kopfpauschale"
und last not least ihrer Unterstützung von internationalen Bundeswehr-Kriegseinsätzen
in Afghanistan und anderswo, wie von Rüstungsexporten in Weltrang-Spitzenposition.
Alles wesentliche Politikinhalte, die von der Bevölkerung mehrheitlich
abgelehnt werden. Dass hier Kräfte ihre Hand im (Medien-)Spiel haben,
die Haupt-Nutzniesser dieser Politik sind, drängt sich geradezu
auf. Besonders angesichts der Tatsache, dass die einzige Partei
im Bundestag, die auch diese Merkel-Politik konsequent ablehnt und
fundierte Alternativen anbietet, wenn überhaupt einer breiten Öffentlichkeit
inhaltlich wahrnehmbar, als höchst unbeliebt bewertet wird. Wie
auch immer, in dieser Dokumentation zählen schonungslose Fakten
Mit beispielsloser Hartnäckigkeit treibt Bundeskanzlerin
Merkel den Sozialabbau als Spardiktat unter dem Druck der "Rettungsschirme"
auch in Europa voran.Die "Schuldenbremse" des Fiskalpakts
wirkt effektiv als "Haushaltsdeckel", der den Druck steigert,
mehr Sozialabbau durchzusetzen, Löhne im öffentlichen Sektor zu
senken und öffentliche Investitionen zurückzufahren. Sinnvolle öffentliche
Ausgaben sollen gekürzt werden, während gleichzeitig (und primär)
die Banken mit Milliarden gerettet werden. Der Fiskalpakt setzt
nicht an den wesentlichen Krisenursachen an: Deregulierung der Finanzmärkte
und Finanzinstitutionen, die unverantwortliche Risiken eingehen,
Steuerwettlauf nach unten, immer weiter auseinanderklaffende Einkommens-
und Vermögensverteilung. Er bezieht sich nur auf die Ausgabenseite
und verlangt drastische Kürzungen. Diese treffen zusätzlich zur
Steuerungerechtigkeit in aller Regel auch wieder die Bevölkerung
am unteren Ende der Einkommensskala. Mehr
auf
Einkommens-Umverteilung
1980 bis heute - "Lambsdorff-Papier" und "Diktat
der leeren Kassen".
Ausführlich und gründlich recherchiert,
mit vielen Fakten und Quellenangaben.
Kap.3 Maßnahmen zur Überwindung der Erwerbskrise -
Notwendige Regelungseingriffe 3.01 Vorbemerkung Es
bleibt festzuhalten: Unserer Wirtschaft geht es blendend im
internationalen Vergleich. Hohe Exportzahlen unserer Firmen belegen das
nach wie vor überdeutlich. Natürlich gibt es auch wirtschaftliche
Einbrüche, firmen- und branchenspezifische Probleme. In den letzten
Jahrzehnten ging es unserer Wirtschaft blendend. Seit Jahrzehnten
belegen wir bis heute einen Spitzenplatz in der Welt-Export-Rangliste,
über viele Jahre als Export-Weltmeister. Selbst gegenüber den viel
größeren Wirtschaftsgiganten USA und China. Unübersehbar ist die Tatsache, dass Unternehmen seit den 1980er
Jahren gigantische Gewinnzuwächse zu verzeichnen hatten. Verstärkt
durch Unternehmens-Steuersenkungen und vielfach geduldete illegale
Steuerhinterziehung. Das weltweite Finanzvermögen ist seit 1980
um das über 15fache, auf gigantische 150.800 000 000 000 (150,8
Billionen bzw. 150 800 Milliarden) Euro gewachsen. Statt die Arbeitnehmer an
den gemeinsam erwirtschafteten Rationalisierungsgewinnen zu beteiligen,
wurde das steigende
Vermögen in die aus dem Ruder laufenden Finanzmärkte
gespeist. Und das in einer Zeit weltweit wachsender Massenarbeitslosigkeit.
In der uns wg. „schlechter Wirtschaftslage aufgrund der Globalisierung"
Sozialleistungen und Löhne gekürzt wurden. Existenzgefährdungen
oder Massenentlassungen durch strukturelle Veränderungen sind am
ehesten vermeidbar. Strukturelle Veränderungen brechen nicht über
Nacht herein. Sie sind frühzeitig abzusehen und erlauben es Unternehmern
und Politikern, denen es Ernst ist mit ihrer sozialen Verantwortung,
rechtzeitig sozialverträgliche Anpassungsprozesse einzuleiten. Absatzmärkte bedingen Kaufkraft oder schlichter: Wer verkaufen
will braucht Käufer. Teilhabe an den Unternehmensgewinnen ermöglichte die Kaufkraft,
die einen Binnenmarkt schafft, der ebenfalls Voraussetzung einer
konkurrenzfähigen Industrie und Wirtschaft ist. Hier können Produkte
entwickelt und gefertigt werden, hohe Anwendungsreife erlangen und
die überzeugendsten Verkaufsreferenzen für den internationalen Markt
geboten bekommen. Doch unser Binnenmarkt schwächelt seit den
Jahren der Massenarbeitslosigkeit: Wer wenig hat, kann kein Auto
kaufen. Und auch wer um seinen Arbeitsplatz bangen muss fährt sein
Auto lieber solange wie möglich, bevor Schulden für ein neues gemacht
werden. So einfach ist das; einseitige Einschnitte haben Folgen
und vermeintliche Vorteile ziehen erhebliche Verschlechterungen
nach sich. Auf dem heimischen Markt sind die Lohn- und Sozialkosten für
alle gleich und hier erst recht kein Konkurrenznachteil. Doch trotz
billiger Importware schwächeln selbst große Handelsketten. Hier
zeigt sich ebenfalls, dass nicht unser „zu hohes“ Gehalts- und Sozialkosten-Niveau
Grund für die Binnen-Marktschwäche sein kann. Es ist auch nicht
die „Kaufunlust“. Es ist schlicht und einfach die volkswirtschaftliche
Folge von immer hemmungsloser werdender Profitmaximierung: Wer arbeitslos
ist oder Angst um seinen Arbeitsplatz hat, wem der Lohn gekürzt
wird und wer vom Staat immer mehr zur Kasse gebeten wird, der
kann nicht so viel ausgeben. Wenn Betriebswirtschaftler so kurzsichtig denken und
handeln… Politiker unserer Regierung, wie aller Parteien,
die viel Geld erhalten um unabhängig und verantwortungsvoll auf
volkswirtschaftliche Erfordernisse zu reagieren sind hier zu allererst
gefordert.
3.02 Existenzsicherung bei abnehmender Erwerbstätigkeit
und zunehmender Ruhestandszeit. Direkt damit zusammenhängende Veränderungen
der Lebensgestaltung erfordern langfristig neue gesellschaftliche
Förderstrukturen, mehr im Kapitel 6 Ausblick.
Dringend nötig ist auch eine entsprechende Weltwirtschaftsordnung.
Immer engere internationale wirtschaftliche Verflechtungen machen
weltweit wirksame Regularien dringend, um Ausbeutung zu stoppen,
unvertretbare Ungleichgewichte zu überwinden, mehr in Kapitel
3.6 Internationale Regelungen.
Es geht um
Entschärfung der Existenzbedrohung, um die Verhinderung zunehmender
Verarmung. Es geht um die sozialverträgliche
Anpassung an ein Leben mit immer weniger Erwerbsarbeit. Eine offene,
ehrliche öffentliche Diskussion ist unabdingbare Voraussetzung für
effektive, nachhaltige Regelungseingriffe, die einen sanften Übergangsprozess
realisieren. Das ist in bisheriger öffentlicher Darstellung, in
den Medien, insbesondere
in den zahlreichen TV-Diskussionsforen, weitgehend ausgeklammert
oder unterdrückt worden.
Langfristig,
wenn die Erwerbstätigkeit weiter zurückgegangen ist und die darauf
basierende soziale Sicherung kaum noch aus Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Beiträgen
finanziert wird, ist eine grundlegende Neuordnung zu gestalten.
Vorerst brauchen wir uns nicht mit dem "bedingungslosen Grundeinkommen"
und ähnlichem konkret beschäftigen. Im Moment scheint das eher eine
Chimäre zu sein zur Installierung von allgemeinem Elend nach dem
Motto "Armut für (fast) alle". Mehr hierzu unter Kap.3.5
Soziale Sicherung zukunftssicher
gestalten. Deshalb
gilt es, die ganz profanen Lösungsschritte, wie hier im folgenden
konkret angesprochen, erst einmal umzusetzen.
Wie lange es bis zum
globalen "Ende der Arbeit" dauern kann, sei dahingestellt.
Wir leben in der Zeit des Umbruches, der ständigen Abnahme der Erwerbstätigkeit.
Die Zukunft der Arbeit hat bereits begonnen. Für diese (Übergangs-) Phase brauchen
wir zuallererst wirksame und nachhaltige Lösungen. Sie bereiten
den sozialverträglichen Weg in eine Zukunft, in der Erwerbstätigkeit
als Lebensgrundlage ihre heutige Bedeutung verloren
hat. Ich sehe das auch für die nächste Zukunft durchaus im Einklang
mit
der Feststellung von Dr. Corinna Heintze in "Ausbau
öffentlicher und gesellschaftsnaher Dienstleistungen" (siehe Kap.
3.4 Staatliche Maßnahmen): "Das
Problem besteht darin, dass traditionelle Nachfragepolitik
und Ansätze zur Arbeitsumverteilung durch Verkürzung
der Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit je für sich
nur einer von mehreren Bausteinen einer erfolgreichen
Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sein können.
Das Konzept traditioneller keynesianischer Nachfragepolitik
vernachlässigt eine der Hauptursachen der heutigen
Massenarbeitslosigkeit, nämlich den arbeitsplatzvernichtenden
technischen Fortschritt (Automatisierung und Computerisierung)
und den Wettbewerb auf dem Weltmarkt bei einfachen Fertigungsprozessen.
Allerdings, auch der Verweis auf „Technischen Fortschritt
und das Ende des Normalarbeitsverhältnisses““ greift
als Erklärung zu kurz. Der Ansatz kann nicht erklären,
warum in technologisch wenig entwickelten Ländern die
Arbeitslosenquote teilweise das Vielfache des EU-Durchschnitts
ausmacht und sie kann gleichfalls nicht erklären, warum
verschiedene europäische Länder ihr Arbeitsvolumen (in
Std. gemessen) trotz arbeitssparendem technischen Fortschritts
konstant halten oder sogar steigern, während dies Deutschland
nicht gelingt. Die intuitiv eingängige These, wonach
das in Deutschland dauerhaft sehr hohe Arbeitslosigkeitsniveau
die Konsequenz des technischen Fortschritts sei, der
aufgrund steigender Automatisierung Arbeitskräfte überflüssig
macht sowie eines Strukturwandels der Erwerbsarbeit,
der zur Abnahme gesicherter abhängiger Beschäftigung
ebenso führt wie zu einer steigenden Erwerbsbeteiligung
von Frauen, führt zu der Diagnose: Vollbeschäftigung
gehöre der Vergangenheit an. Empirisch ist diese Diagnose
widerlegt".
|
3.03
Volkswirtschaftlich notwendige Weichenstellungen erfordern einen
verstärkten
Eingriff des Staates auf allen Handlungsebenen Die bisherigen Rezepte und Maßnahmen unserer Regierung , insbesondere
Regierungsprogramme von CDU/CSU und der FDP "zur Förderung
der Wirtschaft", haben in über dreissig Jahren keine
nachhaltige Überwindung der Massenarbeitslosigkeit erbracht. Sie
sind mehr oder weniger kläglich gescheitert, das ist die traurige
Realität. Unternehmer wollen Gewinne machen, darauf ist ihr Denken
und Handeln begrenzt. Deshalb greifen betriebsswirtschaftliche Maßnahmen zu kurz.
Auch die "Selbstregelungskräfte des Marktes" sind hier
überfordert. Durch die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen können Arbeitslosigkeit
wie prekäre Beschäftigung
und ihre Folgekosten entscheidend gesenkt werden. Doch auch die Ergänzung
von staatlicher Erwerbstätigkeit, wie nachstehend erläutert, ändert
nicht, dass durch die technische Entwicklung auch künftig immer
mehr Arbeitsplätze wegfallen. Die gesamte Gesellschaft ist in die Finanzierung durch entsprechende
zweckgebundene Steuern und Abgaben einzubeziehen. Alle Unternehmen,
Kapitaleinkünfte, hohe Einkommen sowie eine Wertschöpfungsabgabe
sind ebenfalls, neben den abhängig beschäftigten Beitragszahlern,
zur Finanzierung des Sozialhaushaltes angemessen zu beteiligen.
Maßnahmen -
Übersicht 3.1
Steuer- und Finanzpolitik: Handlungsfähigkeit
des Staates wieder herstellen 3.1.1
Angemessene
Besteuerung von Unternehmensgewinnen und Vermögen
3.1.1.1 Steuerreform - Steuergerechtigkeit herstellen 3.1.1.2 Vollzugsdefizite
beseitigen
3.1.1.3 Steuerhinterziehung
bekämpfen
3.1.2 Wirtschafts-Subventionen
abbauen
3.1.3 Einführung
einer Wertschöpfungsabgabe
3.1.4 Finanzmärkte
regulieren 3.2 Arbeitszeitverkürzung 3.3 Mindestlöhne
flächendeckend - Arbeit muss sich wieder lohnen 3.4 Staatliche Maßnahmen 3.4.1
Arbeitsplätze schaffen durch
öffentliche Aufträge 3.4.2 Personalbedarf anpassen
im öffentlichen Dienst 3.4.3 Unterbezahlte Arbeit
und private Leiharbeit minimieren 3.4.4 Staat als Miteigentümer 3.4.5 Staat als Vorreiter 3.5
Soziale Sicherung zukunftssicher
gestalten 3.6 Internationale Regelungen
3.1 Steuer- und Finanzpolitik: Handlungsfähigkeit des
Staates wieder herstellen.
Unser Staat braucht hinreichende Finanzmittel, um seine Aufgaben
erfüllen zu können.
Die Finanzkrise der öffentlichen Haushalte ist
– ganz im Gegensatz zur herrschenden Meinung - nicht allein durch gestiegene
Ausgaben, sondern wesentlich durch zu geringe Einnahmen verursacht.
Mehr unter Kap. 4.8
|
Nicht
der Sozialstaat ist zu teuer, sondern die Arbeitslosigkeit und ihre
Folgekosten. Seit vielen Jahren haben wir eine - politisch gewollte
- Unterfinanzierung des Staates: Rund 240 Mrd Euro entgehende Steuereinnahmen wg. fehlender
oder ungenügende Besteuerung, Steuerflucht, Steuerbetrug, Wirtschaftskriminalität
sowie Schwarzarbeit wurde von Becker bereits 2005 (PDF) beziffert. Dazu addierten sich 86 Mrd Euro Kosten der Arbeitslosigkeit
PDF
in 2004. Die Massenarbeitslosigkeit muss endlich
wirksam minimiert werden. Statt Arbeitslosigkeit muss Arbeit finanziert
werden. Ein hoher Beschäftigungsgrad mit existenzsichernden Einkommen
entlastet den Staatshaushalt durch entfallende soziale Folgekosten
und zunehmende Steuereinnahmen und Sozialbeiträge.
3.1.1
Angemessene
Besteuerung von Unternehmensgewinnen und Vermögen
Besonderer
Beachtung gebührt an dieser Stelle auch dem Vorschlag
des Alexander Dill:
Deutschlands Billionen hohe Staatsverschuldung mit einer Vermögensabgabe zu tilgen Wurde
bereits unter Adenauer praktiziert durch eine 50 prozentige Abgabe
auf Vermögen, in 120 Raten gestreckt über 30 Jahre vom 1. April
1949 bis zum 31.März 1979. Natürlich
sind zuvor die Voraussetzungen -siehe nachfolgend - zu erfüllen, um
nicht anschließend eine erneute Staatsverschuldung dieses völlig
inakzeptablen Ausmaßes zu verursachen.
3.1.1.1
Steuerreform - Steuergerechtigkeit herstellen Eine umfassende
Steuerreform, seit Jahren überfällig, muss endlich wieder Steuergerechtigkeit
herstellen und ausreichende Staatseinnahmen sicherstellen. Jahr
für Jahr wird mehr Steuergerechtigkeit von Steuerexperten wie vom
Bundesrechnungshof angemahnt.
Prof.
Dr. Jarass in der Börsen-Zeitung - Zeitung für die Finanzmärkte
vom 05.05.2010: Die
tatsächlich bezahlte Steuerbelastung auf Unternehmens- und Vermögenseinkommen,
u.a. durch Einkommen-, Körperschaft- und Gewerbesteuer sowie durch
Grund- und Erbschaftsteuer, betrug 2009 mit rund 20% nur knapp die
Hälfte der Belastung von Lohneinkommen, die fast 50% betrug.
Eine Besteuerung von international tätigen Konzernen ist in den
einzelnen Nationalstaaten möglich, wenn deren gesamte im Inland
erwirtschaftete Wertschöpfung an der Quelle einem generellen Steuerabzug
unterliegt, unabhängig vom Sitz des Betriebseigentümers. Auf
das Nettovermögen sollte eine Vermögensteuer von 1% entrichtet werden;
dadurch wären je nach Ausgestaltung jährlich 10 Mrd. bis 40 Mrd.
Euro zu erzielen. Durch eine generelle Erbschaftssteuer von 15%
wären jährlich über 20 Mrd. Euro Steuermehreinnahmen zu erzielen.
Zur Quelle Wie
höhere Staatseinnahmen Wachstum und Beschäftigung fördern
Zur steuerfinanzierten
Stabilisierung der bisher rein lohnbeitragsfinanzierten
Sozialversicherung ist eine Wertschöpfungsabgabe
ergänzend zu erheben. Mehr
siehe Kap.
3.1.3 Einführung
einer Wertschöpfungsabgabe . Lorenz
Jarass Steuermaßnahmen zur nachhaltigen Staatsfinanzierung 2012 Zusammenfassung
Steuer- & Sozialabgabenbelastung Die öffentlichen Haushalte
sind strukturell unterfinanziert. Nicht zu niedrige Steuersätze
sind die Hauptursache dafür, sondern eine Steuerpolitik, die seit
Jahrzehnten die Effekte der Globalisierung nicht berücksichtigt
hat: Nach der aus vorglobalen Zeiten überkommenen Systematik und
Praxis der Steuererhebung können heute erhebliche Anteile von großen
in Deutschland erworbenen Einkommen dem deutschen Fiskus entzogen
werden, teils legal durch Steuervermeidung, teils illegal durch
Steuerhinterziehung. Angesichts wachsender Aufgaben bei der Kinderbetreuung,
im Jugend- und Bildungsbereich, im Bereich der öffentlichen Ordnung
und zur Erhaltung und zum Ausbau der Infrastruktur ist eine Reform
von Steuersystem und Steuererhebung erforderlich, die nachhaltiges
staatliches Handeln wieder finanzierbar macht... mehr
3.1.1.2
Vollzugsdefizite
beseitigen.
Der Fiskus prüfe im Schnitt jährlich nur 15 Prozent der Einkunftsmillionäre,
kritisiert der Bundesrechnungshof bereits 2006 und 2008
(PDF).
Dabei gebe es gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern.
Eine konsequentere Prüfung sei „allemal lohnend“, denn jede Sonderprüfung
habe Mehreinnahmen von durchschnittlich 135 000 Euro ergeben.
OECD
fordert besseren Steuervollzug von Deutschland Der Steuerexperte der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD),
Jeffrey Owens, hat die Bundesregierung aufgefordert, die Steuerprüfung
in Deutschland zu verschärfen und Banken strenger zu kontrollieren.
Investitionen in die Steuerverwaltung seien Investitionen mit hohen
Renditen. Den Banken sei es derzeit möglich, durch zahlreiche Umgehungsmöglichkeiten
ihre Steuerlast zu reduzieren, so Owens
gegenüber der "Berliner Zeitung"
(PDF).
Der Staat verliere so jedes Jahr mehrere Milliarden Euro an Einnahmen.
"Effektiv zahlen die Banken weniger Steuern als andere Branchen".
Indirekt forderte Owens die Bundesregierung auf, die Finanzverwaltung
für große internationale Konzerne zu zentralisieren.
Der
Bundesrechnungshof rügt in einem vertraulichen Prüfbericht für das Bundesfinanzministerium
schwere Versäumnisse
bei der Verbrechensbekämpfung.
In Deutschland müssten Kriminelle, die von der Justiz erwischt werden,
die nachträglich fälligen Abgaben auf illegale Geschäfte in Milliardenhöhe
nur selten zahlen….
Aufgabe der Steuerfahndungsstellen der Finanzämter
ist beispielsweise der Schwarzarbeit, der Geldwäsche oder dem verborgenen
Internethandel auch außerhalb der Strafverfolgung nachzugehen. Nicht
wenige Fahndungsstellen üben kaum oder keine Steueraufsicht aus.
Eine behörden- und ressortübergreifende Zusammenarbeit findet nur
selten statt bemängelt der Bundesrechnungshof.
In Deutschland fehlten mindestens 6.000 Steuerprüfer/innen und
über 300 Steuerfahnder/innen. Am schlechtesten ausgestattet seien
die reichen Bundesländer im Süden.
Arbeitnehmern werden Monat
für Monat ihre Steuern abgezogen. Bei den Unternehmen ist das anders:
Unternehmen werden nur selten geprüft. Große im Durchschnitt alle
fünf Jahre, mittlere sogar nur alle zwölf Jahre. Regelmäßig versuchen
sie, Steuern in Milliardenhöhe „zu sparen“. 13 Milliarden Euro sammelten
die 11.000 Betriebsprüfer 2002 insgesamt an zusätzlichen Einnahmen
ein. Das sind 1,2 Millionen Euro Mehrsteuern je Prüfer. Immer
wieder wird bekannt, dass hohe zu versteuernde Einkommen verschont
werden:
Strafanzeige
gegen Mappus und Goll - Baden-Württemberg soll keine Steueroase
sein
Zur Begründung seiner Strafanzeige teilte MdB Lange
mit, die Weisung von Ministerpräsident Stefan Mappus und Justizminister
Ulrich Goll an die nachgeordnete Staatsanwaltschaft sei „rechtswidrig“
gewesen. „Die Weisung führe dazu, „dass wissentlich und absichtlich
die strafrechtliche Verfolgung der auf der CD verzeichneten Steuersünder
vereitelt wird, obwohl Mappus und Goll mittels ihrer dienstaufsichtlichen
Möglichkeiten dafür sorgen müssen, dass erhebliche Straftaten auch
verfolgt werden“.
Steuerfahnder-Affäre
Hessen
21. Juli 2009. Steuerfahnder-Affäre in Hessen: Mit fragwürdigen
psychiatrischen Gutachten aus dem Dienst entfernt: Wie die hessische
Finanzverwaltung Steuerfahnder ausbremste, die große Kreditinstitute
und vermögende Steuerhinterzieher kontrollieren wollten. Ab dem
Jahr 2001 war den Fahndern die Verfolgung von großen Verdachtsfällen
zunehmend erschwert worden. Einige wollten dies nicht akzeptieren
- sie vermuteten die politische Absicht, Hessen mit einer wenig
effektiven Steuerfahndung als Wirtschaftsstandort attraktiv zu machen.
Mit Gutachten des Psychiaters H. waren in den vergangenen Jahren
mehrere unliebsame Steuerfahnder als "Querulanten" in
den Ruhestand versetzt worden.
FR-Dossier
zur Steuerfahnder-Affäre Hessen entlässt seine
besten Beamten. Was steckt hinter der Steuerfahnder-Affäre?
Schadensersatz
für kaltgestellte Steuerfahnder
Telepolis, 18.12.2015. Psychiatrischer Gutachter Thomas
H. muss 226.000 Euro Schadensersatz zahlen. Das OLG Frankfurt/Main
hat entschieden, dass den vier Steuerfahndern Schadensersatzansprüche
zustehen. Die Urteile stellen auch fest, dass dreien der Kläger
weitere Zahlungen zustehen könnten, über die in weiteren Verfahren
entschieden wird.
Liechtenstein-CD-Steuerhinterziehungsfälle
FR Dez.2009. Hessens Finanzminister Weimar ließ Liechtenstein-CD-Fälle
unbearbeitet. Im Frühjahr 2000 erhielt die Bochumer Staatsanwaltschaft
eine CD-Rom, welche die Vermögenden in D. - Großunternehmer
und vemögende Mitglieder des Hochadels - in Panik versetzte. In
Bochum wurden 200 Millionen Euro Schwarzgeld aufgedeckt, im Durchschnitt
der 119 Fälle wurden ein- bis zweistellige Millionenbeträge hinterzogen.
Die Frankfurter Steuerfahnder erfuhren von etlichen Frankfurter
Fällen auf der CD. Es sind exakt die Fahnder, die später mit falschen
psychiatrischen Gutachten geschasst werden. Warum sie die Fälle
nie bearbeiten durften, darüber dürfen die Fahnder bis heute nicht
sprechen.
Mit
skandalöser Anweisung schützen hessische Behörden wohlhabende
Steuerhinterzieher - Spiegel.
