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Sozialabbau
unter Kohl 1982-1998
Beginn
des Sozialabbaus, die FDP als treibende Kraft. Die Reformpolitik der SPD/FDP-Regierung
Brandt geriet unter Druck, die Arbeitslosenzahl hatte 1974/75 wieder
die Millionengrenze überschritten. Unter der SPD/FDP-Nachfolge-Regierung
Schmidt begann ein Um- bzw. Abbau des Sozialstaates. SPD/FDP konnten sich nicht über die Einschnitte
ins soziale Netz einigen. Graf Lambsdorff, FDP-Wirtschaftsminister,
legte September 1982 ein „Konzept für eine Politik zur Überwindung
der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“,
das sogenannte "Lambsdorff-Papier" vor. SPD-Kanzler Schmidt
bezeichnete es im Bundestag als „Dokument der Trennung“, eine Abwendung
vom Sozialstaat hin zur Ellenbogengesellschaft. Schmidt wurde drei
Wochen später gestürzt und Helmut Kohl zum Bundeskanzler einer Koalition aus
FDP
und CDU/CSU
gewählt.
Auch die Kohl-Regierung war mit
dem Versprechen angetreten die Arbeitslosigkeit abzubauen, die Wettbewerbsfähigkeit
zu stärken, wirtschaftlichen Aufschwung herbeizuführen. Dafür
seien zwar auch schmerzliche Einschnitte hinzunehmen, die aber mit
Blick auf das große Ganze akzeptabel seien. Tatsächlich aber wurde
der Sozialstaat zurück gestutzt. Die Probleme von heute wuchsen
unter Kohl ab 1982 zur bekannten, erschreckenden Größe: Die Arbeitslosigkeit
stieg von 1,8 Mio. im Jahr 1982 auf 4,28 Mio. im Jahr 1998 davon
2,9 Mio. in den alten Ländern. Trotz des Wirtschaftsbooms durch
den Zusammenschluss. Die Verschuldung stieg von 300 Milliarden DM
(1982) auf 1500 Milliarden (Ende 1998). Die schwarz-gelbe Regierung unter Helmut Kohl schaffte die Vermögensteuer ab
– die es in vielen anderen Industrieländern weiterhin gibt. Unter Kohl wurde die Mehrwertsteuer
dreimal erhöht: 1983 von 13 auf. 14, 1993 auf 15 und 1998 auf 16
Prozent. Zur Abwehr der 35 Stundenwoche wurde unter Kohl 1984
die Frühverrentung eingeführt bzw gefördert. Auf Kosten der Rentenversicherung,
da sie nicht als versicherungsfremde Leistung vom Staat finanziert
wurde, sondern aus den Beiträgen der Versicherten. Der Kündigungsschutz
wurde durch befristete Arbeitsverträge eingeschränkt und gleichzeitig
eine Flexibilisierung der Arbeitszeit eingeführt. Einschränkung
des Streikrechtes durch den veränderten § 116 AFG.
Flexibilisierung
der Arbeitszeit Mit dem neuen Arbeitszeitgesetz
(ArbZG) von 1994 unter der Kohl - Regierung werden
Flexibilisierungsoptionen für die Unternehmen ausgeweitet.
Die häufigsten Flexibilisierungsformen der Arbeitszeitdauer
sind Teilzeitarbeit, Überstunden und Mehrarbeit.
Gleitzeit, Zeitkonten, Telearbeit, Wechselschichtmodelle,
Bandbreitenmodelle oder kapazitätsorientierte variable
Arbeitszeiten (KAPOVAZ) sind weitere Beispiele.
Mit dem „just-in-time“-Prinzip werden Arbeitsabläufe
in zeitlicher Hinsicht verschlankt und der Produktionszyklus
beschleunigt. Ein solcher Verschlankungsprozeß geht
zumeist auf Kosten der Mitarbeiter. Denn es werden
Rationalisierungszwänge installiert, denen sich
niemand entziehen kann.Der Trend zur Flexibilisierung
der Beschäftigungsformen drückt sich nicht zuletzt
in einer Zunahme geringfügiger Beschäftigung, befristeter
Arbeitsverhältnisse, selbständiger Subunternehmer,
und in den Varianten eines früheren Ausstiegs aus
dem Erwerbsleben aus. In vielen Unternehmen wird
von diesen Flexibilisierungsmöglichkeiten rege Gebrauch
gemacht. Quelle:
Arbeitszeit und neue Organisations- und Beschäftigungsformen
iab 1998
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Unsoziale
Lastenverteilung bei der Finanzierung der Deutschen Einheit. Nahtlos
fügte sich in diese "Sozialpolitik" die unsoziale Lastenverteilung
bei der Finanzierung der Deutschen Einheit. Die regressive Wirkung,
die bei der Erhöhung indirekter Steuern besonders die MWSt. eintritt, traf verstärkt
die durchschnittlichen Einkommen der Mittelschicht, ganz besonders
aber die unteren Einkommensschichten. Die Kürzung der Sozialleistungen
belastete ebenso vor allem die sozial Schwächeren. Das Kabinett
Kohl verabschiedete im Februar/März 1991 eines der größten Steuererhöhungs-Pakete
der Geschichte. Allerdings Steuererhöhungen für die Wirtschaft
waren Tabu. Um dem Vorwurf der Steuerlüge zu entgehen, wurde
die Maßnahme vor allem mit dem Golfkrieg begründet, doch darum
ging es nicht. Die Steuern wurden viel dringender benötigt,
um das „Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost“ auf vorerst zwei
Jahre befristet zu finanzieren. Es enthielt eine Vielzahl von
Einzelmaßnahmen zur Förderung von privaten und öffentlichen
Investitionen: Für den Zeitraum vom 1. Juli 1991 bis 30. Juni
1992 wurde ein sogenannter Solidaritätszuschlag zur Lohn-, Einkommen-
und Körperschaftsteuer in Höhe von 7,5 Prozent erhoben. 1993 und 1994 wurde der Solidaritätszuschlag ausgesetzt und 1995 wieder
eingeführt. Von 1995 bis 1997 betrug der Zuschlag 7,5 Prozent, seit 1998 beträgt
er 5,5 Prozent.Weiterhin wurden Mineralöl-, Tabak- und Versicherungssteuer erhöht.
Das Steuerpaket sollte die Einnahmen des Bundes 1991 um 17 Mrd.,
1992 um 27 Mrd. DM verbessern. Bereits zu diesem Zeitpunkt kündigte
die Bundesregierung an auch die Mehrwertsteuer zu erhöhen. In
den neuen Ländern ist die Erhebung von Vermögenssteuer, Gewerbekapitalsteuer
und betrieblicher Vermögenssteuer aus investitionsfördernden
Gründen sogar ausgesetzt worden. Auch die Sozialabgaben wurden
verändert: Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung stieg in 1991
um 2,5 Prozent auf 6,8 Prozent, wurde später wieder um 0,5 Prozent
gesenkt und ab 1993 erneut um 0,2 Prozent erhöht. Der Beitragssatz
zur Gesetzlichen Rentenversicherung sank von 18,7 Prozent um
1 Prozent in 1991, wurde zwischenzeitlich mehrfach
gesenkt und erhöht und stieg auf 20,3 Prozent für 1997 und 1998. Auch der anfangs
große Anteil der Sozialversicherungen an den Transfers bewirkte,
daß die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Mittelschicht,
überproportional die Finanzierung der Einheit zu tragen hatten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Zur Finanzierung der Einheit wurden
Schulden gemacht, Lasten übernommen und die Sozialkassen gezielt
belastet. Anschliessend erfolgten - mit Hinweis auf die angestiegenen
Lohnnebenkosten - weitere Kürzungen bei Arbeitslosen-, Kranken- und
besonders der Rentenversicherung. Von CDU/CSU, FDP und Wirtschaft wurde
kampagnenartig die "marode Situation der Rentenkasse" beanstandet und weitere „Sparmaßnahmen"
gefordert. Eine solche Unverfrorenheit ist kaum zu fassen.
Die
Regierung Kohl hinterliess eine soziale Krise von verheerenden Ausmaßen.