Kurz
vor Einführung der Zinsabschlagsteuer 1993 hatten viele deutsche
Anleger mit Hilfe ihrer Banken am Fiskus vorbei hohe Vermögenswerte
ins Ausland transferiert - Experten taxierten den Geldstrom damals
auf etwa 300 Milliarden Mark. Als im Juni 1998 rund 300 Steuerfahnder
dann nach vielen anderen Banken auch die Deutsche Bank durchsuchten,
schien festzustehen, dass der Fiskus zahlreichen Steuerhinterziehern
dicht auf den Fersen war - den Verdächtigen auf die Pelle rücken
durften die Fahnder nicht. Grundlage dafür ist die Amtsverfügung
2001/18 des Finanzamts Frankfurt V. In dem Papier vom 30. August
2001 verdonnerte Amtschef Jürgen Schneider-Ludorff in Absprache
mit der Oberfinanzdirektion und dem Hessischen Finanzministerium
unter seinem Chef Karlheinz Weimar (CDU) seine rund 50 Steuerfahnder,
die nur mit Bankenverfahren beschäftigt waren, quasi zum Nichtstun
- und gewährte den Verdächtigen so eine Amnestie durch die Hintertür.
Steuerhinterziehung-Verfassungsrichterin
K.Wolski -
Hausfrauenregel
- Urteil
und Rücktritt
Süddeutsche
Dez.2009.
Ein
neues Haus, eine Wohnung auf Mallorca, ein Ferrari: Richterin Karin
Wolski profitierte von Millionengeschenken, ohne dafür Steuern zu
zahlen. Doch die Justiz verfolgt nur ihren Mann. Es geht um Steuerhinterziehung,
Untreue, Betrug und andere Delikte, um das jahrelange Versagen von
Justiz- und Finanzbehörden und auch um möglichen Filz in Hessen.
Die Juristin ist Vizepräsidentin des Darmstädter Verwaltungsgerichtes
und Richterin am hessischen Staatsgerichtshof. Den Posten verdankt
sie der CDU, die sie im Parteispendenskandal beriet. Diverse Merkwürdigkeiten:
So muss sich Karin Wolski nicht vor Gericht verantworten, obwohl
sie gemeinsam mit ihrem Mann zur Einkommensteuer veranlagt wurde.
Angeblich wusste sie von allem nichts. Die in privaten Steuerangelegenheiten
sich unbedarft gebende Ehefrau entscheidet andererseits als Richterin
mit, wenn es um die Verfassungsmäßigkeit des hessischen Staatshaushalts
geht. Noch seltsamer ist, dass die Wolskis von 1999 bis 2004 keine
Steuererklärung abgaben, ohne dass sich das Finanzamt daran gestört
hätte. Ihnen wurden keine Sanktionen angedroht, wie dies säumigen
Steuerzahlern gemeinhin widerfährt. Die hessische Verfassungsrichterin
Karin Wolski tritt nach der Verurteilung im März 2010 zu zwei Jahren
und zehn Monaten Haft ihres Ehemannes wegen Steuerhinterziehung
zurück. Karin Wolski hat nach Auffassung des Gerichts massiv davon
profitiert, dass ihr Mann sich die mehr als 25 Jahre ältere, reiche
Geschäftsfrau Margit C. gefügig gemacht, ihr Vermögen um Unsummen
geplündert und dabei 1,1 Millionen Euro Steuern hinterzogen hat.
Wolski ist ungeachtet ihres Rücktritts aus dem Staatsgerichtshof noch
Vizepräsidentin des Frankfurter Verwaltungsgerichtes.
Hessens
Finanzminister Weimar: Abgang nach Steuervollzugs-Affären
Juli 2010. Weimar stolperte von Affäre zu Affäre. Der Bundesrechnungshof
bescheinigte Weimar 2006 das Versagen bei der Steuergerechtigkeit
am Beispiel des Finanzamtes Bensheim, das für 100 Einkommensmillionäre
zuständig ist, jahrelang aber keinen einzigen davon prüfte: "Die
Prüfung unterblieb selbst in den Fällen, in denen die Notwendigkeit
eindeutig erkennbar war", dies habe zu "erheblichen Steuerausfällen"
geführt.
Maßnahmen
zugunsten eines effektiven Steuervollzugs:
- Länderspezif.
Regelungen vermeiden durch Bundessteuerverwaltung,
siehe Kienbaum-Gutachten.
- Einheitliche
Verwaltungsgrundsätze und Vollzugsziele für Bund und Länder.
- Zusammenarbeit
und Informationsaustausch der Länder verbessern.
- Weisungsrechte (§21a FVG) des BM Finanzen gegenüber Ländern
konsequent anwenden. - Vor
dem Länderfinanzausgleich Steuervollzugskosten abziehen (Motivierung
der Länder). - Personelle Verstärkung von Betriebs- und Umsatzsteuerprüfung, Steuerfahndung.
- Unternehmen
und Steuerpflichtige mit hohen Einkünften oder Vermögen stärker
kontrollieren
3.1.1.3
Steuerhinterziehung
bekämpfen Der
Bundesfinanzminister
im Mai 2009: "Der deutsche Staat wird durch Steuerhinterziehung
jährlich um schätzungsweise 100 Milliarden Euro betrogen
(PDF). Steuerbetrug
und Steuerhinterziehung seien kriminell und müssten wirksam bekämpft
werden." Die Steuerhinterziehungs-Bekämpfung ist zwar eine
Angelegenheit von Bund und Ländern, doch für den Vollzug sind die
Länder allein verantwortlich. Als in Nordrhein-Westfalen ein Zentralfinanzamt
zur Steuerbetrugsbekämpfung
eingerichtet werden sollte, haben die meisten Länder eine
zentrale Steuerfahndung vehement abgelehnt.. Um Steuerhinterziehung
systematisch zu bekämpfen schlägt der Steuerexperte Prof. Dr. L.
Jarass vor: Internationale Vereinbarungen sind nur zu erreichen,
wenn man gegenüber den durch 13 Steueroasensysteme bisher begünstigten
Staaten ein Drohpotenzial aufbaut, so dass diese Staaten dann ein
Eigeninteresse entwicklen, konstruktiv zu kooperieren. Erreichbar
ist das mit nationalen Maßnahmen, wie sie z.B. im Entwurf für ein
Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz niedergelegt sind... Zur
Quelle Jarass
Ohne sich in die Details des Steuerrechts oder der Steuerfahndung
vertiefen zu müssen, ist offensichtlich, dass das geradezu zu einem
Grundrecht hochstilisierte Steuer-
und Bankgeheimnis der Schutzschild für Steuerhinterziehung und für
die Verlagerung von Geld und Vermögen in Steueroasen ist:
„Das Bankgeheimnis ist letztlich ein Steuerhinterziehungsgeheimnis“
Dabei wird unter dem Pathos des Schutzes der „Privatsphäre“ vertuscht,
dass das Steuergeheimnis nur eine Einkommensform privilegiert, nämlich
die aus Geld- und Kapitaleinkommen. Jeder normale Gehalts- und Lohnempfänger
ist in seinen Einkommensverhältnissen bereits heute vor den autorisierten
Steuerbehörden „gläsern“. zur
Quelle nds
Bundestagsdrucksachen
zum Thema 16/11389
- Antrag CDU/CSU und SPD: Steuerhinterziehung bekämpfen (PDF) 16/11734
- Antrag FDP: Steuervollzug effektiver machen (PDF) 16/9836
- Antrag FDP: Umstellung der Umsatzsteuer von der Soll- auf die
Istbesteuerung (PDF) 16/9479
- Antrag DIE LINKE:: Bundesverantwortung für den Steuervollzug wahrnehmen
(PDF) 16/9166
- Antrag DIE LINKE.: Steuermissbrauch wirksam bekämpfen - Vorhandene
Steuerquellen
erschließen
(PDF) 16/9168
- Antrag DIE LINKE.: Steuerhinterziehung bekämpfen - Steueroasen
austrocknen (PDF) 16/9421
- Antrag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Hintertür für Steuerhinterzieher
(PDF)
3.1.2
Wirtschafts-Subventionen
abbauen Zitat
Bundesfinanzministerium: "Im Interesse einer transparenten,
wettbewerbsneutralen und sozial gerechten Besteuerung ist es unerlässlich,
dass der Wildwuchs ökonomisch und ökologisch fragwürdiger und ungerechter
Steuersubventionen entschlossen und mit Nachdruck gelichtet wird,
Gestaltungsanreize beseitigt und Besteuerungslücken geschlossen
werden". Im Jahr 2009 summierten sich die Unternehmens-Subventionen
allein auf insgesamt 114,8 Milliarden Euro. Die vom Institut für
Weltwirtschaft (IfW) genannte Gesamtsumme von 164,7 Milliarden Euro
beinhaltet allerdings "Subventionen in weiter Abgrenzung",
darunter fallen z.B. Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für
Krankenhäuser, gesetzliche Krankenversicherungen, Kindertagesstätten
und -krippen, Museen, oder Pflegeeinrichtungen. Es erfordert nicht
allzuviel soziale Sensibilität hier nicht unter dem Schlagwort "Subventionsabbau"
gerade Sozialausgaben zu kürzen. Die Widerstände gegen Abbau von
Unternehmens-Subventionen sind verständlicherweise groß. Ein zeitlich
gestreckter Abau lässt allen Nutzniessern ausreichend Zeit sich
finanziell auf höhere angemessene Steuerbelastungen einzustellen,
scheint mir ein akzeptabler Vorschlag: Noch ab 2010 jede Wirtschafts-Subvention
jährlich um 10% kürzen. Dann sind 2019 alle Subventionen auf 0 reduziert.
Ausnahme: Steuerliche
Subventionierung des Exports von Arbeitsplätzen (s.K.5.1)
sofort streichen.
Keine steuerliche Förderung von Fertigungsverlagerungen in EU-Länder
und in das Ausland. Keine steuerliche Verrechnung von Verlusten
im Ausland mit Gewinnen im Inland von internationalen Konzernen.
"Unternehmen dürfen sämtliche Kosten, die bei der Auslandsinvestition
anfallen, Kreditzinsen für die üblich hohe Fremdfinanzierung und
den Bau von Fabriken, „Beraterhonorare“ etc hierzulande in ihrer
Steuererklärung geltend machen. Im Gegenzug müssen sie im Ausland
erzielte Gewinne in Deutschland mit 5% versteuern. Würde diese Subventionierung
des Arbeitsplatzexports abgeschafft, brächte das dem Fiskus direkte
Mehreinnahmen von fünf Mrd. Euro zusätzlich zu den Steuereinnahmen
und Sozialbeiträgen aus den hier verbleibenden Arbeitsplätzen." Wir
erinnern uns, unter dem Schlagwort Subventionsabbau kam nach Angela
Merkels Regierungsantritt zuallererst für alle Arbeitnehmer die
Kürzung von Km-Pauschale, Sparerfreibetrag, Streichung der Absetzbarkeit
des Arbeitszimmers und der Bergmannsprämie. Ein Abbau der Wirtschafts-Subventionen
erfolgte nicht. Siehe
auch UMWELTSCHÄDLICHE
SUBVENTIONEN IN DEUTSCHLAND
3.1.3
Einführung
einer Wertschöpfungsabgabe
Wertschöpfungsabgabe
- was ist darunter zu verstehen?
Wertschöpfungsabgabe ist
eine Steuer/Abgabe bezogen auf die Wirtschaftskraft
eines Unternehmens, in Ergänzung der seither ausschliesslich
auf den Lohn bezogenen Beiträge zur Sozialversicherung.
Die
Abgabenhöhe wird nach gesetzlich festzulegenden Vorgaben erhoben.
Zu berücksichtigen dabei sind u.a.: Gewinn,
Aufwendungen, Anschaffungskosten (AfA), etc.
In
verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass die Wertschöpfungabgabe
gut geeignet - geradezu notwendig - ist, um die langfristige
Finanzierbarkeit der Sozialversicherungen, z.B. Gesetzliche
Rentenversicherung, zu gewährleisten.
Eine
ausgewogene Gesetzgebung schützt vor überproportionaler
Belastung .
|
Eine
Wertschöpfungsabgabe ist notwendig als
Ausgleich für die mit den Arbeitsplätzen wegfallenden Sozialbeiträge.
Ganz besonders gilt das für Unternehmen, die aufgrund von Rationalisierungen
immer weniger Arbeitnehmer beschäftigen und dadurch immer ungenügender
an den Sozialstaatskosten beteiligt sind. Sie nimmt den eigentlichen
Verursacher, die wachsende Produktivität aufgrund des technischen
Fortschrittes, in die Pflicht. Entsprechende Regelungen belasten
Firmen auch nicht anders als Lohnerhöhungen, deren Notwendigkeit
allgemein akzeptiert wird. Mit dem Vorteil, daß Kostenverzerrungen
vermieden werden, die nicht nur zu einseitigen Belastungen der Versicherten
führen, sondern auch bei lohnintensiven Betrieben von Handwerk,
Kleingewerbe und Mittelstand.
So werden endlich wieder finanzkräftige
Konzerne, Banken und Versicherungen, die bei ihrem Personalabbau
hohe Kursgewinne an ihre vermögenden Aktionäre als Dividende ausgeschüttet
haben, an den von Ihnen verursachten steigenden Sozialstaatskosten
angemessen beteiligt.
Wer mit immer weniger Personalaufwand - aufgrund
des von allen erwirtschafteten technischen Fortschritts - Gewinne
erzielt, muss davon auch einen Teil an die Gemeinschaft zurückgeben.
Erstaunlich
die schon fanatisch anmutenden Widerstandsergüsse
(PDF)
von Wirtschaft
und Politik: Begriffe wie "wirtschaftsfeindlich, Fortschritt hemmend, Kapitalflucht,
Technlogiefeindlichkeit" usw., werden sofort beschworen. Tatsächlich
wird niemand
über Gebühr belastet. Es geht um ausreichende soziale Gerechtigkeit,
um die grundrechtlich verbriefte Sozialstaatlichkeit "Eigentum
verpflichtet".
1983 rief
Österreichs Sozialminister Dallinger mit Überlegungen
über eine "Maschinen- Steuer" zur
Finanzierung der Sozialabgaben umgehend in der Wirtschaft helle
Empörung hervor.
2006 gab es einen Vorstoß des französischen Staatspräsidenten Jaques
Chirac für eine grundlegende Reform der Finanzierung der Sozialversicherungen.
Bemessungsgrundlage für die Unternehmerbeiträge sollen nicht länger
die so genannten Lohnnebenkosten, sondern die gesamte Wertschöpfung
der Unternehmen sein. Kapital- und technikintensive Unternehmen
zahlen höhere Beiträge, während arbeitsintensive Unternehmen entlastet
würden. Staatspräsident Chirac zog sich unverzüglich die Kritik
der Arbeitgeber, Teilen der Wirtschaftswissenschaftler und sogar
Teilen der Gewerkschaften zu, die vor den Folgen für innovative
Firmen warnten. Im Unterschied zu Frankreich werden wir leider noch
nicht Zeugen einer Auseinandersetzung um eine nachhaltige Reform
der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme.
2008 fordert der Ärztekammerpräsident
in Österreich eine Wertschöpfungsabgabe Wertschöpfungsabgabe:
Sinnvolle Ergänzung oder Alternative zur Finanzierung der Sozialversicherung?
(PDF) Diese Studie aus (dem vergleichbaren) Österreich von 2003 der
Uni Linz und der Oberöstereichischen Gebietskrankenkasse kommt zu
dem Ergebnis:
Die Wertschöpfungsabgabe erscheint ein geeignetes Instrument zu
sein, die langfristige Finanzierung der Sozialen Sicherheit in Österreich
abzusichern. Die Verteilung der Finanzierungslast würde sinnvoller
und leistungsgerechter auf arbeits- und kapitalintensive Branchen
verteilt werden, was zu einer Entlastung des Faktors Arbeit führt.
Bedenken gegen eine Wertschöpfungsabgabe sind in aller Regel unspezifisch
und ohne weitere Begründung: Für die Befürchtung einer Kapitalflucht
bzw Technlogiefeindlichkeit fehlen nachvollziehbare Hinweise. Die
Wertschöpfungs- Abgabe würde nur geringe Beschäftigungs- Effekte
zeigen, ihr Kernmotiv ist aber auch die Finanzierungssicherung und
–gerechtigkeit der Sozialsysteme. Die Einhebung (Erhebung) dürfte aber – eine
sinnvolle Umsetzung und enge Anlehnung an das Steuerrecht vorausgesetzt
– keine besonderen Schwierigkeiten bereiten.
Wertschöpfung-Telepolis
2006
(PDF)
Plädoyer
für eine Wertschöpfungsabgabe VDK (PDF)
Die
Wertschöpfungsabgabe - Zitate und Artikel
(PDF)
Sozialstaat
- Zukunftsmodell
Wertschöpfungsabgabe G. Müller (PDF)
3.1.4
Finanzmärkte
regulieren
Absichtserklärungen
und Vorschläge gibt es reichlich, konkret getan hat sich bisher
so gut wie nichts. Finanzmarktregulierung
Status September 2012 Frankfurter Rundschau Erklärung
unterstützt von WirtschaftswissenschaftlerInnen. (PDF)
Finanztransaktionssteuer
jetzt! von Prof.Dr. Rudolf Hickel Finanzmaerkte
regulieren Süddeutsche Mai 2010
3.2 Arbeitszeitverkürzung
Weniger Arbeit für alle Das ist eine effektive und schnellwirksame
Lösung. Umverteilung der vorhandenen Arbeit auf mehr Arbeitsplätze
durch generelle Arbeitszeitverkürzung. In der Wirtschaft wie im
öffentlichen Dienst. Die 35-Stundenwoche wurde flächendeckend in
Italien und Frankreich bereits vor Jahren eingeführt. Seinerzeit
gab es Bestrebungen in der EU eine generelle Arbeitszeitverkürzung
in Form der 35-Stundenwoche einzuführen. Trotz der wirtschaftlichen
Stärke in der EU war die deutsche Regierung einer der stärksten
Gegner. Aufruf
Arbeit fair teilen
Bedarfsgerechte Begrenzung von Überstunden, indem nur Überstunden zulässig sind, die ausschließlich durch
Zeitausgleich mit entsprechenden Zuschlägen abgegolten werden. Durch
gesetzliche Regelung sicherstellen. Gesetzliche Regelungen müssen
bei Massenarbeitslosigkeitaufgrund ihrer immensen Auswirkung auf
das soziale Gefüge und den Staatshaushalt Vorrang vor der "Tarifautonomie"
erhalten, wenn keine Tariflösungen in bestimmter Frist erzielt werden.
Diese Regelung ermöglicht die (durch Überstunden-Ausbau) ausgedünnte
Stammbelegschaft wieder auf ein gesundes Maß aufzustocken. Aus meiner
Sicht der effektivere Weg (für Belegschaft und Unternehmen) als
die Beibehaltung exzesssiver Überstunden-Praxis durch das Konzept
"Beschäftigung von Arbeitslosen statt bezahlter Überstunden"
IAB-Studie
2002
Lebensarbeitszeit begrenzen: Das Renteneintrittsalter herabsetzen. Die beabsichtigte Heraufsetzung
auf 67 Jahre verstärkt die Arbeitslosigkeit und belastet den Staat
zusätzlich durch die steigenden Kosten der Arbeitslosigkeit und
Altersarmut. Ein ganz anderes wichtiges Argument für die Herabsetzung
des Renteneintrittsalter ist der ständig steigende Leistungsdruck
und die Belastungen durch zunehmende Schicht- und Feiertags - Arbeit.
Die stark zugenommenen psychosomatischen Erkrankungen und ihre Folgewirkungen
belasten zusätzlich die Kosten der sozialen Sicherung. In Frankreich
gilt Rente ab 60. Geschätzte 2 Millionen Franzosen protestieren
im Juni 2010 gegen
Rentenpläne
des französischen Präsidenten das Mindestalter für den Renteneintritt
bis 2018 schrittweise von 60 auf 62 Jahre zu erhöhen. Zwischenzeitlich
eingeführt wurde die Änderung von Nachfolger Hollande wieder zurück
genommen. Für die Finanzierung
längerer Altersruhezeit sind nachhaltige Lösungen erforderlich;
es gibt andere, bessere Möglichkeiten als Rentenkürzungen,
die Altersarmut erzeugen oder vergrößern. Siehe dort.
3.3 Mindestlöhne
flächendeckend - Arbeit muss sich wieder lohnen Grundvoraussetzung für eine gesunde Volkswirtschaft ist ein Lohnniveau
dass sicherstellt, dass von der Erwerbstätigkeit der Lebensunterhalt
bestritten werden kann, Familien nicht in Armut leben. Ein unverzichtbarer
Schritt dahin ist die generelle Einführung des Mindestlohnes. Union
und FDP lehnen einen flächendeckenden Mindestlohn ab. Doch Mindestlöhne
sind auf dem Vormarsch
,
verstärkt durch den nahenden Termin 1. Mai 2011. Ab dann gilt fast
uneingeschränkte Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus den anderen
EU-Staaten.
Mindestlohn ist in anderen EU-Staaten längst Realität: Insgesamt
gibt es in 20 der 27 EU-Staaten einen gesetzlichen Mindestlohn.
In Westeuropa liegt er im Schnitt über acht Euro. Spitzenreiter
bleibt Luxemburg. Siehe
hierzu auch Kap. 3.4.3 Unterbezahlte Arbeit und private Leiharbeit
minimieren.
3.4 Staatliche Maßnahmen Alles staatliche Bemühen
um Vollbeschäftigung mit existenzsichernden Löhnen muss absoluten Vorrang vor privaten Wirtschaftsinteressen haben! Der
Staat hat die Verpflichtung einzugreifen, wenn Markt - Selbstregulierung nicht
(mehr) funktioniert. Das gilt für die Beschäftigung ebenso wie für Kosten- und
Preisentwicklungen lebenswichtiger Grundversorgung. Das setzt allerdings
einen Staat voraus, der als primäres Ziel das Gemeinwohl des Staatsvolkes
verfolgt und diesem alle anderen Ziele unterordnet. Der Staat selbst muss handeln! Wer sonst als der Staat ist in der Lage volkswirtschaftliche
Erfordernisse umzusetzen, mit sozialverträglichen Regelungseingriffen
auf Fehlentwicklungen und strukturellen Veränderungen zu reagieren
und rechtzeitig gegenzusteuern. Eine der wichtigsten staatlichen
Maßnahmen ist Arbeitsplätze schaffen. Bei dieser Thematik ist oft zu hören: "Der Staat kann keine
Arbeitsplätze schaffen, das könne nur die Wirtschaft". Das
wird von interessierter Seite immer wieder behauptet und von vielen
unreflektiert übernommen. Es wirkt mittlerweile wie ein kein Widerspruch
duldendes Dogma. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Es kann durch
viele Argumente widerlegt werden. Der Staat ist mit rund 4,6 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst
im Jahre 2011 (1991: 6,7 Millionen) der größte Arbeitgeber in Deutschland
(PDF).
Obwohl in der Vergangenheit viele staatliche Arbeitsstellen, vor allem durch
die "Privatisierung", bereits abgebaut
wurden. Obwohl in der Zwischenzeit durch Verlängerung der Arbeitszeit
im öffentlichen Dienst die Arbeitslosigkeit vergrößert wurde. Obwohl
mittlerweile in vielen Bereichen des ö. D. ein gravierender Mangel
an Personal inakzeptable Nachteile zur Folge hat: Lehrermangel,
Justiz, Sicherheit, Finanzämter. Vollbeschäftigung ist auch
heute realisierbar. Verlust der Vollbeschäftigung über einen solch
langen Zeitraum ist längst nicht zwangsläufig in anderen Ländern. Er ist nicht
Schicksal, nicht gottgewollt und auch nicht wirtschaftlich zwingend. Es ist eine
Frage des politischen Wollens. Besonders in skandinavischen Ländern ist
Vollbeschäftigung - und zwar ohne prekäre Beschäftigung eines zunehmenden
Niedriglohn - Arbeitsmarktes wie in Deutschland - der Normalzustand. Selbst in
Österreich und der Schweiz ist die Beschäftigungslage deutlich besser als
hierzulande. In diversen Studien hat die Dipl. Politologin Dr. Cornelia
Heintze
aufgezeigt, wie in skandinavischen Ländern im Unterschied zu Deutschland
Vollbeschäftigung sichergestellt wird. Mehr
auf Mehr
statt weniger Staat - Vom Vorrang öffentlicher Beschäftigung
3.4.1 Arbeitsplätze
schaffen durch öffentliche Aufträge Ausbau einer umweltfreundlichen, dezentralen Energieversorgung
ohne Atomstrom: Kraftwärmekopplung, lokale Fernwärmenetze, Energieeinsparung und Nutzung regenerativer Energieträger. Die Umwelttechnik
mit Anlagen Schadstoff- und abfallarmer Kreislaufprozesse ist in
der Bundesrepublik zu einem hohen Stand entwickelt worden und bietet
entsprechend hohe Wettbewerbsvorteile. Förderung von Entwicklung
und Anwendung regenerativer Energietechnik und Technik zur Energieeinsparung. Ausbau des Schienenverkehrs für Personen und Güter. Ganz besonders
in Hinblick auf die prognostizierte demographische Entwicklung und
der prognostizierten Zunahme des Güterverkehrs. Der Ausbau des Schienenverkehrs,
insbesondere des ÖPNV wie des Güterverkehrs, schafft hierzulande
Arbeitsplätze und Verkaufsreferenzen sowie wirtschaftliche Stückzahlen
als Basis für wettbewerbsfähigen Export. Das gleiche gilt für die
Förderung energiesparender Kraftfahrzeugtechnik, der Umstellung
auf Elektroantriebe, Aggregate zur Stromerzeugung (Brennstoffzellen,
...) wie elektrischer Speicherung und Solarzellen.