Noch nie seit der Gründung der Bundesrepublik war trotz aller sozialen
Einschnitte die Arbeitslosigkeit so hoch, die Kluft zwischen Arm
und Reich so tief. Das ist um so bemerkenswerter da die deutsche
Wirtschaft als Globalisierungsgewinner und Exportweltmeister
in diesem Zeitraum eindrucksvolle Gewinnsteigerungen erzielen
konnte. Für Oberschicht und Unternehmen sicher "goldene
Zeiten".
Die Realeinkommen der Arbeiter und Angestellten
treten seit Anfang der achtziger Jahre "finanziell auf
der Stelle": Zwar erhöhten sich die Bruttoarbeitseinkommen
von 1982 bis 1995 von 2695 Mark um jährlich etwa 3,5 Prozent
auf 4233 Mark. Netto sprangen jedoch wegen der gestiegenen Steuern
und Sozialabgaben nur jeweils 2,7 Prozent mehr heraus (von 1904
auf 2686 Mark). Und die Preissteigerung ließ davon gar nichts
mehr übrig. Von 1982 bis 1993 verbuchten die
Unternehmen ein jährliches Plus von 8,3 Prozent brutto. Im gleichen
Zeitraum sank die Steuerbelastung von 29,3 auf 18,3 Prozent,
was den Nettogewinn jährlich sogar um 9,8 Prozent wachsen ließ.
Finanziert wurde das mit den gestiegenen Abgaben der abhängig
Beschäftigten. Propagandistisch begründet wurde die Verringerung
der Unternehmenssteuer um elf Prozent mit der Hoffnung auf mehr
Beschäftigung. An der Massenarbeitslosigkeit hat dieses Steuergeschenk
aber nichts geändert. Im Gegenteil, sie stieg.
Während
das Einkommen aus Unternehmertätigkeit oder aus Kapitalerträgen
steigt, mehren sich auf dem anderen Pol der Gesellschaft jene,
die trotz Arbeit in Armut leben. Immer mehr Menschen, die sich
jahrzehntelang in materieller Sicherheit wähnten, werden arbeitslos
und rutschen ab. Selbst wer wieder Arbeit findet, gerät in eine
Abwärtsspirale. ... Doch wer über einen Sozialplan und geblendet
von fünfstelligen Abfindungen entlassen wird, merkt häufig zu
spät, wie schnell das Geld dahinschmilzt, und muß finanzielle
Abstriche hinnehmen, um neue Arbeit zu bekommen: keine übertariflichen
oder zusätzlichen sozialen Leistungen, weniger Geld, Befristung,
geringere Arbeitszeiten. Muß der neue Betrieb Jobs abbauen,
geht es noch ein Stückchen weiter runter. Bis am Ende überhaupt
kein Arbeitsplatz mehr zu finden ist.
Die Kritiker rechnen
vor, daß der Anteil des Staates an den Sozialausgaben keinesfalls
"explodiert" ist, wie immer wieder zur Rechtfertigung
von Kürzungen behauptet wird, sondern daß er relativ konstant
blieb. Er lag 1994 mit einer Höhe von 33,3 Prozent des Bruttoinlandproduktes
niedriger als Mitte der siebziger Jahre. In den alten Bundesländern
betrug er mit 30,2 Prozent sogar etwas weniger als unmittelbar
vor der Wiedervereinigung 1989. Die Haushaltslücken auf allen
Ebenen – Bund, Ländern und Kommunen – seien vielmehr auf umfassende
Steuergeschenke an die Reichen und auf riesige Steuerhinterziehungen
zurückzuführen. Der angebliche "Mißbrauch" sozialer
Leistungen erweist sich bei näherem Hinsehen als sehr gering. Durch
Mißbrauch der Sozialhilfe wird der Staat nur um einen Bruchteil
dessen betrogen, das er spart, weil viele Berechtigte die Sozialhilfe
nicht beanspruchen. Doch selbst wenn tatsächlich alle Armen
ihr Anrecht auf staatliche Unterstützung einforderten, könnte
das mit den jährlich hinterzogenen Steuern lässig bezahlt werden
– sofern die Finanzminister an diese herankämen: 1996 mußten
die Kommunen knapp 50 Milliarden Mark an Sozialhilfe aufbringen,
im gleichen Jahr wurde nach Schätzung der Steuergewerkschaft
gut das zweieinhalbfache dieser Summe, nämlich 120 Milliarden
Mark, an Steuern hinterzogen. Aber auch auf ganz legalem
Wege können die Vermögenden ihr Geld an der Steuer vorbeischleusen,
während die abhängig Beschäftigten einen immer größeren Teil
der Steuerlast tragen. Der Anteil der Lohnsteuern am gesamten
Steueraufkommen wuchs von 1980 bis 1996 von 30 auf 33,6 Prozent.