3.4.2 Personalbedarf anpassen im öffentlichen Dienst
Zum Beispiel zur Bekämpfung von Wirtschafts- und Umweltkriminalität,
Steuerhinterziehung und Steuerflucht. Zur Verbesserung der Sicherheit
im Straßenverkehr wie der öffentlichen Sicherheit. Im öffentlichen
Bereich besonders gefährdeter Orte, im ÖPNV (in den Zügen, Bahnhöfen
und Haltestellen) besonders gefährdeter Tages- bzw. Nachtzeiten.
Erhöhter Schutzbedarf für Beschäftigte, insbesondere Frauen durch
verlängerte Öffnungszeiten im Einzelhandel und Ausweitung der Schichtarbeit.
Das schafft nicht nur Arbeitsplätze und reduziert Kosten der
Arbeitslosigkeit und soziale Folgekosten von Unfällen, Umweltschädigungen
und Gewalttaten. Personelle Aufstockungen im Justiz- und Finanzbereich
führen auch zu vielen Milliarden jährlicher Steuermehreinnahmen
durch Abbau von Vollzugsdefiziten bei der Bekämpfung der hohen Steuerhinterziehung
und Wirtschaftskriminalität. Und ganz besonders positiv wirkt sich
die verbesserte soziale Sicherheit durch Abbau der Arbeitslosigkeit
auf die Kaufkraft und damit die
Wirtschaftslage des Binnenmarkts und die Steuer-Mehreinnahmen aus. Weit stärker als der
Finanzierungsbedarf zusätzlicher Stellen im gesamten öffentlichen
Dienst erfordert.
Öffentliche Dienstleistung statt Privatisierung
- Mehr statt weniger Staat. Die Privatisierung
öffentlicher Einrichtungen ist inzwischen zu einem Desaster geworden
und muss gestoppt und rückgängig gemacht werden. Auch Unternehmen
der öffentlichen Hand können bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen
gleich effizient arbeiten wie ein privates Unternehmen. Im Gegenteil:
Liberalisierung kombiniert mit Privatisierungen führt - wie immer
mehr Beispiele zeigen - zu ineffizienten privaten, Markt beherrschenden
Unternehmen und faktischen Kartellen, die für mehr Geld weniger
Leistungen anbieten, da sie die renditehungrigen Shareholder durchfüttern
müssen. Effiziente, öffentliche Betriebe müssen kein Geld in überflüssige
Werbekampagnen und doppelte Infrastrukturen stecken. Anstatt zum
Beispiel möglichst viel Strom und Gas teuer zu verkaufen, können
staatliche Energieversorgungs- Unternehmen, zusätzlich zur Versorgung
mit Strom und Gas, Beratung und Maßnahmen zur Energieeinsparung
anbieten und entsprechende Geschäftsbereiche ausbauen und zusätzliche
Vollerwerbsstellen mit Lebensstandard sichernden Einkommen schaffen.
3.4.3 Unterbezahlte Arbeit und
private Leiharbeit minimieren Seit
Jahren wächst der Anteil prekärer Beschäftigung und unzureichender
Entlohnung mit staatlicher Förderung. Keine Arbeit mehr für
Niedrigqualifizierte? Unter den Millionen Arbeitsuchenden, den
Arbeitslosen und Unterbeschäftigten, sind längst nicht nur
Niedrigqualifizierte sondern zunehmend Fachkräfte mit solider
beruflicher Ausbildung bis hin zum Hochschulabschluss. Eine Umkehr
wieder hin zu einer gerechten Entlohnung, von der wir wieder unsere
Existenz und die unserer Familien angemessen absichern können, muss und
kann vom Staat sehr effektiv gefördert werden: Staat als Arbeitgeber für Vermittlung
und Beschäftigung Neu zu schaffende staatliche Betriebe als Vermittler
und zusätzlich als Anbieter von entsprechenden Dienstleistungen,
sowie von Leiharbeitsvermittlung. Übernahme aller Beschäftigungen,
die auf dem freien Markt keine existenzsichernde Entlohnung bieten.
Angebot und Ausführung von Arbeiten, die auf dem freien Markt häufig
zu nicht existenzsichernder Entlohnung führen. Allgemeines staatliches Zeitarbeits-Angebot
(Leiharbeit) durch staatliche Betriebe für
alle übrigen Berufe und Qualifikationen. Diese Leiharbeit
intern und extern zu gleichen Löhnen und gleichen Sozialleistungen
einschliesslich Betriebsrenten, bzw -Ersatzleistungen, etc. wie
für Vollzeitarbeit bzw. für Stammbelegschaften plus "Leihkosten-
Aufschlag". Private
Leiharbeit (PDF)
unter entsprechend gleichen Vorgaben gesetzlich regeln. Das beinhaltet
ganz erhebliche Vorteile: Vermeidung der Sozialkosten durch Arbeitslosigkeit
oder prekärer Beschäftigung und Vermeidung von Mitnahmeeffekten
staatlicher Zuschüsse durch die Privatwirtschaft. Und es ermöglicht
eine gravierende Reduzierung der Arbeitslosigkeit mit allen weiteren Vorteilen
für die Betroffenen und den Staatshaushalt.
Öffentliche
Beschäftigung statt Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwand Februar
2008. Derzeit finanziert die Bundesagentur für Arbeit (BA) 282.000
sogenannte „Arbeitsgelegenheiten“ für Bezieher von Arbeitslosengeld
II, darunter 265.000 Ein-Euro-Jobs. Das sind Arbeiten, für die von
der BA pro Stunde ein Euro oder etwas mehr zusätzlich zum Arbeitslosengeld
II gezahlt wird. Mit diesem Antrag möchte das Erwerbslosen Forum
Deutschland die Stadt Bonn und die ansässigen Wohlfahrtverbände,
Vereine auffordern, dass sie auf die Arbeitsgelegenheiten verzichtet
und stattdessen die Menschen regulär beschäftigen. Dies ist möglich,
für die Träger der Arbeitsgelegenheiten entstehen nur geringe Mehrkosten. Kosten
für Ein-Euro-Job (Beispiel: Alleinstehender) 897,90 € Gesamtkosten
für die Grundsicherung für Arbeitssuchende plus mind.300 € Euro
Maßnahmenkostenpauschale plus 126 € Euro Mehraufwandsentschädigung
für 126 Arbeits-Stunden/Monat ergibt Gesamtkosten von 1.323
Euro für gemeinnützige, unproduktive Arbeit, ohne jegliche Wertschöpfung. Würde
man diesen Arbeitslosen für das gleiche Geld, also für 1.323 Euro,
eine versicherungspflichtige Arbeit geben, würde sich folgendes
ergeben: Brutto-Lohn
1.323,00
(Kosten Arbeitgeber 1.600,00) Steuer und Sozialabgaben
371,54 Vorteile: 1.
371,54 Euro würden in Form von Steuern und Sozialabgaben wieder
an den Staat und in die Sozialkassen zurück fließen. 2. Der Arbeitslose
hätte 145 Euro mehr im Monat und würde mit einem versicherungspflichtigen
Job wieder zur Gesellschaft gehören und nicht ausgegrenzt werden. 3.
Die Kaufkraft wird gestärkt und damit die Binnennachfrage angekurbelt
4. Langzeitarbeitslose würden wieder resozialisiert werden und
integriert werden. 5. Die Motivation des Arbeitenden steigt,
im Gegensatz zu einem 1 Euro Jobber der ohne Motivation ist. 6.
Eine Produktive Arbeit bringt eine Wertschöpfung und damit auch
Konjunktur. 7. Der Arbeitslose kann eine Lohnabrechnung nachweisen
und ist bei einer Bank wieder kreditwürdig. 8. Der Arbeitgeber
müsste nur eine geringen Zuschlag auf das Gehalt zahlen. Damit würden
aber die Mitnahmeeffekte vieler professioneller Beschäftigungsträger
sofort eingedämmt. Bei dem Bruttolohn von 1.323 Euro ergibt sich
bei 126 Arbeitsstunden ein Stundenlohn von 10,50 Euro. Damit würden
wir gemäß der europäische Sozialcharta, zu der sich die Bundesrepublik
Deutschland bereits 1964 (BGBl. 1964 II,1261), bekannt hat, gerecht
werden. Nach der Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses des
Europarats muss das angemessene (Mindest) Entgelt 68% des nationalen
Durchschnittslohns entsprechen. Gemäß dem Statistischen Bundesamt
liegt der Durchschnittslohn für Arbeiter bei 15,89 Euro brutto,
68 % davon sind 10,80 Euro. Somit wäre in Deutschland ein Mindestlohn
10,80 Euro anzusetzen.
Paritätischer fordert sozialen
Arbeitsmarkt 18.03.2010. Knapp eine
Million Menschen sind länger als ein Jahr ohne Arbeit. Ursache ist
weniger ein Vermittlungsproblem, sondern fehlende Arbeitsplätze
und fehlende passgenaue Hilfen. Der Verband fordert den Ausbau öffentlich
geförderter, dauerhafter, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Überfällig sei die gesetzliche Absicherung von Beschäftigungsunternehmen,
die sich in der Praxis als erfolgreiches Modell zur Wiedereingliederung
von Langzeitarbeitslosen erwiesen haben. Ihre Leistung müsse anerkannt
und auf eine solide gesetzliche und finanzielle Basis gestellt werden.
Von den bundesweit ca. 1000 Beschäftigungsunternehmen gehören rund
350 zum Paritätischen. Insgesamt arbeiten in den Beschäftigungsunternehmen
der Freien Wohlfahrtspflege mehr als 250.000 Menschen. Zur
Quelle
Leiharbeit
in der AWO - Anspruch und Wirklichkeit. Nov.2010
3.4.4 Staat als Miteigentümer Staatliche Beteiligung an Großkonzernen,
insbesondere der gesellschaftlichen Grundversorgung und der Pharma-,
Finanz- und Versicherungswirtschaft. Zur Kostendämpfung und wirksamen Umsetzung
sozialer und ökologischer Standards.
Mittel- bis langfristig
nach fortgeschrittenem
Erwerbstätigkeitsrückgang wird
der Schritt zur Umstellung von marktwirtschaftlicher zu
ausschließlich staatlicher
Daseinsvorsorge/Grundversorgung, Versorgung von Nahrung, Pharmaprodukten
und Konsumgütern immer zwingender. Rekommunalisierung und Verstaatlichung*
(zumindest ethische Kontrolle und soziale Einflussnahme durch
staatliche Unternehmensbeteiligung / Aktienmehrheit) von
marktbeherrschenden, multinationalen Konzernen ist unabdingbar für
eine sozialverträgliche Gestaltung der Zukunft, in der Erwerbstätigkeit als Lebensgrundlage
ihre heutige Bedeutung verloren hat. *Verstaatlichung
unter den Bedingungen einer
absolut transparenten demokratischen Kontrolle Verstaatlichung
neuerdings modisch auch als Vergesellschaftung bezeichnet. Warum?
Bekennen wir uns doch wieder zum Staat! >>>In
Bearbeitung
3.4.5 Staat als Vorreiter
AZV und Mindestlohn im öffentlichen Dienst und Berücksichtigung
bei Vergabe öffentlicher Aufträge. (Berücksichtigung der Sozialkostenbelastung
des Staates). Der Staat setzt nicht nur die
Rahmenbedingungen, er
kann auch als Arbeitgeber von rund 5 Millionen Beschäftigten im
öffentlichen Dienst eine höchst wirksame Vorreiterrolle übernehmen!
3.5 Soziale Sicherung zukunftssicher gestalten
Die gesamte Gesellschaft ist in die Finanzierung durch entsprechende
zweckgebundene Steuern und Abgaben einzubeziehen. Gutverdienende Unternehmen
zahlen durch Arbeitsplatzabbau (Rationalisierung und Auslagerung)
immer weniger in die Sozialkassen und entziehen sich ungehindert
ihrer sozialstaatlichen Verpflichtung. Zur Finanzierung des Sozialhaushaltes
sind auch Kapitaleinkünfte heranzuziehen, sowie hohe Einkommen ebenfalls
angemessen zu beteiligen. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer wäre
wenig hilfreich, da Endverbraucher und damit die Versicherten hauptsächlich
betroffen wären. Einführung einer Wertschöpfungsabgabe in D und EU-Ländern zur
Kompensation der Mehrbelastung der Sozialversicherungen, insbesondere
der Rentenkassen wegen der abnehmenden Beschäftigung wie auch längerer
Ruhestandszeiten. Mehr unter Kap. 3.1.3 Einführung
einer Wertschöpfungsabgabe
Finanzierung
der Alterssicherung auf stabile und breitere Basis stellen: Staatliche
Regelungseingriffe zur Überwindung der Erwerbskrise, siehe Kapitel
3.
Heranziehung von Tobinsteuer und Wertschöpfungsabgabe,
s.o. Entlastung der sozialen Sicherungssysteme von versicherungsfremden
Leistungen. Erweiterung der Gesetzlichen
Rentenversicherung auf alle Beschäftigten:
Selbstständige, Beamte, Politiker und abhängig Beschäftigte in einer
GRV
für alle.
Die "Erweiterung der Gesetzlichen Krankenversicherung GKV zu einer Bürgerversicherung
für alle, auch Selbstständige, Politiker und Beamte
und Einbeziehung aller Einkünfte in die Finanzierung"
wollen Linke,
SPD und Grüne (ebenso
wie VdK KAB,
SoVD
und
DGB).
Zur
Quelle
(siehe Kasten "Kopfpauschale
bzw. Gesundheitsprämie der CDU")
Kosten
im Alter senken durch Bedarfsgerechte
Regelungen für freie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Preisermäßigung bei
Kleidungs- und Nahrungskauf und Besuch von Veranstaltungen (Kultur,
Bildung, Hobby, Sport,..), usw. Öffentlicher Ausbau oder Verstaatlichung von Dienstleistungen und Einrichtungen
der Versorgung, Pflege und Betreuung. Kostenfreie bzw. kostengünstige
Wohnungen, insbesondere kostengünstige Altenwohn- bzw. Pflegeheime,
gebaut und verwaltet von staatlichen Betrieben ohne Gewinnerzielung.
In Konkurrenz zu Privateinrichtungen, die gleichen Mindeststandards
und Kontrollen bei Leistung und Kosten unterliegen. Organisation
und Ausbau eines "Sozialen Jahres" oder ähnlichem, bei
normaler versicherungspflichtiger Entlohnung, zur Erbringung
von Pflege- und Betreuungsleistung bei Hilfssbedürftigkeit Älterer.
Langfristig, wenn die Erwerbstätigkeit weiter zurückgegangen
ist und die darauf basierende soziale Sicherung kaum noch aus Arbeitnehmer-
und Arbeitgeber-Beiträgen finanziert wird, ist eine grundlegende
Neuordnung für die Gesamtbevölkerung Deutschlands, oder dann gegebenenfalls
als EU weite und letzlich global wirkende Lösung, zu gestalten. Dazu
gehören aus meiner Sicht als weitere Voraussetzungen dass die Erwerbstätigkeitspotenziale
global weitgehend ausgeschöpft sind und der globale Anpassungsprozess
auf ein gemeinsames menschenwürdiges Sozialniveau weit vorangeschritten
ist.
Utopien, utopische Modelle sind
reichlich vorhanden. Vorerst brauchen wir uns nicht mit dem "bedingungslosen
Grundeinkommen" und ähnlichem konkret beschäftigen. Im Moment
scheint das eher eine Chimäre zur Installierung von allgemeinem
Elend nach dem Motto "Armut für (fast) alle" zu sein. Ausführlicher
auf BGE
nee Linke Okt.2010
Deshalb gilt es,
die ganz profanen Lösungsschritte, wie insgesamt hier angesprochen, erst einmal
umzusetzen. Realitätsbezogene Lösungen der Zukunft sind von der zwischenzeitlichen
Entwicklung abhängig. Diese Entwicklung genau zu verfolgen ist Voraussetzung,
damit wir alle die erforderlichen Weichenstellungen mitbestimmen
und ihre korrekte Umsetzung kontrollieren.
3.6 Internationale Regelungen
Der Abbau der globalen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit ist auch
die Chance für uns alle. Der Abbau insbesondere von Auslandsschulden,
Agrar-Dumping, Börsenspekulationen auf Grundnahrung, Korruptions
- Duldung, Ausbeutung durch multinationale Konzerne wie auch durch
korrupte nationale Herrschaftsausübung
ist Voraussetzung zur Überwindung von Hunger und Armut in den Ländern
des Südens. Gleichzeitig muss für die Opfer jegliche Hilfe, humanitärer
und technischer Art, geleistet werden. "Es geht nicht darum, den
Völkern des Südens mehr zu geben, es geht darum, ihnen weniger zu
stehlen".
Ein gewaltiges Potential an Arbeit und Produktion beinhaltet
der Nachholbedarf in den "armen Ländern" zur Angleichung
an den Lebensstandard in den Industrieländern. Das ist auch möglich
ohne Zerstörung kultureller Identität. Wir dürfen uns nicht weiter
glauben machen lassen, das sei nur möglich, wenn wir alle arm werden.
Bzw. eine Zerstörung von Natur und Umwelt sei damit zwangsläufig.
Die Mittel und Wege einer umweltverträglichen Energieversorgung
und industriellen Wirtschaft sowie einer ökologischen Landwirtschaft
stehen längst zur Verfügung und brauchen nur konsequent angewendet
werden.
Soziale und ökologische Mindeststandards als Voraussetzung für
einen freien Welthandel. Wirtschaftshilfe ist nur unter entsprechenden
Bedingungen zu gewähren. Keine öffentliche Förderung für Firmen,
die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. Der
Abbau von Schutzzöllen für einen freien Welthandel ist richtig. Er
setzt aber voraus das Produkte, die durch Ausbeutung von Mensch und
Natur (Hungerlöhne ohne soziale Mindestabsicherung und Produktion ohne
mindeste ökologische Rücksichtnahme) nicht zu konkurrenzlos niedrigen
Preisen importiert werden können. Eine solch ungezügelte
Profitmaximierung hat selbst in Niedriglohnländern zu
Produktionsverlagerungen in noch ärmere Länder geführt. Da dies ein
Problem aller Beschäftigten auf der ganzen Welt ist und die
Volkswirtschaften aller Staaten schädigt, sind entsprechende
internationale Schutzmaßnahmen längst überfällig; zum Beispiel
durch Besteuerung von Importen aus Ländern ohne verbindliche
und nachkontrollierbare soziale und ökologische Mindeststandards. Zur
Einführung sozialer und ökologischer Mindeststandards gegen erbitterte
Widerstände sind entsprechende Strategien gefragt. Mögliche Ansätze: 1.
Schritt Einführung
in EU: Kennzeichnung der Produkte und Kontrollmöglichkeit der
Lieferanten und der Produzenten vor Ort.
Umsatzsteuer-Senkung für diese Produkte gemäß dieser Standards
bzw. Umsatzsteuer-Erhöhung für Produkte ohne Berücksichtigung dieser
Standards. Umsatzsteuer-Erhöhung gezielt verwendet für die soziale
Sicherung. 2. Schritt: Einführung in beitretenden weiteren Staaten. Begleitende
Schritte: o Hilfeleistung und Entwicklungshilfe
nur kontrolliert durchführen. Nachweispflicht eingesetzter Mittel durch
das Empfängerland o Internationale Besteuerung
von Kapital-Transaktionen zur Mitfinanzierung der sozialen Sicherung
(attac).
Der
jährliche Hungertod von mehreren zehn Millionen Menschen
ist der Skandal unseres Jahrhunderts.
Alle
fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren.
"Ein
Kind, das am Hunger stirbt, wird ermordet."
Jean
Ziegler nennt Banken und Konzerne „Massenmörder“. Zehn
weltumspannende Konzerne kontrollieren 85 Prozent der
weltweit gehandelten Grundnahrungsmittel. Seit Sommer
2011 herrscht in fünf Ländern am Horn von Afrika die
tödliche Bedrohung einer Hungersnot. Der World Food
Report der UNO sagt, dass die Weltlandwirtschaft heute
problemlos fast 12 Milliarden Menschen, also fast das
Doppelte der Weltbevölkerung, ernähren könnte. Ziegler
führt unter anderem das Spekulationsverbot für Lebensmittel,
eine Ratifizierung des Rechtes auf Nahrung, Verbot der
Herstellung von Biokraftstoffen aus Nahrungspflanzen
und die Zerschlagung des globalen Kartells der Kraken
des Agrarrohstoff- und Nahrungsmittelhandels als Waffen
gegen den Hunger an.
Aber
„Was vor allem fehlt, ist der Wille der Staatengemeinschaft.
Der Schweizer Soziologe und Globalisierungskritiker
Jean Ziegler in seinem September 2012 herausgegebenen
Buch "Wir lassen sie verhungern - die Massenvernichtung
in der Dritten Welt"
|
Kap.4 Ursachen
der Massenarbeitslosigkeit - Was muss geändert werden
Mitte der sechziger
Jahre befürchteten immer mehr Fachleute, dass die voranschreitende
Automatisierung der Produktion große Entlassungswellen und bisher
nicht gekannte Brüche in den Erwerbsbiografien mit sich bringen
wird. In den 90er Jahren beherrschte das Thema Arbeitsplatzverluste
durch die Globalisierung bis heute die öffentliche Diskussion. Es
entsteht heute leicht den Eindruck, "die Chinesen" seien
an der deutschen Arbeitslosigkeit schuld. Tatsächlich gehen aber
mehr Arbeitsplätze dadurch verloren, das z.B. große Automobilfirmen
jährliche Produktivivtätszuwächse von 5% verzeichnen.
Fachkräftemangel trotz
Massenarbeitslosigkeit? Der
von Wirtschaft und einvernehmlicher Politik seit Jahren beschworene
Fachkräftemangel steht auch aktuell im Widerspruch zur Realität:
Millionenfache Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung von der auch
viele hochqualifizierte Fachkräfte, Ingenieure und andere MINT-Berufe
betroffen sind. Anzeichen für einen Fachkräftemangel können z. B.
überdurchschnittliche Gehaltsentwicklungen einer Fachrichtung sein. In
der marktwirtschaftlichen Praxis liegen diese Anzeichen regelmäßig
nicht vor. Im Gegensatz zum fast täglichen Medien-Bombardement von
"Jobwunder" und "Fachkräftemangel" werden nachstehend Berichte und
Studien angeführt, die mit Fakten belegt das Fazit ziehen: "Es
gibt in Deutschland keinen generellen Fachkräftemangel". Der Mehrzahl
der Berichte, Studien und Analysen zum Fachkräftemangel sind oft
zwei Auffälligkeiten gemein:
1. Fachkräftemangel wird für die Zukunft prognostiziert, dann
aber als aktuelles Problem behandelt. 2. Die Prognosen stützen
sich schlicht auf den demografischen Wandel mit der schon fast selbstverständlich
scheinenden Unterstellung, dass damit Arbeitskräftemangel und resultierend
Fachkräftemangel zwangsläufig sei. Die
Tatsache auch zukünftig fortschreitender Produktivitätssteigerung
mit weiter steigender Verdrängung menschlicher Erwerbstätigkeit
durch Automatisierung und elektronische Datenverarbeitung, d.h.
auch künftig zunehmende Arbeitslosigkeit wird in solchen Arbeiten
unzulässigerweise schlicht ignoriert... zum
vollständigen Bericht
|
Die dramatischen
Veränderungen der Arbeitswelt betreffen alle Industrieländer. Nicht
nur in ganz Europa sondern weltweit wurden Werke geschlossen, Arbeitsplätze
abgebaut und Löhne reduziert. Japan erlebt Anfang der 1990er Jahre
eine Talfahrt, einschließlich Werkschließungen: In 1992 und 1993
mussten 275 Präsidenten der 2114 börsennotierten Konzerne ihren
Hut nehmen. Seit den 1970er Jahren nimmt die Beschäftigung nicht
mehr mit dem Wirtschaftswachstum zu. Steigende Umsätze bedeuten
nicht automatisch zunehmende Beschäftigungszahlen.
Viele Einflüsse
wirken auf den Arbeitsmarkt: Konjunkturschwankungen, Wirtschaftskrisen,
Strukturveränderungen, Globalisierung, Arbeitskosten, steigende
Frauen-Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarktöffnung für Ausländer, Schwarzarbeit,
Finanz/Steuerpolitik, der technische Fortschritt. Ihre Einflüsse
werden im nachfolgenden beschrieben und gewertet. Das zentrale
Anliegen ist das Herausarbeiten der wesentlichen Ursache für
die mittlerweile über 30 Jahre andauernde Massenarbeitslosigkeit und
wachsender prekärer Beschäftigung
als Voraussetzung nachhaltige Lösungen zu ihrer Überwindung zu finden
und in einer breiten öffentliche Diskussion ihre politische Umsetzbarkeit
zu erreichen.
4.1 Lohn
und Lohnnebenkosten - Scheinlösung Billiglöhne
Mit der Senkung
der Lohnkosten könnten wieder wettbewerbsfähigere Preise gemacht,
neue Aufträge hereingeholt und so Arbeitsplätze gesichert werden.
Politiker fordern statt Lohnsenkungen lieber eine Senkung von „Lohnnebenkosten“. Das
lässt sich leichter vermitteln. Tatsächlich ist es gleich, ob man
die „Lohnnebenkosten“ oder gleich die Löhne senkt. Sobald man die
gesamtwirtschaftlichen Folgen einbezieht wird klar: Löhne sind nicht
nur Kosten. Sie bestimmen gleichzeitig die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage. Ebenso wie sinkende Löhne vermindern sinkende „Lohnnebenkosten“
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Die Beiträge zur Sozialversicherung
fließen über die Sozialversicherungen direkt in Form von Arbeitslosengeld
oder Renten den Haushalten zu, die damit ihre Nachfrage finanzieren.
Oder mit ihnen werden Sachleistungen wie Rollstühle oder Krankenhaus
- Aufenthalte
finanziert. Kürzungen führen also sofort zu Einschnitten bei der
Binnennachfrage.
Der Niedriglohnsektor
in Deutschland wächst. Nach Untersuchungen des IAB hat sich der
Niedriglohnbereich seit 1997 kontinuierlich erhöht und umfasste
2001 bereits 17,4 % der Vollzeitbeschäftigten. Im europäischen
Vergleich liegt der Niedriglohnsektor in Deutschland mit 0,7 % über
dem europäischen Durchschnitt, allerdings ist jedoch die Möglichkeit,
aus dem Niedriglohnsektor auszusteigen im Vergleich zu anderen EU-Staaten
am niedrigsten. Die im Niedriglohnsektor Beschäftigten sind auch
nicht nur gering qualifiziert (was die Ausgangsposition der Lohnsenkungsverfechter
ist), sondern verfügen oft über eine Berufsausbildung oder einen
Hochschulabschluss. Zwei Drittel
der Niedriglohnbeschäftigten haben eine abgeschlossene Berufsausbildung
und nur ein Viertel übt tatsächlich eine einfache Tätigkeit aus.
Der Anteil der ausländischen Beschäftigten im Niedriglohnbereich
macht nur knapp neun Prozent aus. Zwei Drittel der Niedriglohnbeschäftigten
sind älter als 30 Jahre. Vor allem entscheidet die Beschäftigung
in bestimmten
Wirtschaftsbereichen über die Einkommenshöhe. Gut 80 %
der Niedriglohnbeschäftigten arbeitet in Klein- und Kleinstbetrieben,
63 % im Dienstleistungssektor, etwa 17 % in Privathaushalten.“
Zur Quelle
Kombilohn - Subventionierung des Niedriglohnsektors.
Der Kombilohn soll sicherstellen, dass einfache Arbeiten auch
dann existenzsicherndes Einkommen abwerfen, wenn eine aus Arbeitgebersicht
akzeptable (rentable) Entlohnung nicht ausreicht. Der Staat erhöht
das Arbeitseinkommen durch einen Zuschuss. Vordergründig profitiert
der Betroffene, weil er etwas mehr Lohn erhält. Dafür hat er kaum
noch eine Chance, aus dem Niedriglohnsektor herauszukommen, weil
Unternehmen diese Billigjobs gerne nutzen. Ein riesiger dauerhafter
Subventionsbedarf würde entstehen. Hohe Anfälligkeit gegen Missbrauch
(Entlassungen, um die Betroffenen mit Kombilohn wieder reinzuholen)
und Mitnahmeeffekte. Die Gefahr ist groß, die Niedriglöhne noch
mehr abzusenken.Tariflandschaft gerät unter die Lohndrückerei.
Zur
Quelle
Unser hoher
Exportanteil belegt die hervorragende internationale Konkurrenzfähigkeit
heimischer Produkte. Bei allem hinlänglich bekannten Gejammer unserer
Unternehmer, besonders zu Zeiten auslaufender Tarifverträge, dürfen
wir nicht übersehen, dass heimische Produkte immer noch hervorragende
konkurrenzfähige Verkaufschancen bieten und seit Jahrzehnten bis
heute einen oberen Platz in der Export-Weltrangliste sichern. Wir
sollten uns nicht Glauben machen lassen, der Weltuntergang sei nahe,
wenn andere Länder auch einmal mit dem einen oder anderen Produkt
bessere Geschäfte machen.
Lohnnebenkosten - maßlose Überschätzung
des Einflusses auf die Arbeitslosigkeit. Es ist mittlerweile
zum Schlagwort geworden, daß die Lohn- und Lohnzusatzkosten in Deutschland
die Beschäftigung beeinträchtigen. Die Fakten sehen
anders aus: Seit 1995 nehmen die Lohnstückkosten - der Maßstab für
die Arbeitskostenbelastung der Unternehmen - in Deutschland deutlich
weniger zu als in allen führenden Industrieländern mit Ausnahme
des krisengeschüttelten Japans. Durch die hohe Arbeitsproduktivität
waren Lohnstückkosten in D immer niedriger als im EU-Schnitt und
in vielen konkurrierenden Industrie-Staaten. Trotzdem wurde die
Lohnhöhe in Deutschland stark abgesenkt in den letzten Jahren, siehe
OECD-Vergleich. Nachbarländer wie Frankreich beanstanden mittlerweile
Wettbewerbsverzerrungen durch das niedrige Lohnniveau in D. Zudem
haben wir in Deutschland ein hohes Preisniveau. Viele Produkte,
auch Mieten, Immobilien sind im Ausland preisgünstiger. Auch wird
die Qualität des Standortes Deutschland neben den Lohnkosten vor
allem von den vorteilhaften Infrastrukturgegebenheiten und dem hohen
Qualifikationsstand der Arbeitnehmer bestimmt.
Lohnnebenkosten
könnten um 7 bis 8 Beitragssatzpunkte sinken Merkwürdige
politische Zurückhaltung. Die Größenordnung
der als versicherungsfremd angesehenen Leistungen beziffert Schmähl*
für 1995 im Gesamtvolumen auf 135 Mrd. DM... mehr *Winfried Schmähl,
Wirtschaftsprofessor, 1986 bis 2000 Vorsitzender des Sozialbeirates
der Bundesregierung.
Warum
2% Senkung der Lohnnebenkosten die Wettbewerbsfähigkeit verbessern
sollen, eine Verteuerung des Euro um 29% trotzdem einen Exportrekord
zulässt? Aus
Nachdenkseiten.de, erstellt am 19.04.2005 Der
gesamte Personalaufwand aller deutschen Unternehmen betrug 2001
17,4% des Umsatzes. Eine 2%-ige Senkung der Lohnebenkosten schlüge
mit 0,35% der unternehmerischen Kostenrechnung zu Buche. Die Senkung
der Lohnnebenkosten wird in der politischen Debatte und in der Agenda
2010 als eines der wichtigsten Ziele zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
behandelt. Der Euro hatte von 2002 auf 2003 einen Wertzuwachs gegenüber
dem US-Dollar um 29% . Trotz der verteuerten Exporte war das Jahr
2004 für die deutsche Exportwirtschaft dennoch ein absolutes Rekordjahr.
Offenbar wird bei der Wettbewerbsfähigkeit mit zweierlei Maßstäben
gemessen....
Die Handwerkskammern
in Bayern veranschlagten 2003 die Kosten für eine Handwerkerstunde
auf 43 Euro. Würde man die Sozialabgaben, wie von der Union gewollt, um 2 Prozentpunkte
senken, würde dies die Kosten einer Handwerkerstunde um ganze 25
Cent senken. Die Nachfrage nach Handwerkerleistungen würde das kaum
erhöhen. zur Quelle
Billigwaren
zerstören unsere Existenzgrundlage. Heimische wie
Importprodukte, die zu Hungerlöhnen, ohne vergleichbare soziale
Leistungen, hergestellt wurden, können in Billiglohnländer wegen
dadurch fehlender Kaufkraft kaum abgesetzt werden. Bei uns zerstören
sie unsere Erwerbsgrundlage und die Existenzgrundlage unserer Firmen,
die nicht mit solchen Preisen konkurrieren können. Billiglöhne
sind keine Lösung. Nicht für Menschen, die aus der Erwerbstätigkeit
ihr Dasein zu bestreiten haben und auch nicht für funktionierende
Volkswirtschaften. Solche
volkswirtschaftlich schädlichen Verhaltensweisen gehören in die
öffentliche Kritik. Wenn alle Unternehmer sich so volkswirtschaftlich
schädlich verhielten, wäre der heimische Binnenmarkt bald zerstört.
Im Billiglohnland müssten dann entweder vergleichbare Löhne und
Gehälter gezahlt werden oder die Existenzgrundlage geht verloren.
Ein langsamer Prozess neuer Ausbeutung der, zugegeben, etliche Zeit
saftige Profite ermöglicht. Da dies alle
Länder und nicht nur Deutschland betrifft, bestehen eigentlich gute
Gründe solchen Versuchungen einen für alle geltenden Riegel vorzuschieben.
Konzerne oder der Markt sind hier überfordert. Es ist müßig auszumalen
welches Elend und Not mit oben genannten ungebremsten Prozessen
über alle Länder käme und die letztlich auch zu (dann aber vielleicht
blutigen) Korrekturen führten. Volkswirtschaftliche Vernunft sollte
zu gemeinsamen Lösungen von Politik und
Wirtschaft über alle Grenzen hinweg gegen dieses Fehlentwicklung
fähig sein. Lösungen können nur von einer
verantwortungsvollen gemeinsamen Politik geleistet werden.
4.2 Längere
Arbeitszeit?
Verlängerung
der Wochen-Arbeitszeit Arbeitszeitverlängerung
erhöht die Arbeitslosigkeit und senkt die Einkommen. Bei längerer
Arbeitszeit wird für die gleiche Arbeit weniger Personal benötigt. Arbeitszeitverlängerung
dient im Wesentlichen dazu, die Arbeitskosten zu senken, denn für
die Verlängerung der Arbeitszeit soll es ja keinen Lohnausgleich
geben. Das heißt, die Stundenlöhne oder auch die Lohnstückkosten
sinken. Verlängerung
der Lebens-Arbeitszeit - Rente ab 67 Ab dem Jahre
2012 soll die Regelaltersgrenze von heute 65 Jahre in Stufen auf
67 Jahre (ab 2029) angehoben werden. Wer früher in Rente geht (in
der Regel wird dies frühestens nach Vollendung des 63. Lebensjahres
möglich sein), erhält pro Monat vorverlegten Rentenbezugs eine dauerhafte
Kürzung der Altersbezüge um 0,3% - maximal also 14,4%. Es geht nicht
darum, bis 67 zu arbeiten, es geht darum erst mit 67 Rente zu bekommen.
Millionen von Menschen erreichen nicht mal das bisherige Renteneintrittsalter ...
Die erwartete Entlastung von 0,25 % für
Arbeitnehmer steht in keinem Verhältnis zu den resultierenden Nachteilen.
Was in der Rentenkasse eingespart werden soll, wird von den höheren
Arbeitslosenkosten und Beschäftigungsfördermassnahmen wieder "aufgefressen",
letzlich Kostenschieberei "von der linken in die rechte Tasche"
des Sozialbudgets. Mehr
Überstunden Laut DIW
sank der Anteil der voll bezahlten an allen geleisteten Überstunden
von rund 50 Prozent Anfang der 90er Jahre auf 15 Prozent im Jahr
2005. Ein Drittel der Mehrarbeit wurde überhaupt nicht kompensiert,
sondern durch unbezahlte Überstunden erbracht. Ähnlich rechnete
im Februar 2009 auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB). Das IAB bezifferte das Volumen der pro Jahr geleisteten Überstunden
auf 1,32 Milliarden Stunden: "Dazu kommen unbezahlte Überstunden
in ungefähr der gleichen Größenordnung." WSI-Leiter Hartmut
Seifert kam im April 2008 zu dem Schluss, dass der Trend zu längeren
Arbeitszeiten "seit gut fünf Jahren ungebrochen" anhält
und im Durchschnitt "jeder Beschäftigte pro Woche 0,7 Überstunden
leistet, die nicht vergütet werden". Aus: "Arbeit
zum Nulltarif" Thorsten Stegemann 16.03.2009 Welt,
3.März 2008. Die Zahl der Überstunden in Deutschland ist nach Berechnungen des
Nürnberger Arbeitsmarkt-Instituts IAB im Jahr 2007 auf rund drei
Milliarden Überstunden, den höchsten Stand seit fünf Jahren, gestiegen.
Laut der Erhebung ist die Zahl der bezahlten Überstunden um rund
fünf Prozent auf 1,477 Milliarden gestiegen. Dazu kommen den IAB-Experten
zufolge unbezahlte Zusatzstunden in mindestens der gleichen Größenordnung.
Jede zweite
Überstunde leisten die Arbeitnehmer demnach, ohne dafür bezahlt
zu werden. Unbezahlte Überstunden fallen nach Angaben von DIW-Experten
vor allem in Handel, Gastronomie, Banken und Versicherungen an.
Rechnerisch leiste damit jeder Vollzeitbeschäftigte zwei Überstunden
pro Woche.Doch liegt die tatsächliche Belastung von Vollzeitbeschäftigten
mit Mehrarbeit eher bei sechs Stunden in der Woche. Denn nicht jeder
Beschäftigte leistet überhaupt Überstunden. zur Quelle
4.3 Globalisierung
Der weltweit
intensivierte Waren- und Wirtschaftsverkehr ist grundsätzlich ein
notwendiger und zwangsläufiger weltweiter Anpassungsprozess. Die
Kritik richtet sich nicht gegen das "ob" sondern gegen
das "wie". Der Export-Weltmeister Deutschland ist einer der Gewinner
der Globalisierung. Er ist auf ausländische Kunden angewiesen. Wer
Märkte erweitern oder neue erschließen will, muss gegebenenfalls
auch vor Ort investieren, um kundennah agieren zu können. Damit
stärkt ein Unternehmen seine internationale Wettbewerbsfähigkeit
und sichert auch Arbeitsplätze. Entscheidend
ist, warum sich ein Unternehmen im Ausland engagiert. Geht es darum,
mehr Produkte überall auf der Welt abzusetzen, dann hat das meist
keine nachteiligen Folgen für den hiesigen Arbeitsmarkt. Im Gegenteil.
Die Drohung
von Wirtschaftsfunktionären aber, Firmen gingen weg, wenn die Lohnkosten
nicht noch weiter gedrückt würden, hat Porsche-Chef Wendelin Wiedeking
jüngst so kommentiert: "Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden
wollen." Soll heißen: Es ist volkswirtschaftlicher Unsinn,
hierzulande Niedriglöhne zu zahlen, weil dann die Kaufkraft sinkt
und die Hersteller ihre Waren nicht loskriegen.
Für transnationale
Unternehmen mit Sitz in Deutschland oder in einem anderen Industrie-
Land ist die Verlagerung der gesamten Herstellung nach Osteuropa
oder in Entwicklungsländer (vornehmlich nach China) sehr vorteilhaft:
Der Rückgriff auf Subunternehmer ermöglicht eine Senkung der Kosten
und eine Steigerung der Flexibilität, weil viele Risiken auf die
abhängigen Zulieferer abgewälzt werden können. Zugleich ist das
"out-contracting" ein geeignetes Mittel, um sich der rechtlichen
Verpflichtungen und der Verantwortung für all jene Arbeitskräfte
zu entledigen, die zwar ökonomisch von den "Führungsfirmen"
abhängig, in einem rechtlichen Sinne jedoch als unabhängig gelten.
Die Verletzung von international geltenden "Kernarbeitsnormen"
und von national geltendem Arbeits- und Sozialrecht bei Zuliefererbetrieben
kann dann dem unterentwickelten Rechtsverständnis und defizitären
Aufsichtsstrukturen in den so genannten "Billiglohnländern"
angelastet werden. Die Krise der
globalen Arbeit besteht daher nicht allein in einer historisch einmalig
hohen Arbeitslosigkeit (von 190 Millionen offiziell registrierten
Arbeitslosen), sondern mehr noch darin, dass die Hälfte der Arbeiterschaft
in der Welt (1,4 Mrd.) trotz z.T. härtester Arbeit nicht genügend
verdient, um es über die Armutsgrenze von 2 Euro pro Tag und Person
zu bringen. Aus "Arbeit und Globalisierung" von Dr. Birgit Mahnkopf
Auslagerung
der Produktion ins Ausland Die Globalisierung
ist der Jobkiller Nummer 1 und Hauptursache der Massenarbeitslosigkeit
glauben viele. Die FAZ berichtete
am 14. Juni 2005 in einem Artikel über Globalisierungsauswirkungen
auf die Textilindustrie: "Die Billigkonkurrenz
aus Osteuropa und Asien hatte einen dramatischen Aderlaß in der
Textil- und Bekleidungsindustrie zur Folge. „In den zehn Jahren
bis 2003 gingen in Europa eine Million Stellen verloren. Im Jahr
2004 waren es nochmals 165000 Stellen", so derTextilverband
Euratex. Die einstmals so stolze Branche - ein Schatten ihrer selbst
- beschäftigt in ganz Europa noch 2,5 Millionen Menschen und setzt
rund 215 Milliarden Euro um. Hiesige Textil- und Bekleidungsindustrie
- in 35 Jahren ist die Mitarbeiterzahl um vier Fünftel geschrumpft.
Von 385.000 Beschäftigten im Jahr 1970 sind heute noch 42.500 übrig
geblieben - mit weiter sinkender Tendenz. „Die Bekleidungsindustrie
produziert heute zu 95 Prozent im Ausland”. Was allerdings
nicht im Bericht erwähnt ist: Diese Arbeitsplatzverluste beinhalten
erhebliche Automatisierungs- und Rationalisierungseffekte der Textilindustrie,
die bereits im heimischen Markt wirksam wurden. Zum Beispiel
Textilbetrieb F. A. Kümpers, Rheine,1984: >>Mehr als 120 moderne Webmaschinen
sind im Einsatz, 15 weitere Maschinen neuester Bauart, Marke "Sulzer",
werden gerade aufgestellt. Sie weben bis zu 60 000 Meter Stoff am
Stück auf gewaltige Tuchrollen, sechs Tage in der Woche, insgesamt
144 Stunden lang. Kaum noch 100 Beschäftigte kümmern sich in vier
Sechs-Stunden-Schichten um die Produktion. Rund 20 Millionen Mark
hat Kümpers in den letzten Jahren in neue Maschinen, Automaten,
Roboter und Computer gesteckt. Die Belegschaft der Spinnerei und
Weberei wurde, bei gleichbleibender Produktion, seit 1970 von 1700
auf 800 gedrückt. Auch künftig will Kümpers Personal durch Rationalisierung
einsparen, zur "weiteren Steigerung unserer Produktivität".<<
Zur Quelle
(PDF)
Zu welchen Arbeits-
und Lebensbedingungen die Billiglohn-Produktion realisiert wird,
berichtet die FAZ
im Mai 05 am Beispiel der jungen Chinesin Frau Li: Sie ist fleißig,
schläft in einem Schlafsaal neben der Fabrik und fährt nur in der
"Golden Week" für ein paar Tage in ihr Heimatdorf. Sechs
Tage in der Woche arbeitet sie für einen guten Euro pro Stunde unter
Neonlicht, vor ihr und hinter ihr die Reihen der anderen Näherinnen...
Und es geht um den Marktkampf zwischen China und dem Westen...
4.4 Technischer
Fortschritt - Steigende Produktivität
Wachstum ohne Beschäftigung Die technische
Entwicklung ermöglicht nie gekannte Produktivitätssteigerungen.
Die fortschreitende Automatisierung betrifft alle Bereiche, Industrie,
Dienstleistung und Landwirtschaft. Hochintegrierte Mikroelektronik
ermöglicht Entwicklung neuer Produkte mit dramatisch abnehmendem
Fertigungsinhalt. Fortschreitende Automatisierungen der arbeitsintensiven
Fertigungsprozesse führen zusätzlich zu Arbeitsplatzreduzierungen
und Konzentrationen auf immer weniger Standorte. EDV-Programme ersetzen
zunehmend geistige Routinearbeiten und damit Beschäftigte in Industrie,
Verwaltung, Versicherungs- und Finanzwirtschaft, Dienstleistungsgewerbe
bis in Handwerker-Büros. Die Zunahme hochautomatisierter Produktionsanlagen,
großer Datenbanken, überhaupt kapitalintensiver Einrichtungen, erhöht
den Anteil an Schichtarbeitsplätzen. Der Fortschritt
der Informationstechnologie hat diesen Prozess wesentlich verstärkt,
so dass der Dienstleistungssektor nicht wie vor Jahren noch propagiert
"freigesetzte" Arbeitnehmer aufnehmen kann. Es fallen
nicht nur einfache Arbeitsplätze mit Routinetätigkeiten in Fabrikation
und Büros weg, auch komplette Verwaltungsebenen, komplette Fabriken
und auch komplette Firmen durch den aufgrund von Überkapazitäten
verschärften Wettbewerb. Steigende Umsätze bedeuten nicht automatisch
zunehmende Beschäftigungszahlen. Das ist der wesentliche Unterschied
zu früheren Zeiten: Technische Erfindungen und Verbesserungen sind
von Anfang an mit der menschlichen Entwicklung verknüpft,
wenn auch in diesen Ausmaßen erst im 18. und 19. Jahrhundert mit
der ersten industriellen Revolution. Bisher konnten diese Produktivitätsfortschritte
durch mehr Umsatz oder Ausweichen in andere Tätigkeitsfelder ausgeglichen
werden. Heute würde Vollbeschäftigung durch Produktivitätssteigerung
Wachstumsraten erfordern, die ein hohes Produkt-Überangebot zur
Folge hätte. Die Zeiten,
in denen die Zahl der bei einem Konjunkturaufschwung neugeschaffenen
Arbeitsplätze größer war als die Zahl der zuvor durch Rationalisierungen
vernichteten Arbeitsplätze (oder zumindest gleich groß), sind seit
Mitte der 1970er Jahre vorbei. Unter dem Strich nimmt die
Arbeit ab: Das Arbeitsvolumen ist kontinuierlich gefallen, trotz
parallel deutlich steigender Wertschöpfung. Häufig wird
Produktivität und Arbeitsmarkt-Entwicklung dargestellt auf
Basis der
Arbeitsplatz-Zahlen. Das ist nicht eindeutig aussagekräftig, weil nicht bekannt ist, wie vielen
Arbeitstunden der gezählte Arbeitsplatz entspricht.
Aufgrund
der Arbeitsproduktivität sinkt das Arbeitsvolumen in
Deutschland seit 1960. Das Arbeitsvolumen sinkt,
wenn die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes (BIP)
langsamer wächst als die Arbeitsproduktivität (AP =
Wirtschaftsleistung der Beschäftigten pro Stunde). Dies
war in Deutschland langfristig seit 1960 immer der Fall,
d.h. die Arbeitsproduktivität ist im Dekadenvergleich
immer schneller gewachsen als das BIP. Diese
Entwicklung
hatte zur Folge, dass das Arbeitsvolumen
von 1960 mit 57 Mrd Stunden bis 1990 auf rund
47 Mrd Stunden sank im vereinigten Deutschland
von 1991 mit 60 Mrd bis 2012 auf rund 58 Mrd Stunden
sank. Die Erwerbstätigenzahl nahm
jedoch zu, durch "unterschiedlichste"
Verkürzung der Arbeitszeiten in diesem
Zeitraum:
Von 1960 mit ca 26 Millionen bis auf
ca 30 Millionen in 1990 Von ca 39 Millionen
in 1991 auf ca 41 Millionen in 2011. (2013:
41,8 Millionen) (Mehr
hierzu unter "Arm trotz Arbeit -Prekäre Beschäftigung"
in Kap.1.2)
Produktivitätssteigerung
im Export führte 2006 zur Entlassung von 33.000
Mitarbeitern in Deutschland. „Das exportorientierte
verarbeitende Gewerbe hat durch enorme Produktivitätssteigerung
mit seinen 5,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2006 den Gesamtumsatz
um 6,5 % erhöht. Das führte trotzdem zur Entlassung
von 33.000 Mitarbeitern.“ (Andererseits wäre ohne
die Beschäftigung im Exportgewerbe die Arbeitslosigkeit
hierzulande noch höher).
Gegenwärtig
würden 31,8 Mio. Erwerbstätige in Vollzeit (40 Stunden
/Woche) zur Bewältigung des Arbeitsvolumens ausreichen,
so dass ca. 13 Mio. Menschen von offener Arbeitslosigkeit
betroffen wären. Bei einer seit 2005 in der
Diskussion befindlichen Verlängerung der regulären Arbeitszeit
auf 48 Stunden pro Woche (analog 1956) wäre die Zahl
der Arbeitslosen noch höher (ca. 18,5 Mio.). Hingegen
würde eine Gleichverteilung von Arbeit bei einem aktuellen
Erwerbspersonenpotential von 44,5 Mio. Menschen zu einer
Wochenarbeitszeit von ca. 30 Stunden führen. Quellen:
Wikipedia
Sozialpolitik
aktuell
|
Steigende Produktivität
der Arbeit führt immer weniger dazu, dass neue, qualitativ hochwertige
Arbeitsplätze entstehen. Ganz im Gegenteil, tagtäglich ist in den
Zeitungen zu lesen, dass namhafte deutsche Unternehmen, die Milliardengewinne
einfahren, Stellenstreichungen ankündigen, die oftmals weit mehr
als 10 Prozent der Belegschaften betreffen. Wenn indes neue Stellen
geschaffen werden, weisen diese in aller Regel ein oder gleich mehrere
Merkmale der Prekarität auf; vor allem aber liegen die Verdienste
bei den neuen Jobs meist unter den Einkommen, die auf den "guten",
nunmehr wegrationalisierten Arbeitsplätzen erzielt wurden.