Bei den Selbständigen und den Unternehmen sank er: Alle Kapital-
und Gewinnsteuern zusammen, also veranlagte Einkommensteuer,
Körperschafts-, Gewerbe-, Kapitalertrags- und Vermögenssteuer,
machten 1980 noch 26 Prozent aus. Bis 1996 sank ihr Anteil auf
16,7 Prozent aller Steuereinnahmen ab. Hinzu kommt, daß
die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Kohl die Steuern, die
Bund, Ländern und Gemeinden zukommen, mehrmals hintereinander
gesenkt hat. Im Jahr 1980 machten die Körperschafts-, die Gewerbe-
und die veranlagte Einkommensteuer noch 23,6 Prozent des Steueraufkommens
aus. Vierzehn Jahre später war dieser Anteil auf bloße 11,3
Prozent gesunken. Dorothee Beck und Hartmut Meine haben
wahrscheinlich selbst nicht bemerkt, daß sie mit der Schilderung
der sozialen Wirklichkeit in Deutschland zugleich ein vernichtendes
Urteil über die Rolle der angeblichen Interessenvertreter der
abhängig Beschäftigten in den letzten 15 Jahren gesprochen haben.
Quelle Rezension zu "Wasserprediger und Weintrinker"
Das
Buch von Dorothee Beck und Hartmut Meine,
1997
Gesundheitsreformen
unter Kohl - Kürzungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV) Seit etwa 30 Jahren bemüht sich die Politik der
Parteien CDUCSUFDPSPDGRÜNE in wechselnden Koalitionen der Regierungen
Kohl, Schröder, Merkel darum, die Kosten für die gesetzliche
Krankenversicherung (GKV) zu senken. Das bedeutet in erster
Linie: Die Beiträge, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber an die
Krankenkassen zahlen, sollen so niedrig wie möglich sein, um
die Lohnnebenkosten der Unternehmen zu begrenzen. Diese Aufgabe
haben sich die Parteien auch für die nächsten Jahre gestellt.
Den Auftakt gesetzgeberischer Eingriffe machte 1977 das Krankenversicherungs-
Kostendämpfungsgesetz. Ziel war die so genannte Beitragssatzstabilität.
Dazu wurden - wie auch in fast allen nachfolgenden GKV-Reformgesetzen
vorrangig Leistungen der Kassen gekürzt, die Zuzahlungen der
Patienten erhöht. Vorrangig für die Gesundheit der Versicherten
sind aber nicht niedrige Beiträge sondern ausreichende Gesundheitsleistungen,
die in einer solidarischen Versicherung für den Einzelnen am
ehesten finanzierbar bleiben, auch wenn sich die Versicherungsbeiträge
erhöhen. Diese rigorose Sicherung der "Beitragssatzstabilität"
im vorrangigen Interesse der Unternehmen den Arbeitgeberanteil
niedrig zu halten, hat bis zu den jüngsten Reformen Priorität.