Einige Daten
und Angaben zum technischen Fortschritt und Verlust von Arbeitsplätzen Die
Erwerbsarbeit wird weniger. Von den etablierten Parteien und der
Wirtschaft wird das marginalisiert oder totgeschwiegen. Allenfalls
wird die stärkere Abnahme "niedrigqualifizierter Arbeit"
mit Hinweis auf "Zunahme höher qualifizierter Arbeit"
vernebelt. Bei
den Recherchen über quantitative Aussagen und Statistiken zu
Produktivitätsentwicklung und technischem Fortschritt war auffällig,
dass fast keine aktuellen Daten öffentlich zugänglich sind. Eine Bibliotheksrecherche hierzu bei der Friedrich Ebert Stiftung
verlief ergebnislos. Dokumentationen des Mainstreams, professoralen Gutachten
und Wirtschaftsstudien ist oft ein Phänomen gemeinsam: Nach dem
obligatorischen Dementi zum dominierenden Einfluss der Produktivität
auf die Massenarbeitslosigkeit, folgt eine ausgiebige
Auseinandersetzung mit möglicher künftiger Ersatzbeschäftigung
für sozialversicherte Erwerbstätigkeit.
Zweifellos ist der
Arbeitsmarkt vielen Einflüssen mehr oder weniger ausgesetzt:
Dominierenden
Einfluss auf die Massenarbeitslosigkeit hat die technische
Entwicklung mit stetig zunehmender Produktivität: Wachstum
ohne Beschäftigung.
Es kann immer mehr produziert
werden mit immer weniger Menschen. Das Arbeitsvolumen
nimmt ab trotz steigender Wertschöpfung.
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Kontinuierliche Abnahme der gesellschaftlich notwendigen
Arbeit (im Sinne der Erwerbsarbeit) in unserer hochentwickelten
Gesellschaft in Folge einer enormen Produktivitätssteigerung: In
der Zeit von 1970 bis 1995 ist in Deutschland das Sozialprodukt pro
Kopf der Bevölkerung um 60% gestiegen, gleichzeitig ist die dafür
notwendige Arbeitszeit um über 20% gesunken (Kommission fürZukunftsfragen
der Freistaaten Bayern und Sachsen, Teil 2 1997)
In den 20 größten
Volkswirtschaften der Welt wurden zwischen 1995 und 2002 in der
Produktion 31 Mio Stellen gestrichen. Im gleichen Zeitraum verlor
China über 15 Millionen Fabrikarbeitsplätze. Quelle: "Das Ende der
Arbeit und ihre Zukunft" Buch von Jeremy Rifkin, 2005*. Jeremy Rifkin ist ein US-amerikanischer Soziologe,
Ökonom, Publizist . Er unterrichtet
unter anderem an der Wharton School der Universität von Pennsylvania
und ist Berater diverser Regierungen und auch der EU-Kommission.
Lothar Späth
und der frühere McKinsey-Manager Herbert A. Henzler haben im Jahr
1993 eine Berechnung angestellt: Was würde passieren, schöpfte man
das technisch machbare Automationspotenzial in der Bundesrepublik
voll aus? Die Antwort: Eine Arbeitslosigkeit von 38 Prozent wäre
normal. Eindrucksvoll
bestätigte eine weitere Studie der Universtität Würzburg im Jahr
1998 die Annahme der Autoren: Allein im Bankensektor liegt das Automationspotenzial
bei mehr als 60 Prozent, im Handel immer noch bei mehr als der Hälfte
des gegenwärtigen Beschäftigungsstands. In diesen und vielen anderen
Sektoren ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Potenziale ausgenutzt
werden. mehr
Maschinen statt Menschen - eine Automatisierungswelle
rollt durch die deutschen Unternehmen. Computer, Roboter, Automaten
- die Chip-Revolution hat Deutschlands Industrie mittlerweile voll
erfaßt. Es wird rationalisiert wie wohl noch nie, die Intelligenz-Maschinen
nehmen den Menschen die Arbeit ab. Spiegel, 1984 zur
Quelle
Nach dem industriellen
Kahlschlag im Osten fallen nun auch im Westen Hunderttausende von
Arbeitsplätzen weg. 1993 sind es mehr als 35 000 in der chemischen
Industrie, bis zu 80 000 in der Elektrobranche und mindestens ebenso
viele in den Autofirmen. Stahlkonzerne, der Bergbau und die Textilindustrie
schrumpfen weiter. Selbst gut verdienende Dienstleistungszweige
wie Banken und Versicherungen machen in dem bedrückenden Wettlauf
mit; straffere Organisation und Einsatz von Computern kippen in
den nächsten Jahren Zehntausende von Jobs. Spiegel, 1993 zur
Quelle
Die 20-80 Gesellschaft Als die Digitale
Revolution und die Globalisierung in den 1990er Jahren ihren Siegeszug
antraten, sagten Zukunftsforscher den Weg in eine 20:80 Gesellschaft
voraus. Nur 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden im
21. Jahrhundert ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu
halten. 80 Prozent der Bevölkerung wären demnach arbeitslos. Als geistiger Vater der 20:80 Gesellschaft gilt der amerikanische
Ökonom Jeremy Rifkin, der in seinem Buch "Das Ende der Arbeit" die Folgen des
technischen Fortschritts analysierte und dabei zu dem Schluss kam, dass die
Arbeit sich selbst abschafft. Die fortschreitende Rationalisierung der Prozesse
im Produktions- und Dienstleistungsbereich und der weltweite Einsatz der
Informationstechnologien führen laut Rifkin zu einem Produktivitätsschub, der
viele Millionen Arbeitsplätze überflüssig macht. Die kapitalistische Logik, nach
der technologischer Fortschritt und gesteigerte Produktivität zwar alte Jobs
vernichten, dafür aber mindestens genauso viele neue schaffen würden, hält
Rifkin für einen Trugschluss. Es sei keine Frage, ob die 20:80 Gesellschaft
kommt, sondern wie wir damit umgehen, denn die Entwicklung sei unumkehrbar -
langfristig wird die Arbeit verschwinden.
Quelle:
Von der Finanzkrise in die 20:80 Gesellschaft - telepolis - Jens
Berger 09.12.2008
Die Erwerbstätigkeit
schwindet - Pseudotheorien
der Politik zur Erwerbskrise US-Ökonom
Jeremy
Rifkin:
Deutschland führt (eine) Scheindiskussion. Die Arbeit
verschwindet. Das will kein Politiker seinen Wählern erzählen. Statt
dessen betet man immer wieder dieselben drei Pseudotheorien
herunter: Erstens: Wir verlieren in unserem Land
Jobs, weil die bösen Unternehmer Stellen ins Ausland verlagern.
Zweitens: Wir haben genug Jobs, die Leute sind nur nicht richtig
ausgebildet. Und drittens: Wir haben zu wenig Jobs, weil die
Sozialabgaben zu teuer sind. Alle drei Argumente sind
absurd: Erstens: Die Zahl der Jobs die in Deutschland verschwinden
weil sie zum Beispiel nach Osteuropa oder China verlagert wird,
ist verschwindend gering. Sie macht gerade mal ein Prozent der abgebauten
Stellen aus. Der wirkliche Jobkiller ist der technologische Fortschritt.
Aber davon hören Sie von den Politikern kein Wort. Maschinen machen
sich als Buhmann eben schlechter als Chinesen oder Polen. Was
ist das zweite Pseudoargument? Das ist auch so eins für die
Wahlreden: Wir müssen die Leute nur richtig ausbilden oder weiterbilden
und schon ist das Beschäftigungsproblem gelöst. Nehmen wir mal
an, man könnte tatsächlich alle fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland
so fortbilden, wie sich die Politiker das vorstellen. Was wäre denn
dann? Es gebe immer noch nicht genug Jobs. Die Zeiten der Massenarbeit
ist vorbei. Wir werden nie wieder Tausende von Leuten sehen, die
aus den Fabriktoren strömen. In Zukunft wird Arbeit etwas für die
Eliten sein. Für besondere Aufgaben wird man immer noch die Top
- Ärzte,
Top - Anwälte oder Top - Designer brauchen. Aber Durchschnittsqualität
(und schon bald auch höhere
Qualität, der
Webmaster) kann ein Computer
oder ein Roboter billiger liefern. Wo liegt der dritte Fehler?
Ah, die sozialen Systeme. Darüber sprechen Sie hier schon seit
Jahren, nicht wahr? Nun, ich will nicht sagen, dass es in Deutschland
keinen Reformbedarf gibt. Aber wenn jemand daran denkt, den Weg
der USA einzuschlagen, dann kann ich davor nur warnen. Je härter
sie die Sozialsysteme beschneiden, desto eher tauchen die Probleme
an anderer Stelle wieder auf. Schlechtere Gesundheit, größere Armut,
weniger Sicherheit, mehr Kriminalität. Natürlich ist die US Arbeitslosenquote
niedriger als die deutsche. Aber bei uns sitzen allein zwei Millionen
Leute in den Gefängnissen. Meinen Sie, das ist keine versteckte
Arbeitslosigkeit? Glauben Sie mir, sie sind hier immer noch besser
dran. Mehr unter „Langfristig
wird die Arbeit verschwinden“. US-Ökonom Jeremy Rifkin
Globale
Arbeitslosigkeit Grund für die globale Arbeitslosigkeit
bleibt völlig unberücksichtigt in fast allen Debatten
und Diskussionen. Der
Wohlstand wächst nicht länger mit der Produktivität Das
Industriezeitalter hat ausgedient. Die klassische Erwerbsarbeit,
als Säule der Existenzsicherung, wird zunehmend ein
Privileg für eine kleine elitäre, hochqualifizierte
Arbeitnehmerschicht. Nur diese wird es zukünftig noch
schaffen, von ihrem erwirschafteten Lohn/Gehalt tatsächlich
ein selbstbestimmtes würdevolles Leben führen zu können.
Automatisation, neue intelligente Software und Technologien
werden in Bereichen eindringen, die auch die Facharbeiter
und selbst so manche spezialisierten Arbeitnehmer zunehmend
überflüssig machen. Doch
wie soll die Masse, der große Rest zukünftig ihr Brot
verdienen?
Was ergeben sich daraus für Konsequenzen? Zumindest
diese: Mit den bisherigen Konzepten und denen, die von
der erzkonservativen Wirtschafts- und Volkswissenschaft
unisono vorgeschlagen wird, kommen wir nicht weiter.
Sie tragen nur dazu bei, die alte Ordnung mit ihrer
Machtverteilung zu sichern. Genau da findet man auch
die wirklichen Besitzstandswahrer, deren Berharrungswillen
jeden Gewerkschafter um Längen übertreffen. Denn seit
zwanzig Jahren wird eine Wirtschafts- und Finanzpolitik
betrieben, die zuvorderst die Interessen der Wirtschaft
bedient, aber nichts zur Verbesserung der Situation
beigetragen hat. Im Gegenteil, das Ungleichgewicht zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist mittlerweile so groß
geworden, dass Arbeitnehmer sich nur noch erpreßt sehen
und zähneknirschend immer mehr bereit sind zu akzeptieren.
Selbst wenn die Vorteile oftmals in keinem Verhältnis
mehr dazu stehen. Von den 440 Milliarden Euro, um die
Deutschland in den letzten 10 Jahren reicher geworden
ist, ist bei ihnen jedenfalls kaum etwas angekommen.
Wenn der Schlüssel zur Schaffung neuer Arbeitsplätze
nämlich nur in der Umsetzung der ständig geforderten
Reformen liegen würde, müßten beispielsweise in Amerika
paradiesische Zustände herrschen und eine traumhafte
Beschäftigungsrate. Dort wurde und wird alles radikal
umgesetzt, was der Marktfundamentalismus hergibt. Dank
Bush gibt es da ja nun kaum noch Schranken. Doch die
simple Wahrheit ist, auch amerikanische Arbeitnehmer
- und eben auch Arbeitnehmer fast aller nationaler Ökonomien
der Welt - machen harte Zeiten durch. Weltweit
gehen Millionen von Arbeitsplätze verloren Denn
Fakt ist, weltweit gehen Millionen von Arbeitsplätze
verloren. Und selbst in Ländern wie China, gehen Millionen
Jobs in Fabriken verloren. Diese werden nicht annähernd
durch neugeschaffene Jobs in den chinesischen Zentren
kompensiert. Ergebnis: Über 360 Millionen chinesische
Wanderarbeiter buhlen um jeden Job, selbst wenn sie
mit erbärmlichsten Bedingungen verknüpft sind. Es ist
schon sehr bezeichnend, wenn mancher deutscher Manager
von den traumhaften chinesischen Bedingungen schwärmt.
Fazit:
Das ganze Weltwirtschaftssystem muß kritisch hinterfragt
werden. Es
ist ein Armutszeugnis par excellence, wenn alles nur
noch auf die asoziale Formel >Hauptsache Arbeit<
reduziert wird, aber man nicht darauf schaut, welche
Qualität diese hat. Wenn wir weiterhin der fatalistischen
Maxime der Wettbewerbsideologie folgen und uns nicht
von der fatalen Spirale immerwährenden Wirtschaftswachstums
( was ja längst Teil des Problems ist )befreien und
auch die Zinswirtschaft angehen, geraten wir in eine
Sackgasse und das ganze System wird zwangsläufig kollabieren
- mit verheerenden Folgen. Die Weltwirtschaft befindet
sich mitten in einer radikalen Veränderung der Natur
der Arbeit selbst - mit tiefgreifenden Konsequenzen
für die Zukunft der Gesellschaft. Die billigsten Arbeiter
der Welt werden nicht so günstig sein wie die Technologie,
die herankommt, um sie zu ersetzen. Derzeit erleben
wir, wie ein totalitäres System ein anderes ersetzt
und sich anschickt, den ganzen Globus in seinen Griff
zu bekommen. Und es ist längst keine pessimistische
Chimäre mehr: Die totale Ökonomisierung wird für die
meisten Menschen - und unserer Gesellschaft! - zu einer
immer größeren Bedrohung. Mit der stets geforderten
Anpassung an neoliberale Konzepte, wird diese nicht
gelöst, sondern nimmt sie stetig zu.
Beitrag von "sysop" - Aus
einem Spiegel-Forum
Globalisierung.
Daten und Fakten
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4.5 Erwerbsbeteiligung
von Ausländern - Zuwanderung
Zuwanderung ist aus Sicht
vieler Deutscher gleichbedeutend mit steigender Arbeitslosigkeit und verbunden
mit einer verbreiteten Angst vor "Überfremdung". Durch diese Assoziation ist
"Einwanderung" zu einem sensiblen Thema in der Öffentlichkeit geworden, das
häufig, insbesondere in Wahlkämpfen, nicht nur von rechtsextremen Politikern
missbraucht wurde. Ganz sicher aber hat der weitere Zuzug von Arbeitskräften
auch negative Auswirkungen auf unseren Arbeitsmarkt, seit wir hohe
Arbeitslosigkeit haben und die Zunahme prekärer Beschäftigung weiter anhält. Mehr
auf Zuwanderung
und Arbeitsmarkt
Fachkräftemangel? Der
von Wirtschaft und einvernehmlicher Politik seit Jahren beschworene
Fachkräftemangel steht auch 2017 im Widerspruch zur Realität:
Millionenfache Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung, von der auch
viele hochqualifizierte Fachkräfte, Ingenieure und andere MINT-Berufe
betroffen sind. Anzeichen für einen Fachkräftemangel können z. B.
überdurchschnittliche Gehaltsentwicklungen einer Fachrichtung sein. In
der marktwirtschaftlichen Praxis liegen diese Anzeichen regelmäßig
nicht vor. Im Gegensatz zum fast täglichen Medien-Bombardement
von "Jobwunder" und "Fachkräftemangel" werden
nachstehend Berichte und Studien angeführt, die mit Fakten belegt
das Fazit ziehen: "Es
gibt in Deutschland keinen generellen Fachkräftemangel". Mehr
auf Fachkräftemangel trotz
Massenarbeitslosigkeit?
Arbeitnehmerfreizügigkeit
und Dienstleistungsfreiheit Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist
eine EU-Grundfreiheit. Sie
ermöglicht es EU-angehörigen Arbeitnehmern frei, das heißt
konkret ohne Visum und ohne Aufenthaltserlaubnis, eine Erwerbstätigkeit in Deutschland
anzunehmen, wie auf dem Gebiet
der gesamten EU. Ab dem 1. Mai 2011
gilt die Übergangsregelung nur noch für Angehörige von Rumänien
und Bulgarien. Die müssen also für den Fall, dass sie in Deutschland
einer Erwerbstätigkeit nachgehen wollen, bei der Arbeitsagentur
eine Arbeitserlaubnis-EU beantragen, die befristet und regelmäßig
auf eine bestimmte Tätigkeit beschränkt erteilt wird, wenn keine
bevorrechtigten geeigneten Arbeitnehmer auf dem heimischen Arbeitsmarkt
zur Verfügung stehen. Damit
gilt ab 2011 nicht mehr die Vorrangsregelung für deutsche Arbeitssuchende
gegenüber allen anderen Unionsbürgern.
Deutschland ist besonders betroffen durch
die direkte Nachbarschaft bzw. geringe Nähe zu den östlichen Beitrittsländern. Die Dienstleistungsfreiheit ermöglicht es EU-angehörigen Unternehmern
mit Sitz im Ausland, grenzüberschreitend ihre Dienstleistungen gewerblicher,
kaufmännischer, handwerklicher oder freiberuflicher Art zu erbringen.
Für die Dauer der Arbeiten dürfen sie ihre eigenen Arbeitnehmer
einsetzen. Es können sogar Arbeitnehmer einreisen und arbeiten,
die nicht Angehörige des EU-Mitgliedstaates sind, sofern sie zur
Stammbelegschaft gehören. Die Dienstleistungsfreiheit
ist geregelt in der Dienstleistungsrichtlinie (DLR)
oder
Bolkestein - Richtlinie Mit
der DLR werden nationale Vorschriften und "bürokratische Sicherungen"
weitgehend abgebaut, die unter Unternehmern in der EU als "Hindernisse
für die wirtschaftliche Entwicklung gelten und deshalb verschwinden
müssen". Dabei wurde außer Acht gelassen, dass auch und gerade eine
funktionierende Marktwirtschaft eines verlässlichen rechtlichen
Rahmens bedarf, damit soziale, ökologische und rechtliche Standards
eingehalten werden. DLR greift tief in nationale Rechtsprechung
ein. Zweifelsohne ist die
DLR ein radikaler Angriff auf unsere sozialen, ökologischen und
arbeitsrechtlichen Errungenschaften, denn Gehälter und Löhne geraten in eine
unaufhaltsame Abwärtsspirale. Mehr
auf Arbeitskräfte aus der
EU
4.6 Erwerbsbeteiligung
von Frauen
Der Eindruck
der starken beruflichen Integration von Frauen relativiert sich,
wenn man die Arbeitszeit und das Arbeitsvolumen als Kriterium hinzuzieht.
Frauen stehen nämlich häufiger als Männer in Teilzeitbeschäftigungen
und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, wenn diese das jeweils
einzige Beschäftigungsverhältnis sind. Frauen erwerben
immer häufiger einen hochwertigen Bildungs- und Ausbildungsabschluß,
der sie zur Aufnahme einer Berufstätigkeit motiviert. Auch spielt
das Ziel ökonomischer Unabhängigkeit bei gewachsenem gesellschaftlichen
Selbstbewußtsein von Frauen ("emanzipatorischer Trend"),
gestiegener Zahl weiblicher Single-Haushalte und angesichts materieller
Risiken im Zuge hoher Scheidungsraten eine wesentliche Rolle. Je
gefährdeter der Arbeitsplatz des Mannes erscheint, je fraglicher
Einkommenssteigerungen werden, um so mehr wächst das Bedürfnis zusätzlicher
finanzieller Absicherung durch Erwerbsbeteiligung von Frauen. Für die Mehrheit
der Frauen ist ökonomische Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung
im Beruf unverzichtbar. Aber ein Teil und auch zeitlich begrenzt
wünscht keine Erwerbstätigkeit wg Kindererziehung und Selbstverwirklichung
in Haustätigkeit und sozialen Nichterwerbs-Betätigungen, wenn zusätzliche
finanzielle Absicherung nicht notwendig ist.
Viele
Frauen würden gerne länger arbeiten Der Anteil
der Frauen an den Beschäftigten hat seit 1991 um 5,7
Prozentpunkte zugenommen. Damit war 2010 die Hälfte
aller Beschäftigten weiblich. Die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit
beschränkte sich auf die Teilzeitarbeit einschließlich
der geringfügigen Beschäftigung. Insgesamt stieg die
Zahl der beschäftigten Frauen um 16 Prozent, das von
ihnen geleistete Arbeitsvolumen aber nur um 4 Prozent. Gemessen
an ihren Arbeitszeitwünschen würden fast die Hälfte
der regulär teilzeitbeschäftigten Frauen und zwei Drittel
der Mini-Jobberinnen die vereinbarte Arbeitszeit gerne
deutlich ausweiten. Neben Möglichkeiten zur beruflichen
Weiterbildung würden dabei eine bessere Betreuung für
Kinder im Krippen- und im Schulkindalter, familienfreundliche
Arbeitsmodelle sowie eine ausgewogene Arbeitsteilung
in den Familien helfen. IAB-Kurzbericht
Nr. 9, April 2011
- Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
der Bundesagentur für Arbeit
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Die zugenommene
Erwerbsbeteiligung von Frauen hat andererseits auch Rückwirkung
auf die Kaufkraft und steigende Umsätze zur Folge. Und nicht zu
knapp, wenn wir an unsere Frauen denken, die morgens vor vollen
Kleiderschränken mit "nichts zum anziehen" stehen, abends
den nächsten Konsumschub auslösen. Mit dem Hintergrund der eigenen
Erwerbstätigkeit sind die Frauen die Antreibenden und die männliche
Verweigerung: "Neue Küche? Brauchen wir nicht!" bleibt
heutzutage meist chancenlos. Ob eigenes Auto oder Erneuerung der
Wohnungseinrichtung, viel öfter können Frauen aufgrund ihrer Erwerbsbeteiligung
Kaufentscheidungen veranlassen. Das kompensiert einiges auf
dem Arbeitsmarkt. Was bleibt ist die Auswirkung des technischen
Fortschritts, der Produktivitätssteigerung: Umsatzsteigerung ohne
Beschäftigungseffekt.
Trotz Aufschwung:
Erwerbsbeteiligung von Frauen bleibt prekär. Jede dritte vollzeitbeschäftigte
Frau arbeitet zu Niedriglöhnen 8. März 2011 Jobs in Niedriglohnbranchen
und erzwungene Teilzeitarbeit dominieren die Arbeitsrealität von
Millionen Frauen. Das ergab die Antwort
der Bundesregierung
auf eine Kleine Anfrage der LINKEN bei der Bundesregierung im Vorfeld
des 8. März. Kommentar zur Antwort der Bundesregierung:
Danach wuchs zwar von Juni 2009 bis Juni 2010 die Zahl der von
Frauen besetzten sozialversicherungs- pflichtigen Arbeitsplätze um
183 000 und damit deutlich stärker als die der Männer mit 145 000.
Allerdings ging dieser Beschäftigungsaufbau bei Frauen vor allem
auf einem starken Zuwachs von Teilzeitarbeit zurück. Drei von vier
neuen Arbeitsplätzen sind in diesem Bereich entstanden – nicht mitgezählt
die 17 000 neuen Minijobs ohne jegliche soziale Absicherung. In
vielen Fällen ist diese Teilzeitarbeit unfreiwillig. Sie reicht
auch nicht zur eigenständigen Bestreitung des Lebensunterhalts.
Fast alle Teilzeitjobs finden sich in Branchen mit niedrigem
Lohnniveau: Gastronomie, wirtschaftliche Dienstleistungen (darunter
Leiharbeit), Gesundheits- und Sozialwesen und private Dienstleistungen.
In diesen vier Branchen sind sieben von zehn neuen Teilzeitstellen
entstanden. 70 bis 90 Prozent dieser Stellen wurden wiederum von
Frauen besetzt. Bereits unter den Vollzeitbeschäftigten
reicht deren Anteil von 28,8 Prozent (Gesundheit und Sozialwesen)
bis zu 72,5 Prozent (Gastgewerbe). Insgesamt bezog im Jahr 2009
mehr als jede dritte vollzeitbeschäftigte Frau einen Lohn unterhalb
der Niedriglohnschwelle. Um 145 000 auf nunmehr 2,51 Millionen hat
ihre Zahl zugenommen. Die Folge: Obwohl die Frauen eine Minderheit
der Beschäftigten ausmachen, stellen sie die Mehrheit der 1,4 Millionen
Aufstocker, also der Erwerbstätigen, die ihr Einkommen ergänzend
zum Niedriglohn mit Hartz IV aufstocken (Frauen: 756 249, Männer:
647 939). Die Niedriglöhne und prekären Arbeitsverhältnisse werden
vom Steuerzahler subventioniert, bei den Frauen mit 344 Millionen
Euro im Monat. Bei der Gleichbezahlung der Geschlechter gehört
Deutschland weiterhin zu den Schlusslichtern in Europa. 23 Prozent
betrug die Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern,
im Jahr 2009. Nur Österreich, Tschechien und Estland stehen noch
schlechter da. Bedenklich stimmt die Entwicklung der atypischen
Beschäftigung, mit der oftmals niedrige Entlohnung einhergeht. Unter
diese fallen die Leiharbeit, Teilzeitarbeit, befristete und geringfügige
Beschäftigte. 2005 waren 5,01 Millionen Frauen atypisch beschäftigt
oder 33,4 Prozent. 2009 lagen die Zahlen schon bei 5,45 Millionen
und 34, 1 Prozent. Über die Jahre findet hier eine Angleichung zwischen
den Geschlechtern statt, allerdings nicht zum Besseren. Zur Quelle: Sabine
Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE
im Bundestag, zum hundertsten Jubiläum des Frauentags Siehe
auch Equal
Pay Day
4.7 Schwarzarbeit
Wie häufig in der Diskussion um den Arbeitsmarkt in Deutschland, haben wir es
auch beim Thema Schwarzarbeit mehr mit Mythen, als mit Fakten zu tun. Das Besondere ist in diesem Fall, dass alle
gesellschaftspolitischen Akteure – auch die Gewerkschaften – nicht sonderlich an
einer realistischen Sichtweise interessiert scheinen. Schließlich ist
Schwarzarbeit häufig mit illegaler Beschäftigung zu Dumpinglöhnen verbunden.
Gerade an deren Bekämpfung sind natürlich auch die Gewerkschaften interessiert.
Wenn es auf deutschen Baustellen, neben den 2,3 Millionen offiziell
Beschäftigten, 6 Millionen Vollzeit-Schwarzarbeiter gäbe, müsste es doch sehr
einfach sein, wenigstens 5 Millionen davon zu finden und sie bzw. ihre
Auftraggeber zu bestrafen. Dass dies nicht gelingt, zeigt wie unrealistisch
diese Zahlen sind, macht aber das Vorgehen gegen Schwarzarbeit nicht unnötig.
Wenn der Staat gegen die Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben vorgeht,
ist dies zu begrüßen... NachDenkSeiten - Schwarzarbeit in Deutschland oder die langen Schatten des Prof.Schneider
Politik
und Öffentlichkeit kriminalisiert eher die Gruppe der unrechtmäßig Beschäftigten
als die Institutionen der illegalen Beschäftigung, ohne die illegale Beschäftigung unmöglich wäre.
4.8 Steuer-
und Finanzpolitik
Keine Frage,
die gewaltige Staatsverschuldung muss eingedämmt werden. Sie dient
als Begründung für die Demontage des Sozialstaates und sie beschränkt
die Handlungsfähigkeit unseres Staates. Unser Staat braucht hinreichende
Finanzmittel, um seine Aufgaben erfüllen zu können. Die Finanzkrise
der öffentlichen Haushalte ist - ganz im Gegensatz zur herrschenden
Meinung - nicht durch gestiegene Ausgaben, sondern durch zu geringe
Einnahmen verursacht. Die zunehmende Verschuldung ist wesentlich
auf die seit Jahrzehnten unzureichende Besteuerung der Einkommen
aus Unternehmertätigkeit & Vermögen zurückzuführen. So sanken
zum Beispiel der Spitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent, die Körperschaftssteuer
von 42 auf 25 Prozent. Die öffentlichen Haushalte stützen sich in
wachsendem Maße auf Einnahmen aus der Lohnsteuer und der in 2007
von 16 auf 19% erhöhten Mehrwertsteuer. Die stagnierenden oder gar
sinkenden Reallöhne, die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und die
fortschreitende Vernichtung regulärer Arbeitsplätze zu Gunsten von
unterbezahlten Arbeitsgelegenheiten ohne Sozialbeiträge führen
ebenfalls zu sinkenden Staatseinnahmen. Eine direkte Folge der Regierungspolitik,
da sie insbesondere durch die Hartz-Reformen, aber auch durch andere
Maßnahmen wie Privatisierungen, Lockerung des Kündigungsschutzes,
Anhebung der Wochenarbeitszeit im Öffentlichen Dienst etc. diese
Entwicklung gefördert hat. Resultat dieser Umverteilung ist, dass
die Unternehmen Rekordgewinne melden und die Zahl der Millionäre
in der Bundesrepublik so hoch wie nie zuvor ist, während gleichzeitig
nicht nur die öffentlichen Kassen verschuldet, sondern die arbeitende
Bevölkerung sowie die Rentner und Arbeitslosen insgesamt mit einem
kontinuierlich sinkenden Lebensstandard konfrontiert sind. Effektive
volkswirtschaftliche Gegensteuerung von Massenarbeitslosigkeit,
Schwächung unserer Sozialsysteme und des Binnenmarktes erfordern
aber einen finanzstarken Staat. Die dazu nötige Finanzkraft ist
vorhanden, siehe auch Kapitel 2 "Der Reichtum der Bundesrepublik". Dem
Staat gehen jährlich Milliarden durch Steuerhinterziehung, Subventionsbetrug,
Schattenwirtschaft und Vollzugsdefizite verloren. Dazu kommt eine
Politik, die seit vielen Jahren einseitig Einkommen aus Unternehmertätigkeit
und Vermögen steuerlich begünstigt. "Deutschland ist eine Steueroase
für Großunternehmen", urteilt der Wiesbadener Steuerexperte
Lorenz Jarass. mehr
OECD:
Deutsche Arbeitnehmer hoch belastet 17.10.2007. Was viele
Bundesbürger immer wieder beklagen, wird jetzt von offizieller Seite
bestätigt. Laut einer OECD-Statistik ist die Belastung der deutschen
Arbeitnehmer durch Sozialabgaben im internationalen Vergleich überproportional
hoch. Die OECD-Experten sehen hier ein Versäumnis der Politik. Das
Beitragsaufkommen der Sozialversicherungen in Deutschland habe vergangenes
Jahr bei 13,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und damit
weit über dem OECD-Durchschnitt von 9,2 Prozent gelegen. „Durch
hohe Sozialabgaben werden Erwerbseinkommen und damit der Faktor
Arbeit besonders stark zur Finanzierung staatlicher Aufgaben herangezogen.
Gleichzeitig wird die Last auf mittlere und untere Erwerbseinkommen
konzentriert“, hieß es in dem Bericht. Gemessen am BIP liegt
besonders das hiesige Steueraufkommen weit unter dem Durchschnitt
der OECD-Länder. Besonders niedrig ist in Deutschland das
Aufkommen aus Substanzsteuern, also Grund-, Vermögens-, Schenkungs-
und Erbschaftssteuern. Die Einnahmen lagen in Deutschland bei weniger
als der Hälfte des OECD-Schnitts von 1,9 Prozent (2005) ... mehr
auf Handelsblatt
(PDF)
OECD-Originalbericht
Die Kluft
zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst. Meldung vom 15.
Juni 2010. Die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW), die sich auf den Zeitraum 2000 bis 2009 bezieht, stelle eine
deutliche Polarisierung der Einkommen fest: „Auf der einen Seite
steigt die Zahl der Menschen, die im Luxus leben, und auf der anderen
Seite die Zahl derjenigen, die mit niedrigem Einkommen auskommen
müssen oder sogar arm sind“, schreiben die DIW-Forscher laut „SZ“
. Der besorgniserregende Trend werde vom Sparpaket der Bundesregierung
verschärft, das hohe Einkommen verschone und niedrige Einkommen
belaste, kritisieren die Ökonomen. Zur
Quelle
Diese Meldung
steht in einer langen Tradition. So hieß es bereits
1998 in einer empirischen Untersuchung zur Steuerlast-Verteilung
in Deutschland der Friedrich-Ebert-Stiftung für den Zeitraum 1983
bis 1993: Umverteilung der Abgabenlast zugunsten von Unternehmen
und Selbständigen. Die Belastung der oberen Einkommen ist
seit 1983 rückläufig. Legale Steuervermeidung begünstigt hohe Einkommen.
Die Entlastung bei Unternehmen, Selbständigen und Vermögenden hat
schon vor Jahren eingesetzt und inzwischen ein Ausmaß erreicht,
das schon lange Behauptungen über eine "wirtschaftsschädliche"
Besteuerung in Deutschland gegenstandslos macht - und Klagen über
hohe (Spitzen-)Steuersätze bei gleichzeitigem Verschweigen der schrumpfenden
Steuerbemessungs - Grundlagen als immer offenkundigere Strategie
zur Durchsetzung von noch mehr Entlastung offenbart. Da die
behaupteten Vorteile solcher so lange bestehender Steuerentlastungs
- Politik ausgeblieben sind: Verstärkte Realinvestitionen im
Inland und zusätzlich vermehrte Arbeitsplätze, gibt es für diese
Entlastungspolitik oder gar für ihre Fortsetzung auch keine ökonomische
Rechtfertigung. Bis heute läßt sich international die Behauptung
nicht belegen, daß sich niedrigere Steuerlasten in mehr Wachstum
und Wohlstand auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ummünzen. Die legale
Steuerentlastung darunter hat übrigens auch nicht zur Eindämmung
von Steuerhinterziehung oder auch von Steuerflucht geführt; im Gegenteil
haben sich illegale Gestaltungspraktiken verstärkt. Zur
Quelle
Bundeskanzlerin
Angela Merkel am 5.6.2010: Man könne nicht immer nur die Einnahmenseite
erhöhen. (Sie setzt weniger auf Steuererhöhung und will
vor allem bei Sozialausgaben sparen). Die Wirklichkeit
sieht anders aus: Koalitionen kamen und gingen in Berlin. Stets
war oberste Priorität, die Steuern für Gutverdiener und Unternehmen
zu senken. Die Verluste für den Staat durch die Steuerreformen seit
1998 summieren sich nach Berechnungen des gewerkschaftsnahen Instituts
IMK auf 50 Milliarden Euro pro Jahr. Ohne diese permanenten Steuerentlastungen
bräuchte der Finanzminister heute kein Sparpaket. Hätte die Politik
nicht immer wieder die mittleren und oberen Einkommen begünstigt,
müsste sie heute nicht bei Arbeitslosen und Familien kürzen. Durch
diese politischen Entscheidungen über mehr als ein Jahrzehnt sind
nicht nur Bund, Länder und Gemeinden verarmt. Auch die Fähigkeit
des Staates, für einen Ausgleich zu sorgen, schrumpfte. Diese Politik
lässt den Staat verarmen. Zur Quelle: welt
focus
frankf.
rundschau
Wie unser Abgabensystem privaten Reichtum fördert und das Gemeinwesen verarmen
lässt http://www.monde-diplomatique.de/pm/.dossier/finanzen.id,200910090031 Video
Sparen zu lasten der Armen?
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/1065102
von zdf gesperrt Inhaltliche
Textfassung z.B. auf hoelderlin.blog
Video
Professor Jarass: "Ein absoluter Skandal"
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1064054/Professor-Jarass-Absoluter-Skandal?flash=off
von zdf gesperrt
funktioniert > http://www.youtube.com/watch?v=6cKTAVQfeEY
Milliarden-Subventionen
für Reeder und Schiffsfonds ohne Gegenleistung Mai 2011 1999
gab die rot-grüne Bundesregierung den Lobbyforderungen der Reeder
nach, indem sie die Tonnagesteuer einführte. Bei der Tonnagesteuer
entfällt die Besteuerung auf die tatsächlichen Gewinne aus dem Reedereigeschäft
und wird durch eine – lächerlich geringe – Pauschalsteuer
ersetzt. Anbieter von Schiffsfonds sprechen in diesem Zusammenhang
von Ausschüttungen, die „so gut wie steuerfrei“ sind. Da die Flotte
der deutschen Reeder zum Großteil nicht den Reedern, sondern vermögenden
Investoren gehört, die sich über geschlossene Fonds an Schiffen
beteiligen (ab 50.000 €), stellt die Tonnagesteuer de facto eine
teilweise Steuerbefreiung für sehr reiche Bürger dar. Da diese Einnahmen
eigentlich zum regulären Einkommenssteuersatz oder zumindest in
Höhe der Kapitalertragssteuer versteuert werden müssten, entgehen
dem Staat durch diese Subvention, je nach konjunktureller Lage,
jährlich bis zu eine Milliarde Euro. Es ist nicht hinnehmbar,
dass ein paar Dutzend millionenschwere Reeder und einige Tausend
reiche „Investoren“ durch eine mehr als großzügige Ausnahmeregelung
für ihre Einkünfte beinahe keine Steuern zahlen müssen. Ohne Not
und ohne echten Grund hat sich Bundeskanzlerin Merkel am 29. Mai
2011 bereiterklärt,
die milliardenschwere Subventionierung über die Tonnagesteuer auch
künftig unangetastet zu lassen... Zur
Quelle
Siehe
auch Wer
sind hier eigentlich die Piraten? Telepolis, 27.01.2011
Steueroase
Deutschland. August 2009 Während deutsche Angestellte
dem Fiskus wehrlos ausgeliefert sind, rechnen sich Millionäre und
Unternehmen mit Hilfe aggressiver Steuermodelle künstlich arm -
und das alles ganz legal. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
(DIW) errechnete, dass zwischen den nachgewiesenen Profiten der
Kapital- und Personengesellschaften und den steuerlich erfassten
Gewinnen eine Lücke von 100 Milliarden Euro klafft. "Dies deutet
auf Steuervergünstigungen und Gestaltungsmöglichkeiten hin, mit
denen die Unternehmen ihre steuerpflichtigen Gewinne herunterrechnen
oder ins Ausland verlagern". Steueroase
D Spiegel 2009 AugD
Steuerhinterziehung
– ein Spiegelbild gesellschaftlicher Verhältnisse Ohne
sich in die Details des Steuerrechts oder der Steuerfahndung vertiefen
zu müssen, ist offensichtlich, dass das geradezu zu einem Grundrecht
hochstilisierte Steuer- und Bankgeheimnis der Schutzschild für Steuerhinterziehung
und für die Verlagerung von Geld und Vermögen in Steueroasen ist
Dabei wird unter dem Pathos des Schutzes der „Privatsphäre“ vertuscht,
dass das Steuergeheimnis nur eine Einkommensform privilegiert, nämlich
die aus Geld- und Kapitaleinkommen. Jeder normale Gehalts- und Lohnempfänger
ist in seinen Einkommensverhältnissen bereits heute vor den autorisierten
Steuerbehörden „gläsern“. In Schweden, wo es überhaupt kein Steuergeheimnis gibt und wo die
Steuererklärungen prinzipiell öffentlich sind. Im „Taxeringskalender“ kann dort
von jedermann nachgelesen werden, wer tatsächlich wieviel
Steuern zahlt.
Steuerhinterziehung
- eine Beichte
Seit die CD mit Steuerdaten auf
dem Markt ist, packt viele Steuerhinterzieher das schlechte Gewissen.
Mehr als 400 Bürger haben sich bisher selbst angezeigt. Sie müssen
zwar Steuern nachzahlen, gehen aber straffrei aus. Die Beichte eines
Schwarzgeldhinterziehers. (PDF)
Kein Subventionsabbau
08.06.2010 Das Sparpaket der Bundesregierung klammert den Subentionsabbau
weitgehend aus. Dabei ließe sich hier viel Geld einsparen. Im Jahr
2009 summierten sich die Subventionen auf 112,5 Milliarden Euro.
Weitere 52,3 Milliarden entfielen auf Steuererleichterungen, so
dass insgesamt 164,8 Milliarden Euro an Steuermitteln eingesetzt
worden sind. Der Bundeshaushalt hatte im gleichen Jahr ein Budget
von 288 Milliarden Euro. Steinbrück und Koch schlugen 2003 vor,
die Subventionen in den vor ihnen liegenden drei Jahren pauschal
um jeweils vier Prozent zu kürzen. Die Sparvorschläge über jeweils
16 Milliarden Euro wanderten in den Papierkorb*. Auch bei
der Sparrunde im Frühjahr 2010 von Schwarz-Gelb hat die Regierung
die meisten Subventionen unangetastet gelassen. Das hat lautstarke
Kritik von Opposition und Gewerkschaften hervorgerufen, die ihrerseits
eine sehr viel stärkere Belastung der Einkommmensstarken fordern. Zur
Quelle: Kein
Subventionsabbau 08.06.2010 dw-world.de (PDF) *Wir
erinnern uns, unter dem Schlagwort "Subventionsabbau"
kam nach Angela Merkels Regierungsantritt zuallererst für alle Arbeitnehmer
die Kürzung von Km-Pauschale, Sparerfreibetrag, Streichung der Absetzbarkeit
des Arbeitszimmers und der Bergmannsprämie.
Unternehmensteuerreform
2008 Die Unternehmensteuerreform 2008 kostet nicht – wie
behauptet – 5 Mrd. €, sondern deutlich über 10 Mrd.€ pro Jahr. Sie
hat schädliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze und ökonomische Stabilität:
Die steuerliche Privilegierung von Krediten gegenüber Eigenkapital
wird verstärkt, Arbeitsplatzexport und "Heuschrecken"
werden weiter steuerlich begünstigt. Langfassung
Unternehmenssteuerreform 2008 L.Jarass G.M.Obermair
Verschuldung
der Kommunen 12. März 2010. Mit der Finanzkrise und dem Steuersenkungsprogramm
der Bundesregierung hat sich die Haushaltslage der Kommunen drastisch
verschärft. Besonders hart sind zahlreiche Kommunen in Ostdeutschland
und im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen betroffen.
Die Verschuldung der Kommunen, für die nun die Bevölkerung zur Kasse
gebeten wird, ist kein Naturereignis und auch nicht erst durch die
Finanzkrise 2008 entstanden. Als Ausweg aus der Zwickmühle zwischen
zunehmenden Ausgabenverpflichtungen wegen der steigenden Arbeitslosigkeit
und Armut und sinkenden Einnahmen haben die kommunalen Kämmerer
öffentliche Betriebe und wertvolle Grundstücke privatisiert bzw.
verkauft und schließlich selbst am finanziellen Roulette an den
Börsen teilgenommen, natürlich ohne dabei die Taschen der eigenen
lokalen Klientel zu vergessen. Dubiose Cross-Boarder-Leasing-Geschäfte
(CBL), bei denen Klärwerke, Kanalsysteme, Trinkwassersysteme, U-Bahnen
und andere wichtige Einrichtungen an US-"Investoren" verkauft
und dann vom neuen Eigentümer geleast wurden, führen heute zu neuen
Kostenbelastungen. Andere Kommunen haben große Summen öffentlicher
Gelder an der Börse durch zweifelhafte Anlagen verloren. Wie der
Deutsche Städtetag berichtet, sind die kommunalen Einnahmen im Jahr
2009 insgesamt um etwa 3,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Zur
Quelle
4.9
Finanzkrisen
“Vom organisierten Geld regiert zu werden, ist
genauso schlimm wie vom organisierten Verbrechen regiert zu werden”
Sahra
Wagenknecht am 26. Januar 2012 im Deutschen Bundestag. Was dann
folgte, ist hier
zu lesen.
Video
Deutscher Bundestag
4.9.1
Internationale
Finanzmarktkrise - Ursachen und Konsequenzen Woher
kommt die enorme Anhäufung des Finanzvermögens von weltweit 150,8
Billionen (150 800 Milliarden) Euro? Die Weltwirtschaftsleistung ist
seit 1980 um das über 4fache auf 42 300 Milliarden Euro gewachsen. Aber
noch viel gewaltiger wuchs in diesem Zeitraum das weltweite
Finanzvermögen - sogar um das über 15fache - auf gigantische 150.800
Milliarden Euro. Und das in einer Zeit weltweit wachsender
Massenarbeitslosigkeit. In der uns wg. „schlechter Wirtschaftslage
aufgrund der Globalisierung" Sozialleistungen und Löhne gekürzt,
Arbeitszeiten verlängert, viele sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze durch 1Euro Jobs und weiterer geringfügig bezahlter
Beschäftigung zunehmend ersetzt und Arbeitsplätze durch
Produktivitätssteigerungen wegrationalisiert oder in Billiglohnländer
verlagert wurden. Deutschlands Wirtschaft aber war und ist mit enormen
Gewinnen einer der großen Sieger der Globalisierung. Renditegier und Spekulationen in weltweit
deregulierten Finanzmärkten werden zu Recht kritisiert. Viele
Finanzexperten und Wissenschaftler sind sich über die tiefer greifenden
Ursachen der Finanzmarktkrise einig: Die ungerechte Einkommensverteilung,
verstärkt durch legale und illegale Steuerminimierung hat eine Geldschwemme
verursacht ergänzt durch zusätzliche Geldschöpfung. Einerseits der
Institutionen der Finanzmärkte, die mit immer höheren Anteilen von
Fremd - zu Eigenkapital gearbeitet haben, sowie andererseits der
Überschussländer China, Deutschland und Japan, die mit ihrer so
geschaffenen gewaltigen Kreditblase die Verschuldung der USA und
einiger anderer Defizitländer erlaubt haben. Die Subprimekrise der
USA ist Auslöser, aber nicht die Ursache der Finanzmarktkrise. Die
Banken sind in einen "Anlagenotstand" geraten, weil sie
mehr Ersparnisse erhalten als sie sicher und ertragreich veranlagen
können. Da sie in scharfer Konkurrenz zueinander stehen, werden
die Geldanlageangebote immer aggressiver und waghalsiger: Hedge
Fonds fleddern zunehmend Firmen und Konzerne aus. Finanzmärkte mutieren
zu Kasinos: Reine Spekulation mit Währungskursen, Rohstoffen, Lebensmittel
und Energie verdrängen mittel- und langfristige, seriöse Anlagestrategien.
Daraus resultiert die Aufblähung der Finanzmärkte und die jetzige
Krise. Von uns, einschließlich der Ärmsten der Armen, wurden
die riesigen weltweiten Finanzvermögen zwangsfinanziert und
nun sollen wir Steuerzahler, in der Mehrzahl also wieder wir abhängig
Beschäftigten, auch noch die riesigen weltweiten Spekulationsverluste
zahlen. Geld, das dem Haushalt über viele Jahre entzogen wird, die
Staatsverschuldung weiter erhöht und als Begründung dient für weitere
Kürzungen in Arbeitslosen- Renten- und Krankenversicherung. Was
wir tun können... mehr
4.9.2
EU-Schuldenkrise Rettungsschirm mit
gigantischer Bürgschaft, doch wer wird gerettet? Schulden,
immer mehr Schulden. Von der Schuldenvermeidung zu kurzfristiger
einmaliger Kredit-Hilfe, weiteren Kredit-Hilfen, Rettungs-Kreditschirm
für drei Jahre und nun der dauerhafte Rettungs- Kreditschirm ESM:
Die automatische Verschuldungs-Dauerhilfe ab Oktober 2012. Die EU-Schuldenkrise rückte 2010 mit den Verschuldungs-Problemen
Griechenlands in den Blickpunkt der Öffentlichkeit: "Die EU-Schuldenkrise
ist durch die katastrophale Verschuldung der Länder der Eurozone:
Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien (PIIGS) verursacht."
Hoch verschuldet sind mittlerweile 20 Staaten des Euro-Währungsraumes,
sie alle verstoßen im erheblichen Umfang gegen die EU-Stabilitätskriterien.
Wie
kam es zu dieser "katastrophalen Verschuldung der
Länder der Eurozone"? An
der Bezeichnung Staatsschuldenkrise wird kritisiert,
dass sie verschleiere, dass „wir eigentlich eine Krise
der Finanzwirtschaft und der Banken haben, weil diese
sich in Spekulationen statt in solider Kreditfinanzierung
verausgabt haben“, was zur Finanzkrise ab 2007 geführt
habe. Ähnlich argumentieren die économistes atterrés,
der Wissenschaftliche Beirat von Attac, Albrecht Müller
und andere. Die Bezeichnung Staatsschuldenkrise führe
dazu, dass die Lösungsversuche durch einen einseitigen
Blickwinkel auf die Fiskalkriterien dominiert seien.
Dabei werde übersehen, dass bei den finanzschwachen
Ländern – mit Ausnahme von Griechenland – eine unsolide
Haushaltspolitik nicht feststellbar sei. Die eigentliche
Ursache für den Anstieg der Staatsverschuldung sei die
Finanzkrise ab 2007 gewesen. Einer Korrektur der Fehlentwicklungen,
die zur Finanzkrise geführt haben, werde zu wenig Aufmerksamkeit
geschenkt. Erklärungsmodelle zu Ursachen der Krise
sind variantenreich und werden kontrovers diskutiert.
Die Gemeinschaftswährung als Ursache der Krise sehen
einige Wirtschaftswissenschaftler. Mit Einführung des
Euro wurden irische, spanische, italienische, portugiesische
und griechische Anleihen plötzlich als so sicher angesehen
wie z. B. deutsche Anleihen. Die Südeuropäer kamen plötzlich
billiger an Geld, die Folge war ein vor allem im Immobilienbereich
von Spekulationsblasen getriebener Wirtschaftsboom.
Da diese Krisenländer keine eigene Währung hatten, entfiel
der sonst greifende Abwertungsmechanismus bei einer
national unabhängigen 'Währungspolitik'. Im Zuge der Diskussion des Fiskalpaktes kritisierten über 120 Ökonomen in einem öffentlichen Aufruf den Ausdruck Staatsschuldenkrise als irreführend und erklärten, dass bisher kein Land die Krise durch Austeritätspolitik überwunden habe. Quelle
Wikipedia
|
Hauptzahler Deutschland haftet (Dez. 2011) mit
379 Milliarden Euro. Zur Haftung für den EU-Rettungsschirm besteht
aber noch die Haftungssumme über 480 Milliarden Euro für die Bankenrettung
im Jahr 2008. Allein die EU-Schuldenhaftung von 379 Milliarden Euro
ist höher als der Bundeshaushalt 2012 mit 306 Milliarden Euro. Insgesamt
haften die Steuerzahler der übrigen Eurozonen-Staaten mit 1496 Milliarden
Euro, abzüglich des minimalen Bankenanteils. Doch wer wird gerettet?