Mehr
auf Gesundheitsreformen unter Kohl
Rentenreformen
unter Kohl - Kürzungen in der Gesetzlichen Rentenversicherung
(GRV) Wie für die Krankenversicherung gilt ebenso für
die Rentenversicherung: Die Politik von CDUCSUFDPSPDGRÜNE bemüht
sich in wechselnden Koalitionen der Regierungen Kohl, Schröder,
Merkel darum, die Kosten für die gesetzliche Rentenversicherung
(GRV) zu senken. Das bedeutet in erster Linie: Die Beiträge,
die Arbeitnehmer und Arbeitgeber an die GRV zahlen, sollen so
niedrig wie möglich sein, um die Lohnnebenkosten der Unternehmen
zu begrenzen. Für die Versicherten haben aber nicht niedrige
Beiträge Priorität, sie wollen für ihre hohen Beitragszahlungen
eine verlässliche Alterssicherung, die ihnen nach einem langen
Arbeitsleben die von der GRV vertraglich zugesagte lebensstandard
sichernde Rentenhöhe im Alter gewährleistet. Anfang der 1980er,
aufgrund der dramatisch angestiegenen Massenarbeitslosigkeit,
hatte die Gewerkschaft die 35-Stunden-Woche erkämpft. Zur Vermeidung
weiterer Arbeitszeitverkürzung wurde von der schwarzgelben Regierung
Kohl die Frühverrentung massiv gefördert. Diese Frühverrentung
führte alsbald zu weiteren hohen Belastungen der Rentenversicherung,
da sie nicht als versicherungsfremde Leistung vom Staat finanziert
wurde, sondern aus den Beiträgen der Versicherten. Es war
zur Zeit hoher Massenarbeitslosigkeit, dramatisch gestiegener
Aussiedlerzahlen und der Wiedervereinigung (Eingliederung der
Ostrenten). Mit der seit 1957 umfassendsten Rentenreform durch
das Rentenreformgesetz 1992 sollte die Rentenversicherung "langfristig
konsolidiert und das Vertrauen der Versicherten und Rentner
gestärkt und ausgebaut" werden. Doch dem gemeinsamen "Jahrhundertwerk"
von CDU/CSU, FDP und SPD folgten in kurzen Abständen immer mehr
einschneidende "Reformen" der Rentenversicherung,
die Rentendemontage.
Als Begründung wurde in der öffentlichen Darstellung von
Politik, Wirtschaft und Medien der "demographische Wandel
mit dramatischen Auswirkungen in 50 Jahren" beschworen.
Kein Thema für den Reformbedarf der Rentenversicherung waren
dagegen die Belastungen der versicherungsfremden Leistungen
und der real existierenden Massenarbeitslosigkeit seit
Anfang der 1980er Jahre, auch nicht in der Begründung dieses
"Jahrhundertwerks".
Zu
den wichtigsten Veränderungen - vorwiegend Leistungskürzungen
zur Senkung des Rentenniveaus - des RRG 92 zählen: o
Änderung der Rentenanpassung von der Bruttolohn-
auf die Nettolohnentwicklung. D.h. nach den geringer
steigenden Nettolöhnen aufgrund steigender Steuern
und Sozialversicherungsbeiträge. o Anhebung
der Altersgrenzen von 60 auf 65 Jahre. o Einführung
der Rentenabschläge (-3,6% pro Jahr) bei vorzeitiger
Inanspruchnahme. o Kürzung der Anrechnungszeiten
von Schul-, Fach- und Hochschulausbidung sowie geringere
Bewertung o Nur noch die ersten 4 (vorher
5) Versicherungsjahre werden mit 90% des Durchschnittseinkommens
bewertet. o Verlängerung der angerechneten Kindererziehungszeiten
von einem auf drei Jahre, jedoch nur für Geburten
ab 1992. o Zahlung von Pflichtbeiträgen für
Lohnersatzleistungen (zum Beispiel Arbeitslosengeld,
Krankengeld) ab 1992. o Die „Eckrente“ wird auf
der Grundlage von 45 und nicht mehr 40 Versicherungsjahren
definiert. So entsprechen 60 % für 40 Versicherungsjahre
67,5 % der Bemessungsgrundlage bei 45 Versicherungsjahren. Das
RRG 1992 beinhaltet viele rückwirkenden Eingriffe
in bereits nach Recht und Gesetz erworbenen Ansprüche
der gesetzlich Rentenversicherten, der Vertrauensschutz
wird äusserst restriktiv gehandhabt. Selbst Versicherte
mit 45 Beitragsjahren müssen, wenn sie wg. Arbeitslosigkeit
vorzeitig Rente beantragen, den neu eingeführten
vollen Rentenabschlag bis zum Lebensende tragen.