Und
wer,mahnte 2011 Bundespräsident Wulff, rettet die Retter? Es
geht weder um die Rettung Griechenlands noch um die Rettung des
Euro. Der Wissenschaftler und Finanzexperte Max Otte: "Es profitieren
weder Europa noch die griechischen Bürger oder die Bevölkerung der
Geberländer wie Deutschland. Hauptnutznießer dieser Hilfen sind
vor allem Investmentbanken und Superreiche als größte Geldgeber
Griechenlands.” Und
nun soll auch noch der dauerhafte “Europäischer Finanzstabilisierungs
Mechanismus ESM”, mit weitreichenden Befugnissen und ohne Kontrolle
durch die Länderparlamente, Verschuldung mit weiterer Verschuldung
“bekämpfen”. Der ESM steht unter heftiger Kritik. Weitere Hintergrund-Informationen
und Fakten zu den Themen: Wege aus der Schuldenkrise - Was bisher
geschah und wie alles anfing - EFSM, EFSF, ESM und Deutschlands
Milliardenhaftung - Kritik an den "Rettungs"-Maßnahmen
- Welche Gefahren
die ESM-Einführung birgt und die Chronik: Von der Währungs-
zur Schuldenunion. Siehe EU-Schuldenkrise
Aktion:
Nein zur Haftungsunion! - Keine Zustimmung im Bundestag zum
ESM
(PDF) Die Politik bezeichnet ihre neuen
Kriseninstrumente, ob EFSM, EFSF, ESM als alternativlos. In
Wahrheit sind sie wirkungslos. Stoppt die
EU-Schuldenunion (ESM-Vertrag)! Abgeordneten Check!
Schluß
mit Schuldenunion. Raus aus dem ESM. Zurück zu Demokratie Was
hat Bundespräsident Gauck unterschrieben?
Bereits
am 13.09.2012, einen Tag nach der Vor-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
hat Bundespräsident Joachim Gauck die Gesetze zum Euro-Rettungsfonds
ESM und zum Fiskalpakt unterzeichnet. Aus der Tatsache dass
das BVG zwei Auflagen verfügt hat folgt, dass zur Ratifizierung in Deutschland
ein entsprechend veränderter ESM-Vertrag erforderlich ist,
dem von allen 17 Euroländern
völkerrechtlich verbindlich zugestimmt wurde... Zahlen oder
austreten! - Soros fordert radikalen Schnitt . 16.10.2012.
Wenn
Deutschland den Krisenländern nicht helfen wolle, bleibe nur der
Euro-Austritt. Damit würden sich alle Probleme in Luft auflösen,
sagte der milliardenschwere Finanzinvestor Soros... Quellen: Deutschland
soll zahlen oder austreten - ntv
(PDF)
Soros empfiehlt Deutschland Euro-Austritt - Süddeutsche
(PDF)
Soros
hält Europapolitik für fatal - ntv
(PDF)
Das Elend
der "Verschuldungs-Rettungsmaßnahmen" schreitet weiter voran
ESM-Start
mit Lug und Trug?
Eine
gemäß Verfassungsurteil völkerrechtlich wirksame Änderung des ESM-Vertrags
wurde angekündigt, existiert aber gar nicht. Nachtrag
17.5.2014: Merkwürdige Geheimniskrämerei Die BVerfG-Auflagen
zum ESM müssen völkerrechtlich sichergestellt sein, verlangte das
Bundesverfassungsgericht bereits in seiner Eilentscheidung zum ESM
am 12.Sept.2012. Auch nach einem Jahr und acht Monaten wird das
Dokument über die Bestätigung der ESM-Auflagen durch alle ESM-Mitgliederländer
der Öffentlichkeit vorenthalten. Selbst Schäubles Finanzministerium
darf nicht darüber verfügen. Die Genehmigung hierzu, zwar beantragt,
wird vom Generalsekretariat des Rates der EU weiterhin verweigert.
Das ergab die Antwort
durch das Bundesministerium der Finanzen vom 13. Mai auf meine
entsprechende Anfrage. Lediglich die einseitige
Erklärung
der Bundesrepublik Deutschland hierzu ist öffentlich zugänglich.
Diese merkwürdige Geheimniskrämerei nährt zumindest
Zweifel, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht ...
ESM
und EZB im Rechtssumpf - Hauptverfahren überfällig
Ungeklärte
Rechtsfragen drängen, EZB-Anleihekäufe unter heftiger Kritik.
Target-2
gefährdet Bundesbankvermögen - Strafrechtliche Aspekte
EZB-Kredite
für Krisenstaaten, Bundesbank gigantischen Haftungsrisiken ausgesetzt
Rettungspaket
für Zypern? - Staatsgeheimnis Bankenrettung
Die
Rettungs-Milliarden aus Steuergeldern schützen vor allem Anleger
Westeuropas. Zypern offenbart Sittenverfall durch Rettungspolitik
Statt
Insolvenz: Von simpler Banken-Überschuldung zur gigantischen Politik-Posse.
ESM / EZB
Hauptsacheverfahren des BVerfG 29.4.2013
Maßnahmen der EZB, vor allem das sogenannte OMT-Programm, wird intensiv verhandelt.
Wichtige Information zur Bundestagswahl 2013 – Es geht um unser Geld
28.8.2013
Merkels Rettungsschirmpolitik
gescheitert ESM für Irlands marode Banken – die Bankenunion soll es möglich machen.
4.1.2014 Schuldenländer
drängen für ihre Banken auf “Milliardenhilfen direkt durch den ESM”
ESM – Geld regiert die Welt …und das Recht
ESM-Geheimflug nonstop in die Schuldenunion Gaucks ESM-Ratifizierung rechtsunwirksam?
Ohne völkerrechtliche Sicherstellung der BVerfG-Auflagen Ratifikationsvertrag
unterschrieben EuGH-Gutachten kein Freibrief für EZB
Mit EZB-Aufkäufen Verlustrisiko oft hoch spekulativer
Anlagen auf Steuerzahler abwälzen
Kap.5 Folgewirkungen
der Massenarbeitslosigkeit
"Schon
heute haben sich Lebensbedingungen bis in die Mitte der Gesellschaft
hinein verändert, so dass fast alle Personen in relativ kurzer Zeit
in Lebenssituationen kommen können, in denen sie an den Rand der
Gesellschaft geraten, ihr Einkommen und ihren Status verlieren und
sich praktisch ohne Halt wiederfinden können." Ein weiterer
Aspekt sind die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Arbeitslosigkeit.
Denn nicht nur auf der Ausgabenseite des Staates schlägt sich eine
hohe Arbeitslosigkeit durch Kosten unter anderem für „Arbeit
und Soziales“ (in Deutschland z. B. über 45 % des Bundeshaushaltes
2006 von rund 262 Mrd. €) nieder. Auch die Opportunitätskosten des
entgangenen Nutzens. Mögliche individuelle Folgen der Arbeitslosigkeit, insbesondere
der Langzeitarbeitslosigkeit, sind psychische und gesundheitliche
Probleme, Entqualifizierung. Das Robert-Koch-Institut stellte fest, dass arbeitslose
Menschen einen schlechteren Gesundheitszustand haben als Berufstätige.
(Kinder-)Armut
und Sozialstaatsentwicklung von C. Butterwegge,
Dez. 2008 Erklärungsbedürftig ist, warum es Armut, materielle
Not und Mangelerscheinungen im Zeichen der Globalisierung bzw. der
neoliberalen Modernisierung trotz eines ständig steigenden gesellschaftlichen
Reichtums immer noch, ja selbst in einem hoch entwickelten Land
wie der Bundesrepublik Deutschland vermehrt gibt und weshalb Familien,
Mütter, Kinder und Jugendliche heutzutage die Hauptbetroffenen sind.
Schließlich ist Kinderarmut in einem so wohlhabenden, wenn nicht
reichen Land „strukturelle Gewalt“ und ein politisches Armutszeugnis
für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Zur
vollständigen Fassung von Prf.Dr.Christoph Butterwegge, 2008
Aufruf des
101. Deutschen Ärztetages zu Maßnahmen gegen die chronische Massenarbeitslosigkeit In
Sorge, daß der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, Armut und
Krankheitsgefährdung weitere gesundheitliche und soziale Probleme
hervorbringt, daß der Solidarcharakter der Krankenversicherung gefährdet
ist und eine Gefährdung des Sozialstaatsprinzips droht, rufen wir
als Ärztinnen und Ärzte alle Verantwortlichen dazu auf, Maßnahmen
gegen die Massenarbeitslosigkeit zu ergreifen und die Erhaltung
des Solidarprinzips in der Krankenversicherung zu gewährleisten. Begründung: Mit
weit mehr als 4 Millionen Arbeitslosen hat Deutschland im Frühjahr
1998 eine Erwerbslosenquote, die inzwischen höher liegt, als die
nicht weniger europäischer Nachbarländer, zum Beispiel Großbritanniens,
der Niederlande und Österreichs. Chronische Arbeitslosigkeit hat
Folgen, die uns als Ärztinnen und Ärzte bekannt sind, die wir beklagen
und die wir verhüten müssen. Auch die ärztliche Arbeitslosigkeit
nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Bei den von Arbeitslosigkeit
Betroffenen finden sich bestimmte psychosoziale Befindlichkeitsstörungen
und eine deutlich höhere Gefährdung durch Suchterkrankungen. Auch
bestimmte somatische Erkrankungen finden sich bei den von Dauerarbeitslosigkeit
und sozialer Not Betroffenen häufiger. Die Sozialkassen werden
durch die Arbeitslosigkeit ruiniert. Das Kostenproblem in der Krankenversicherung
ist nicht allein ein Ausgaben-, sondern vor allem ein Einnahmenproblem.
Immer weniger Beschäftigte mit zunehmend geringer wachsendem Einkommen
können auf die Dauer nicht die notwendigen Kosten im Gesundheitswesen
aufbringen. Immer mehr Zuzahlungen gefährden das Solidarprinzip.
Milliardenausfälle in den Sozialkassen werden auf die Dauer die
Stabilität der sozialen Krankenversicherung untergraben. Schließlich
wären auch die ärztlichen Arbeits- und Existenzbedingungen, die
eng mit der sozialen Krankenversicherung verknüpft sind, gefährdet.
Anmerkung K. Albrecht: Leider
hat sich die sozialpolitische Einstellung des Ärztetages in den
Folgejahren stark gewandelt. Im Vordergrund stehen nun Begriffe
wie demografische Belastung statt Massenarbeitslosigkeit, Eigenverantwortung
statt solidarische Krankenversicherung oder die Einkommenssituation
der Ärzte statt der aller Erwerbstätigen im Gesundheitswesen oder
gar der beitragzahlenden Krankenversicherten ...
In
Bearbeitung, Stichpunkte: Armut, Kinderarmut,
Altersarmut,
Sozialleistungssabbau, Leistungsdruck, gesellschaftliche Ausgrenzung,
schwindende Sicherheit bei Existenz- und Familienplanung, Jugendarbeitslosigkeit,
psychische und psychosomatische Erkrankungen,
...
Kap.6 Ausblick
- Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen
Weiter so wie
bisher? Zunehmend betrifft
die Arbeitslosigkeit auch qualifizierte Arbeitnehmer, ebenso wie
Spezialisten und Hochqualifizierte weltweit. Die nächste Zukunft
bedroht längst nicht nur "Geringqualifizierte" sondern
durch die effektiver werdenden automatisierten Prozessabläufe und
intelligenteren Programme Tätigkeiten aller Hierarchie-Ebenen und
Qualifikationen. Fachleute gehen
davon aus, dass von denjenigen, die heute in Deutschland einen beruflichen
Abschluss machen (durch Lehre oder Studium) nicht einmal mehr die
Hälfte eine normale Erwerbskarriere (tariflich bezahlte Vollbeschäftigung
vom Abschluss der Ausbildung bis zur Erreichung der Altersgrenze)
vor sich haben. Bei einer weiteren
Abnahme der Erwerbstätigkeit führt die heutige soziale Sicherung
durch erhebliche Sozialbeitrags- und Steuerausfälle ohne entsprechende
nachhaltige Anpassungen zu steigenden Belastungen und oder zu Abbau
und Minimierung der sozialen Sicherung mit zunehmender Verarmung.
Verstärkt wird dieser Effekt durch die Zunahme des durchschnittlichen
Lebensalters mit längerem Alters-Ruhestand.
Auswirkung weiter
zunehmender Produktivität auf Gesellschafts- und Wirtschaftssystem. Firmenkonzentrationen
nehmen zu. Werksschließungen wegen Überkapazitäten gibt es seit vielen Jahren.
Wettbewerber verschwinden. Der Verdrängungs-Wettbewerb
verschärft sich ebenfalls durch immer weiter sinkende
Kaufkraft. Mit ständig steigender Produktivität und abnehmender
Erwerbstätigkeit geht die Schließung von Fabriken, Geschäften und
ganzer Unternehmen einher. Damit schwindet aber unwiderruflich die
Basis für eine gesunde, funktionierende Marktwirtschaft. Wird
der Schritt zur
Umstellung von marktwirtschaftlicher zu staatlicher Versorgung
von Nahrung und Konsumgüter, aber auch wieder die Bereiche der Daseinsvorsorge
wie Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft, Gesundheit, Bildung und
Sozialdienstleistungen, immer nahe liegender, wahrscheinlicher,
ja geradezu zwingend?
Mögliche
Entwicklung skizziert im "Manifest gegen
die Arbeit, Kap.12" Mit stetig wachsender
Massenarbeitslosigkeit vertrocknen die Staatseinnahmen aus der Besteuerung
von Arbeitseinkommen. Die sozialen Netze reißen, sobald eine kritische
Masse von “Überflüssigen” erreicht wird, die nur noch durch Umverteilung
von anderen Geldeinkommen kapitalistisch ernährt werden können.
Mit dem rapiden Konzentrationsprozess des Kapitals in der Krise,
der über die nationalökonomischen Grenzen hinausgreift, brechen
auch die Staatseinnahmen aus der Besteuerung von Unternehmensgewinnen
weg. Die transnationalen Konzerne zwingen die um Investitionen konkurrierenden
Staaten zum Steuerdumping, Sozialdumping und Ökodumping. Die Infrastrukturen
werden zurückgefahren auf die Bedürfnisse des transnationalen Kapitals.
Wie ehemals in den kolonialen Gebieten beschränkt sich die gesellschaftliche
Logistik zunehmend auf wenige ökonomische Zentren, während der Rest
verödet. Was sich privatisieren lässt, wird privatisiert, auch wenn
damit immer mehr Menschen von den elementarsten Versorgungsleistungen
ausgeschlossen bleiben. Wo die Kapitalverwertung sich auf immer
weniger Weltmarktinseln konzentriert, kommt es auf eine flächendeckende
Versorgung der Bevölkerung nicht mehr an. Die geistige,
künstlerische und theoretische Kultur wird auf das Kriterium der
Marktgängigkeit verwiesen und stirbt ab. Das Gesundheitswesen wird
unfinanzierbar und zerfällt in ein Klassensystem. Zuerst schleichend
und klammheimlich, dann in aller Offenheit gilt das Gesetz der sozialen
Euthanasie: Weil du arm und “überflüssig” bist, musst du früher
sterben. Während alle Kenntnisse, Fähigkeiten und Mittel der Medizin,
der Bildung, der Kultur, der allgemeinen Infrastruktur überreichlich
zur Verfügung stehen, werden sie nach dem zum “Finanzierungsvorbehalt”
objektivierten irrationalen Gesetz der Arbeitsgesellschaft unter
Verschluss gehalten, demobilisiert und verschrottet – genau wie
die industriellen und agrarischen Produktionsmittel, die nicht mehr
“rentabel” darstellbar sind... In einem weiter fortgeschrittenen
Stadium zerfällt die Staatsverwaltung überhaupt. Die Staatsapparate
verwildern zu einer korrupten Kleptokratie, das Militär zu Mafia-Kriegsbanden,
die Polizei zu Wegelagerern… Zur Quelle:
Manifest
gegen die Arbeit, Kap.12. "Das Ende der Politik"
Zeitschrift Krisis
|
Der technische Fortschritt ermöglicht, dass wir
alle weniger arbeiten müssen. Nutzen wir die Chance. Das ist letztlich Sinn der Technik:Menschliche Arbeit durch
Maschinen und automatisierte Prozesse zu ersetzen. Selbstbestimmt
leben und arbeiten und nicht arbeiten um zu (über)leben! Es wird notwendig
den Begriff Arbeit zu differenzieren, zu unterscheiden zwischen
Erwerbstätigkeit zur Existenzsicherung und andererseits Arbeit als
freiwillige Tätigkeit, Beschäftigung aus Eigeninteresse. In den Anfängen des Menschseins und der menschlichen Sprache
gab es den Begriff Arbeit nicht. Arbeit war identisch mit Leben.
Die alten Philosophen Griechenlands, die bis in unser heutiges modernes
Leben hineinwirken, schätzten Arbeit als geringe, meist unfreie
körperliche Arbeit ein. "Die der Selbsterhaltung diente, zum
Banausos machte, leiblicher und seelischer Menschenwürde schadete.
Die den Freien untüchtig macht zum würdigen Genuss des Daseins".
Gesellschaftliche Aufwertung erfuhr die Arbeit als "moralische
Verpflichtung" im Mittelalter durch das christliche Kloster.
Die wahre Lösung jedoch war für die Mönche im 11. Jahrhundert die
Erfindung und Anwendung arbeitssparender Maschinen. Eine Fülle technischer
Erfindungen ging einher mit der Aufwertung des technisch gebildeten
Handwerkers, zum "ehrbaren Handwerksstand". Heute sehen
wir im Wesen der Arbeit und damit des Menschen nicht allein die
Existenzsicherung durch Schaffung des Lebensunterhalts, sondern
die gestaltende, freie, schöpferische Tätigkeit. Technik, verantwortungsbewusst nach ethischen Bedingungen eingesetzt,
ermöglicht dem Mensch die Freiheit, die er zu seiner Selbstverwirklichung
benötigt. Dazu ist unabdingbar, dass wir alle an den Gewinnen des
technischen Fortschritts beteiligt werden. Nötig ist eine gerechte
Beteiligung an den Unternehmensgewinnen, die Absicherung auch einer
künftigen Teilhabe an den Erfolgen eines umweltverträglichen technischen
Fortschrittes, der den Menschen zum Mittelpunkt hat. Ein Produktivitätsvorteil,
der immer mehr "liebe MitarbeiterInnen" in die Arbeitslosigkeit
führt und die übrigen rund um die Uhr antreten lässt,
ist absurd.
|
Fortschritt
für alle Gelingt es sozialverträgliche, Existenz und Lebensstandard
sichernde und zukunftsweisende Lösungsansätze,
wie zum Beispiel in Kapitel 3 dargestellt, zu realisieren gibt es immer mehr frei verfügbarer Zeit
für alle. Diese Zeit, bei gesicherter Existenz, sinnvoll zu nutzen ist für viele Menschen kein
Problem. Aber viele Menschen müssen auch gefördert werden um einen
menschlichen Gewinn aus der zunehmenden freien Zeit ziehen zu können.
Interessen sind
zu wecken, Neigungen und Talente zu fördern. Ergänzung bzw. Erweiterung
des Bildungssystems mit dem Ziel kreative Selbstentfaltung zu fördern.
Einrichtungen
sind zu schaffen um die gewonnene Freizeit kreativ zu nutzen und
in neuen Lebensinhalten Selbstbestätigung und Erfüllung zu finden.
Das muss als
große neue gesellschaftliche Aufgabe entwickelt werden: Förderung
selbstbestimmten Lebens mit immer weniger fremdbestimmter Tätigkeit. Dazu gehört
sicher die Förderung freiwilliger, ehrenamtliche Arbeit, Einrichtung
erforderlicher staatlicher Organisationsstrukturen. Uns braucht
absolut nicht bange sein vor ein Leben mit weniger fremdbestimmter
Arbeit. Wir tun heute schon viel auf freiwilliger Basis. Und längst
nicht nur für unsere persönlichen Interessen wie kunsthandwerkliche
oder technische Hobbies, Naturbeobachtung oder Gartenarbeit, Wandern
und Reisen, Beschäftigen mit Sinnfragen und vielem mehr. Viele engagieren
sich bereits heute freiwillig und ehrenamtlich*
in sozialen Hilfsdiensten, in der Kirche, bei Feuerwehr und technischem
Hilfswerk, im freiwilligen sozialen Jahr, in der Entwicklungshilfe,
für die Gemeinschaft in Vereinen und Bürgerinitiativen, in Natur-
und Umweltschutz. Hier werden bereits Leistungen erbracht, die den
Staat auch erheblich entlasten. *Heilbronner
Stimme 13.Dez.2012
Kap.7 Umsetzung
- Ideen gibt es viele, aber wie realisieren
Die Chance für
bessere Lebensbedingungen aller Menschen ist durch die technische
Entwicklung gegeben. Wie sie gestaltet werden, ob zur (fast sorgenfreien)
Selbstverwirklichung aller Menschen, ob zur verstärkten Privilegierung
einiger weniger, können und müssen die Betroffenen selbst beeinflussen.
Letztlich ist
es eine Verteilungsfrage, eine Machtfrage zwischen den Betroffenen.
Dass die Verteilung einigermaßen gerecht zugeht erfordert eine starke
Gegenkraft, um notwendige Regelungseingriffe des
Staates zu erreichen. Es reicht sicher nicht auf eine bessere Regierung oder auf die Einsicht
der Unternehmer oder der Mächtigen dieser Welt zu hoffen. Eines
ist sicher: Von selbst ändert sich hierzu so gut wie nichts.
Lösungsansätze
gibt es viele. Aber wie umsetzen? Darauf gibt
es eine schlichte Antwort!
Wir müssen
selbst
aktiv werden. Jede/r von uns. Wir alle.
Am wirkungsvollsten
und auch am einfachsten ist, die ungerechte und unsoziale Politik
abwählen und
für die erforderlichen Änderungen öffentlich und privat eintreten. Darüber
hinaus können wir zum Beispiel als Mitglied von Kirche, Gewerkschaft, in
sozialen Organisationen für Änderungen eintreten und Einfluß nehmen.
Arbeitgeber / Unternehmer
können selber Änderungen veranlassen, eine Vorreiterrolle übernehmen,
in den Wirtschaftsverbänden für Änderungen eintreten oder unterstützen. Eliten können
Änderungen veranlassen, als Prominente wirkungsvoll öffentlich agieren.
Politiker können
Änderungen beschliessen, für eine Änderung der Politik eintreten
und Verbündete auch international gewinnen. Ehepartner,
Kinder, Eltern können auf einflussreiche Familienangehörige einwirken.
nach
oben
|
Rente:
Popanz Demografie Die
Rente könnte sicher sein. Die Erwerbsbevölkerung war
selten größer als heute und die Produktivität nimmt
weiter zu. Haben wir ein Demografie-Problem? Angesichts
der hektischen Scheinaktivitäten der Bundesregierung
könnte man meinen, dass dem so ist. Das unbestreitbare
Altern der Gesellschaft ist mal wieder in aller Munde.
Aber ist es tatsächlich ein Grund zur Sorge? Zur Begründung
für diese Politik, die Altersarmut spätestens ab der
nächsten Generation wieder zur Regel machen wird, und
die derzeit das Merkelsche Spardiktat auch den südeuropäischen
Ländern aufzwingt, wird immer wieder auf die demografische
Entwicklung verwiesen. Der oben erwähnte Ex-Minister
wies kürzlich in einem Gastbeitrag im Berliner Tagesspiegel
darauf hin, dass das eigentliche Problem der Rentenversicherung
darin besteht, dass nicht mehr genug einzahlen und Niedriglöhne
natürlich auch zu Niedrigbeiträgen führen. Zur
Quelle
|
Arbeitslose
weltweit um fünf Millionen gestiegen Focus,
20.1.2014.
Weltweit steigt die Zahl der Arbeitslosen an. 2013 waren
rund fünf Millionen Menschen mehr arbeitslos als im
Jahr zuvor. Grund dafür sei auch dass viele Staaten
zu wenig täten, um neue Jobs zu schaffen. Insgesamt
seien auf der Erde fast 202 Mio Menschen ohne festen
Arbeitsplatz, heißt es im ILO-Arbeitsmarktbericht für
2013. Besonders besorgniserregend der anhaltende Anstieg
der Jugend-Arbeitslosigkeit. Wenn das Wirtschaftswachstum
weiter nicht über dem Vorkrisenniveau liegt, wird die
Anzahl der Arbeitssuchenden nach ILO-Schätzungen bis
2018 um mehr als 13 Millionen Menschen steigen.
|
Arbeitslosigkeit
in der Euro-Zone
bleibt
auf Rekordhoch Zeit,
8.Jan.2014.
Mehr als 26 Millionen (12%) Menschen sind in der Euro-Zone
ohne Arbeit, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilte.
Am härtesten betroffen Griechenland mit 27,4% und Spanien
mit 26,7% Arbeitslosen-Quote. Deutschland steht mit
einer Arbeitslosenquote von 5,2% (Anm.K.A.:
Siehe K.1.2 Arbeitslosenstatitik und Arbeitsmarkt-Realität)
hinter Österreich (4,8%) am zweitbesten da. Die anhaltend
hohe Jugendarbeitslosigkeit besorgt die EU seit Langem.
Fast ein Viertel der jungen Menschen in Europa hat keinen
Job. In der Europäischen Union entspricht das mehr als
5,6 Millionen Menschen.
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Jobwunder
und Arbeitsmarkt-Realität CDU/CSU
und die Hofberichterstattung schwärmen vom Jobwunder. Das Volk wundert
sich: Halten die uns wirklich für so blöd? Fast 4 Millionen
tatsächlich Arbeitslose im Dezember 2013! Der rosige Blick verfinstert
noch mehr, umfasst er auch die seit über zwanzig Jahren angestiegene
prekäre Beschäftigung: Millionen Erwerbspersonen haben keine anständig
bezahlte und sichere Arbeitsstelle. Unter der bejubelten
Beschäftigungsrekordzahl befinden sich allein mehrere Millionen
Niedriglöhner als größte Gruppe der prekär Beschäftigten, siehe
nebenstehende Auswertung nach aktuellen Daten von Destatis und
Datenreport 2013, sowie IAQ, IAB und DGB-Studie. Trotz gesunkenem
Arbeitsvolumen durch enorme Produktivitätssteigerung seit 1960 hat sich
durch parallele "Arbeitszeitflexibilisierung" mit
Millionen Teilzeit- und Mini-Jobs die Beschäftigtenzahl so
erhöht. Im
Nov.2013 würden
31,8 Mio. Erwerbstätige in Vollzeit (40 Std-Wo.) zur
Bewältigung des Arbeitsvolumens ausreichen.
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Hungerlohn
am Fließband
Wie
Tarife ausgehebelt werden 6.05.2013. Nach
ARD-Recherchen werden mittlerweile sogar an den Fließbändern
von großen Unternehmen Löhne gezahlt, die niedriger
sind als der vielfach geforderte Mindestlohn von 8,50
Euro. Und dies trotz bestehender Tarifverträge, die
der Stammbelegschaft bei gleicher Arbeit deutlich höhere
Löhne zusichern. Tatsächlich arbeiten diese Menschen
Hand in Hand mit der Stammbelegschaft, verdienen aber
zum Teil so wenig, dass sie sogar einen Anspruch auf
Aufstockung auf die Hartz-IV-Sätze haben. Billiglöhner
ersetzen reguläre Arbeitsplätze, teilweise zu
weniger als der Hälfte des üblichen Tariflohns. Outsourcing,
Zeitarbeit, Werkverträge, Minijobber, Multijobber: So
heißen die neuen Tricks der Lohndrücker. Im Durchschnitt
werden hier 6,68 Euro verdient. 1,4 Millionen Beschäftigte
sollen sogar nicht einmal 5 Euro die Stunde verdienen.
ARD
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Staat
subventioniert Niedriglöhne mit 8,7 Mrd Euro O-Ton
Arbeitsmarkt, 27.2.2013. Über 1,2 Millionen abhängig
Beschäftigte in Deutschland bezogen 2011 aufstockende
„Hartz IV“-Leistungen, obwohl sie Arbeit hatten. Etwa
die Hälfte (46 Prozent) war voll- oder teilzeitbeschäftigt
und erreichte dennoch kein Gehalt, das den Lebensunterhalt
abdecken konnte. Den Staat kostete diese Subventionierung
von Niedriglöhnen insgesamt 8,7 Milliarden Euro. Das
geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor,
Aug 2012. Quelle O-Ton
Arbeitsmarkt
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Widersprüchlich "Jedoch
in weiten Bereichen unserer Industrie gibt es den Fachkräftemangel
tatsächlich nicht. In meinem Umfeld sind viele junge
Menschen, die ein Studium in verschiedensten Fachrichtungen
mit hevorragender Qualifikation abgeschlossen haben.
Viele dieser so gesuchten Fachkräfte haben schon mehr
als 100 Bewerbungen versendet. Totzdem ist es oft nicht
möglich, einen Arbeitsplatz zu annehmbaren Bedingungen
zu finden. Bei Bewerbungsgesprächen, wenn es denn überhaupt
so weit kommt, wird oft erklärt, dass sich Hunderte
Von Bewerbern auf die Stelle beworben hätten" Aus
einem Leserbrief von C. Baier, Heilbronner Stimme vom
5. März 2014.
Die
"Fata
Morgana Fachkräftemangel"
wird auch 2017 von Wirtschaft und Mainstream-Medien
gepflegt.
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CDU/CSU
will 2 Millionen Menschen vom Mindestlohn ausschliessen
27.1.2014. Der gesetzliche Mindestlohn kommt. Doch kommt er auch für 5,25 Millionen
Beschäftigte (
ohne Praktikanten oder Auszubildende), die heute weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdienen?
Nein, sagen Arbeitgeber und Politiker von CDU/CSU und fordern Ausnahmen. Gälte
der Mindestlohn nicht für Minijobber, Rentner, Schüler, Studenten
und hinzuverdienende Arbeitslose, gingen zwei Millionen der Geringverdiener
oder 37 Prozent leer aus. Ohne Ausnahmen für Minijobber wäre es
immer noch fast ein Viertel. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Untersuchung auf Basis des "Soziooekonomischen
Panels" des WSI der Hans- Böckler- Stiftung. Zur
Quelle
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Zunehmende
Erwerbstätigkeit im Rentenalter Im Jahr
2012 waren nach Mikrozensus nahezu 830.000 Erwerbstätige
65 Jahre und älter. Gegenüber Jahr 2000 mehr als verdoppelt.
53,3 % sind abhängig beschäftigt; nahezu alle dieser
440.000 Personen beziehen eine Altersrente, die sie
aufstocken. Dagegen erwarben nur 16.500 durch verlängerte
Lebensarbeit Rentenzuschläge. Nach der Beschäftigtenstatistik
der BA gab es über 820.000 Minijobber im Alter ab 65
Jahren. Beachtlich höher als vom Statistischen Bundesamt
angegeben. Offen bleibt, aus welchen Gründen Rentner
weiterhin eine Arbeit ausüben, sicherlich materielle
Motive: Einkommens- Verluste, die infolge der Rentenpolitik
größer werden und bis hin zur Altersarmut reichen, sollen
kompensiert werden. Zum anderen immaterielle Motive...
sozialpolitik-aktuell
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„Für
die Beschäftigten erweist sich die Annahme, in Mini-Jobs
werde - brutto gleich netto - und damit mehr verdient,
damit faktisch als Illusion. Durch Lohnabschläge kommt
der "Vorteil" durch die Steuer- und Abgabenbefreiung
nicht den Beschäftigten im Mini-Job, sondern den Unternehmen
zugute." WSI
Mitteilungen
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Recht auf Faulheit? Seit Beginn der Massenarbeitslosigkeit, Mitte der 1970er, wurden
Arbeitslose in politischen Kampagnen pauschalisierend abgewertet,
diskriminiert: Die erste „Faulheitsdebatte“ wurde von Bundesarbeitsminister
Walter Arendt eröffnet. Bundeskanzler Helmut Kohl agitierte mit
Begriffen wie „kollektiven Freizeitpark Deutschland" oder "sozialer
Hängematte". Bundeskanzler Gerhard Schröder: „es gibt kein
Recht auf Faulheit“. Arbeitsminister Wolfgang Clement verantwortete
die Schrift: „Vorrang für die Anständigen. Gegen Missbrauch, Abzocke
und Selbstbedienung im Sozialstaat“. Im Frühjahr 2010 wird die "spätrömische
Dekadenz-Hartz IV-Kampagne", vom FDP-Vorsitzenden
Westerwelle durch eine Expertise für den Paritätischen Wohlfahrtsverband
widerlegt. Arbeitslose müssen als Sündenböcke
für eine verfehlte oder zu zögerliche Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik
herhalten.
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Leserbrief
Westerwelle muß zurücktreten Ich halte
es für eine Schande, dass in unserem Lande ein solcher
"Politiker" Vizekanzler und Minister ist.
Er wurde durch die Expertise
als Demagoge überführt. Weil Westerwelle bewusst mit
falschen Zahlen gegen Menschen, die keine Arbeit haben
und auch keine finden, eine Hetzkampagne betreibt. Ich
betone bewusst mit falschen Zahlen. Oder glaubt jemand
allen Ernstes die FDP und Westerwelles Berater und wissenschaftlichen
Mitarbeiter, der ganze Parteiapparat besteht aus lauter
Deppen, die bei einem so wichtigen und sensiblen Thema
nicht in der Lage sind die relevanten Sozialleistungen
korrekt darzustellen? Das Problem sind ganz sicher
nicht die 0,05
% erwerbsfähigen H IV-Bezieher,
die eine "zumutbare Arbeit verweigerten".
Das Problem ist, dass Menschen die Arbeit suchen keine
finden weil nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden sind.
Das Problem ist, dass immer mehr Menschen aufgrund der
millionenfachen Arbeitslosigkeit ausgebeutet werden
und trotz Vollzeitarbeit oft nicht genug Lohn erhalten
um ihre Familie zu ernähren. Das Problem ist Westerwelle,
der diese Menschen diffamiert und beleidigt. Die Staatsanwaltschaft
sollte prüfen, ob nicht der strafrechtliche Tatbestand
der Volksverhetzung vorliegt. Knut Albrecht, 6.3.2010
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Ganz
abgesehen von den bitteren Erfahrungen und Lebensumständen,
die Betroffene unter HartzIV erleben, sehen viele nicht
die Auswirkungen auf sich selber, auf alle abhängig
Erwerbstätigen. HartzIV fördert Prekarisierung
und sinkendes Lohnniveau, senkt letztlich die Lebensqualität
für alle!
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„Hurra, wir dürfen zahlen, der Selbstbetrug der
Mittelschicht“ Warum befürworten Normalverdiener Steuergesetze, die die Oberschicht
bzw. Eliten einseitig privilegieren? Sieht sich die Mittelschicht
- in Abgrenzung vom sogenannten Präkariat – irrtümlich selbst
als Teil der Elite und stimmt deshalb auch Vorhaben zu, die weniger
ihr, sondern vor allem den Eliten nützen? Auch die Massenarbeitslosigkeit
(inzwischen sei jeder „drinnen“, der als Arbeitsloser
nicht „draußen“ sei) verleite die Beschäftigten der
Mittelschicht dazu, sich mit der Elite zu identifizieren.
47 % der Bevölkerung glauben dass Langzeitarbeitslose
„arbeitsscheu“ seien, was durch „Doku - Soaps“ des „Unterschichtenfernsehens“
täglich verbreitet werde. Der Glaube, dass die Steuern
vor allem an die Unterschicht umverteilt würden, hätte
auch viele in der Mittelschicht verleitet, jede Steuersenkung
gut zu heißen. Typisch für alle Reformen: Die Eliten profitieren, die Mittelschicht
zahlt. Buch von Ulrike Herrmann, im März 2010 erschienen.
Zur
Rezension
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Strukturelle
Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte nachhaltig
beenden Die öffentlichen Haushalte sind weiter
zunehmend unterfinanziert. Hauptursache ist eine seit
über einem Jahrzehnt praktizierte Steuerpolitik: Nach
der aus vorglobalen Zeiten überkommenen Systematik und
Praxis der Steuererhebung können heute erhebliche Anteile
von großen, in Deutschland erworbenen Einkommen legal
dem deutschen Fiskus entzogen werden. Als eine Folge
sind die Investitionen der öffentlichen Hand drastisch
zurückgegangen, Verschuldung und Schuldzinszahlungen
von Bund, Ländern und Gemeinden haben ein bedrohliches
Ausmaß erreicht. Als weitere Folgen ... Quelle:
Kapitel
1
aus Steuermassnahmen
zur nachhaltigen Staatsfinanzierung, 2012 Prof.
Dr. Lorenz Jarass
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Erneuerbare
Energien schaffen Arbeitsplätze In der deutschen
Atomindustrie arbeiten nur noch etwa 30.000 Menschen.
Zusätzliche Arbeitsplätze werden dort nicht geschaffen. Die
hochdynamische Erneuerbare-Energien-Branche hingegen
hat in nur einem Jahr (2008) rund 30.000 Arbeitsplätze
neu geschaffen. Nach Angaben der Bundesministerien für
Umwelt und Wirtschaft arbeiten somit schon 280.000 Menschen
in der Branche. Perspektivisch können durch den weiteren
Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland über
eine Million Arbeitsplätze entstehen. Das ist die richtige
Antwort auf die Wirtschaftskrise. Zur
Quelle
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Lehrstück
über neoliberales
Unternehmer-Denken. Ein
mittelständischer Unternehmer hat Joachim Jahnke im
Dez. 2007 angeschrieben: "... Sicher, ich bin ein
neoliberaler Unternehmer (Pfui!), aber eigentlich müsste
doch die Sicht auf die Wirklichkeit, solange sie sachorientiert
und nüchtern erfolgt, zu vergleichbaren Ergebnissen
führen. Aktuell fallen mir Ihre ausführlichen Bemerkungen
zum Mindestlohn auf." Es wurde dann über 14
Runden diskutiert. Am Ende abgebrochen, weil es nirgendwohin
führte. Es ist fast unglaublich, was dieser wahrscheinlich
nicht untypische Mittelständler in seiner letzten Einlassung
alles losließ. Hier ist das alles krönende Zitat: „Aus
Unternehmersicht gibt es ja immer häufiger Überlegungen,
dass man mit weniger und mit besser qualifizierten Mitarbeitern
auskommen sollte, weil die weniger fähigen im Ende mehr
Geld vernichten als sie erwirtschaften. Auf der Kundenseite
sollte man versuchen, sich auf genau diesen Teil der
Gesellschaft zu konzentrieren. Schätzungsweise sind
das ca 30-40% der Bevölkerung. Der Rest des Marktes
wird immer unattraktiver, weil sich hier immer weniger
Erträge erwirtschaften lassen. In diese Richtung denken
immer mehr Unternehmer und Manager. Welcome to the real
world." Dr.
Joachim Jahnke: 14 Diskussionsrunden mit einem mittelständischen
Unternehmer
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Neueste
Meldung: Wirtschaft
beklagt hohe Löhne "Wir
produzieren teurer, schon weil die Löhne für gleiche Leistung gestiegen
sind; wir
produzieren weniger, weil die tägliche Arbeitszeit verkürzt worden
ist, die Streiks
enorme Zeitverschwendung bedingten und weil der höhere Lohn
vielfach nur
zu Bummelei verlockte...; wir produzieren schlechter weil unser
Arbeiterstand in seiner
technischen Schulung und moralischen Disziplin zurückgegangen ist."
"Schlesische Zeitung“ April 1875
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Globale
Billiglohn-Olympiade Die Arbeitgeber machen sich
vom Acker des Sozialstaats, doch sie werden dafür einen
hohen Preis zahlen müssen. Das westdeutsche Wirtschaftswunder
war nicht das Ergebnis einer Billiglohn- Konkurrenz.
Der Wettbewerb war ein Qualitätswettbewerb, in dem Innovation,
Service und Solidität eine große Rolle spielten. Wenn
wir uns auf die globale Billiglohn-Olympiade einlassen,
werden wir auch die Kinderarbeit wieder einführen müssen,
denn die ist am billigsten. Im Übrigen ist der Hinweis
auf Globalisierung in manchen Fällen auch nur eine billige
Ausrede für Niedriglöhne. Wenn in Dortmund Haare für
1,50 Euro Stundenlohn geschnitten werden, dann nicht
aus globalen Wettbewerbszwängen. Kein Dortmunder fliegt
nach Prag, Mogadischu oder Mumbai, weil dort das Haareschneiden
billiger ist. Und Fenster werden zwecks Reinigung auch
nicht nach China geflogen.
zur
Quelle
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OECD:
Zuwanderung gegen deutschen Arbeitskräftemangel Nov.2010 Meinung
von FAZ-Leser Rüdiger Noll: Stimmt, es gibt den
Fachkräftemangel, den man uns weismachen will .... ..
aber nur, wenn man z.B. Dipl.Ing´s sucht, mit 15 Jahren
Berufserfahrung, die sich mit einem Bruttogehalt von
max. 2.100 EUR zufrieden geben und nicht älter als 33
sind! Dies ist in anderen Branchen ähnlich. Wie einige
Leser bereits richtig bemerkt haben, ist es tatsächlich
so, dass der Fachkräftemangel nur ausgerufen wird, um
die Löhne ebendieser Kräfte mittels "Arbeitsmigration"
weiter zu drücken , verbunden mit der Ausgrenzung von
Kräften die älter als 40 sind. Alleine in meinem Bekanntenkreis
gibt es 5 wirklich hochqualifizierte Arbeitssuchende,
sie haben allerdings einen grundsätzlichen Makel: Ihr
Alter liegt zwischen 45 und 55 Jahren!! In den letzten
Wochen hatte ein hessischer Energieversorger die Stelle
des Personalleiters ausgeschrieben - eine hochqualifizierte
Position also - und es haben sich 150 (in Worten: Einhundertfünfzig!)
hochqualifizierte Bewerber gemeldet. So sieht heutzutage
Fachkräftemangel aus! ...
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Ausbildungsverträge
2013 auf niedrigstem Wert Laut einer Erhebung
des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) sei die
Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf
530.715 gefallen und liege damit auf dem niedrigsten
Wert seit der Wiedervereinigung. Damit sei die Zahl
der abgeschlossenen Ausbildungsverträge stärker gesunken
als die Zahl der Ausbildungsinteressierten. Im Vergleich
zum Vorjahr sei das Ausbildungsplatzangebot um 20.283
auf 564.249 gesunken. Nur noch gut ein Fünftel aller
Betriebe bilde überhaupt noch aus. Wie will Bundesregierung
Negativtrend stoppen und wie steht es um vereinbarte
Ausbidungsgarantie? BT-Anfrage
Linke
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Hilfe
erfordert fundamentale Veränderung Wir
müssen Entwicklungshilfe stärker an Bedingungen knüpfen.
Wir dürfen kriminellen Regimen gegenüber nicht tolerant
sein, nicht so fatal neutral. Falsche Entwicklungshilfe
unterstützt am Ende die kriminellen Regierungen. Viele
Länder sind so korrupt, dass Geld und Hilfsgüter nicht
bei den Hilfsbedürftigen ankommen. wir brauchen ein
Mindestmaß an demokratischen Strukturen, an Respekt
und an ökonomischer Transparenz. Humanitäre Hilfe kann
nur wenig erreichen, wenn die Politik keine fundamentalen
Veränderungen einleitet. Brennende Wut auf all jene,
die sich in teuersten Anzügen als Humanisten vor den
Mikrofonen gerieren, aber wo es darauf ankommt, elegant
zur Seite schauen, um ja keine nationalen Vorteile wirtschaftlicher
oder militärischer Natur zu gefährden. J. Orbinski,
ehem. Präsident von "Ärzte ohne Grenzen".
Siehe auch Mitleid
– eine boomende Industrie
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Spekulation
mit Nahrungsmitteln Etwa eine Milliarde Menschen
auf der Welt hungern und sind unterernährt. Allein im
Jahr 2010 stiegen die Nahrungsmittelpreise um ein Drittel
und nur dadurch wurden mehr als 40 Millionen Menschen
zusätzlich in absolute Armut gestürzt. Es gab aber auch
einen anderen Rekord: Bis Ende März 2011 haben Kapitalanleger
wie Versicherungen und Pensionsfonds 600 Milliarden
Dollar in die von den Investmentbanken und Hedgefonds
aufgelegten Papiere für Wetten mit Rohstoffen, darunter
Mais und Weizen, investiert. Der foodwatch-Report
„Die
Hungermacher“ liefert
erdrückende Belege dafür, dass die Nahrungsmittelspekulationen
an den Rohstoffbörsen die Preise treiben und Hunger
verursachen. Sie reichen vor allem aus, um unverzügliches
Handeln der Politik einzufordern. Zuvorderst die Europäische
Union muss den Handel an den Rohstoffbörsen streng regulieren.
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Schweigegelübde
zu Produktivitätsfolgen Seither
herrscht eine Allparteien- Einigkeit, über die Wirklichkeit
hartnäckig hinwegzureden. „Ein Schweigegelübde unseres
Establishments“, hat das der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer
Peter Glotz genannt. Er gehörte in den achtziger
Jahren zu den ersten Vertretern dieses Establishments,
der dieses Schweigen brach. Seine These von der Zwei-
Drittel- Gesellschaft besagte, dass immer weniger Menschen
gebraucht würden, um die sagenhaften Produktivitäts-
Gewinne der modernen Ökonomie zu erwirtschaften. „Der
Rest kann das Spiel nicht mitspielen oder will es nicht
... zur
Quelle
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Gespensterdebatte: Fachkräftemangel
Fachkräftemangel bei 8 Millionen Arbeitssuchenden?
Ehrlicher wäre wohl "Wunsch nach noch billigeren Fachkräften". FDP- und
CDU-Politiker wollen trotz millionenfacher Arbeitslosigkeit und Unterbezahlung
auch von vielen heimischen Fachkräften die Zuwanderung von ausländischen
"Fachkräften" fördern. Insbesondere Senkung der Einkommensgrenzen, Ausnahmen von
der Vorrang-Einstellung für inländischen Bewerber, leichteren Nachzug der
Familien... Bundesarbeitsministerin
Ursula von der Leyen (CDU) will die Zuwanderung von ausländischen
Fachkräften bestimmter Berufe erleichtern. Dabei zielt sie auf Ausnahmen von der
bisher geltenden Vorrangprüfung, nach der Arbeitgeber prinzipiell nur dann eine
ausländische Fachkraft einstellen dürfen, wenn die Arbeitsagentur nachweislich
keinen inländischen Bewerber findet. Die konkrete Umsetzung könne im ersten
Quartal 2011 beginnen. Bildungsministerin
Schavan, CDU hatte erklärt, dass die Attraktivität
Deutschlands für Fachkräfte aus aller Welt erhöht werden müsse. Sie könne sich
langfristig vorstellen, dass die Einkommensgrenze für den Zuzug von Ausländern
ganz falle. nZudem hatte sie auch für erleichterte VisaVerfahren für
ausländische Spezialisten und einen leichteren Nachzug der Familien von
ausländischen Experten plädiert, die nach Deutschland kommen. Wirtschaftsminister
Brüderle, FDP will "wegen des Fachkräftemangels" den
Arbeitsmarktzugang für ausländische Fachkräfte erleichtern und
Zuwanderungshürden senken, Unternehmen könnten ihrerseits eine "Lockprämie"
zahlen. "wie Deutschland für ausländische Facharbeiter endlich attraktiv wird,
steht ganz oben auf meiner Agenda", sagte der FDP-Politiker. Als ein mögliches
Mittel bei der Anwerbung von Hochqualifizierten nannte Brüderle "die Reduzierung
der Einkommensschwellen" für ausländische Fachkräfte.
In Deutschland gebe es genügend Potenzial an Fachkräften bis hoch zum
Ingenieur, heißt es bei der IG Metall. Ver.di hatte von einer Gespensterdebatte
gesprochen.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit
(BA), Weise: "das vorhandene Potenzial im Land sollte erst einmal
genutzt werden. Wir können nicht zulassen, dass Menschen in Arbeitslosigkeit
sind, nur weil ihre Talente nicht genutzt werden". Laut Weise sei der bessere
Ansatz, Arbeitsangebote attraktiver zu machen. "Wer qualifizierte Kräfte haben
und halten will, muss etwas bieten – das können die Unternehmen selbst
gestalten, da braucht man nicht nach dem Gesetz zu rufen." Ein wichtiger Aspekt
sei die Vereinbarung von Familie und Arbeit: "Das Kinderbetreuungsangebot reicht
nicht aus, und die Kommunen haben in der Krise keinen Spielraum. Es ist auch
Sache von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, das so zu organisieren, dass Familie
und Beruf vereinbar sind." Weise empfahl Arbeitgebern, in Bewerbungen nicht nur
auf zertifizierte Abschlüsse, sondern auch auf praktische Erfahrung zu schauen.
Ferner sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht so positiv, wie Arbeitsminister
Brüderle und Seehofer sie darstellten. Von Vollbeschäftigung könne noch nicht
die Rede sein. "Die Lage ist besser als befürchtet, aber noch unsicher. Der
Aussage, die Krise sei vorbei, würde ich eindeutig widersprechen", sagte er.
Und wo er Recht hat, hat er Recht, dieser Weise
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Die
Reichen sollen für "Raubzüge" zahlen Weltweit
sind die Finanzvermögen noch immer aufgebläht - nach
McKinsey weit über 200 Billionen US-Dollar - und werden
auch in Zukunft für Krisen sorgen. Nicht nur in Irland,
Griechenland und Zypern oder in den anderen südeuropäischen
Staaten. Auch in Deutschland herrscht entgegen politischer
Behauptungen Massenarbeitslosigkeit, eine zunehmende
Aufspaltung der Gesellschaft in Arm und Reich und eine
öffentliche Armut durch Staatsverschuldung. Auf Zypern
kam es jetzt zum ersten Mal zum "Tabubruch".
Die wirklich Vermögenden müssen endlich für die Krise,
für ihre „Raubzüge“ in der Vergangenheit zahlen und
die öffentlichen Haushalte entlasten. Es ginge aber
nur um das große Geld: Über eine einmalige Vermögensabgabe
zur akuten Krisenbekämpfung, zum Abbau der Staatsverschuldungen,
und zur Zukunftsvorsorge, jeweils in den einzelnen EU-Ländern.
In Deutschland würde eine Vermögensabgabe von 20 Prozent,
verteilt über zehn Jahre, ausreichen. Das brächte 300
Milliarden Euro für die öffentlichen Kassen. Vermögende
mit persönlichem Freibetrag von einer Million, pro Kind
von 250.000 Euro, Unternehmen ab zwei Millionen Betriebsvermögen
sind in die gesellschaftliche Verantwortung zu nehmen.
Gastbeitrag
Heinz J. Bontrup in der FR
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