Dabei spielt es nun keine Rolle mehr, dass die betroffenen
Versicherten jahrzehntelang Beiträge unter der Voraussetzung
gezahlt haben, dass sie gegebenenfalls mit 60 ohne
Abzug in Rente gehen können. Mehr unter Rentenreform
1992
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Die
kurzfristigen und viele auch rückwirkenden Änderungen, in der
Regel mit zu geringem Vertrauensschutz, passen so gar nicht
zu der "langfristigen Stabilisierung der Finanzlage der
GRV wg der prognostizierten Demografie-Problematik in 30 bis
50 Jahren". So wurden für 2001 vorgesehene Altersanhebungen
bereits auf 1997 und 2000 vorgezogen, mit dem "Gesetz eines
gleitenden Übergangs in den Ruhestand" von 1996 und dem
"WFG" 1997. Auch wurden 1991 und 1993 die Beitragssätze
der GRV unvertretbar gesenkt, um dafür die Arbeitslosenbeiträge
aufzustocken. Die Folgen der Massenarbeitslosigkeit mit sinkenden
Einnahmen und steigenden Ausgaben wurden, obwohl ein Problem
der gesamten Gesellschaft, nicht aus Steuermitteln, sondern
von den gesetzlich Versicherten allein finanziert. Mehr unter
Rentendemontage.
Was aber ausblieb, war der versprochene Aufschwung.
Die
Regierung Kohl hinterliess eine soziale Krise von verheerenden Ausmaßen.
Noch nie seit der Gründung der Bundesrepublik war trotz aller sozialen
Einschnitte die Arbeitslosigkeit so hoch, die Kluft zwischen Arm
und Reich so tief. Steuererhöhungen, die auch die Wirtschaft an
den Staatsausgaben beteiligt hätten, waren unter Kohl Tabu, dafür
wurde die Mehrwertsteuer dreimal erhöht. Seit Kohls Amtsantritt
stieg das verfügbare Einkommen von Selbständigen um die Hälfte,
das von Lohn- und Gehaltsempfängern sank um 10 Prozent. Die
Rezepte der Kohlregierung: Sozialkürzungen, Beschneidung von Arbeitnehmerrechten,
Keine Steuererhöhungen (für Wirtschaft und Spitzenverdiener), dafür
wurde die Mehrwertsteuer dreimal erhöht.
Die "geistig moralische Wende" verendete in einem
der grössten Schmiergeldskandale (CDU-Spendenaffären,
Flick, Leuna, Waffengeschäfte,
Geldkoffer-Übergaben, Blackouts, Urteile ohne Verurteilungen,
...). Nach vielen Parteispenden-Skandalen und
nach der die Republik 1983 erschütternden Flick-Affäre,
gleich
nach dem Amtsantritt der schwarzgelben Regierung Kohl,
wird erst nach Kohls Abwahl 1998, im Jahr 1999 die CDU-Schmiergeldaffäre bekannt:
Millionenbeträge von der Wirtschaft über Kohl und CDU-Politiker,
wie Schäuble,dem heutigen Bundestagspräsidenten zuvor Bundesfinanzminister, sind auch im
letzten Jahrzehnt an die CDU geflossen. Natürlich auch im beachtlichen
- soweit bekannt gewordenen - Umfang an die FDP.
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Der
deutsche Neidmichel In der Wirtschaftswoche
vom 26.2.1998 schrieb ein Bernd Ziesemer "über
die selbstzerstörerischen Folgen der ewigen Mißgunst
und dauernden Miesmacherei in Deutschland".
"Der Neid zerstört unsere wirtschaftliche Zukunft
... Wer in Deutschland ein Unternehmen gründen und
Arbeitsplätze schaffen will, wird durch das allgemeine
Neidklima eingeschüchtert und abgeschreckt."
Oha, durchfährt es da den überraschten Leser, sollte
dies etwa der Grund für die 5 Millionen Arbeitslosen
sein, die sich so nachhaltig weigern, halbiert zu
werden? Ziesemer entfaltet ein Sittenbild der erschreckenden
Art: Während im Rest der zivilisierten Welt die
Leistungsträger die Früchte ihrer Mühen ungeniert
und sorglos in aller Öffentlichkeit genießen können
traut man sich in Deutschland kaum, seine S-Klasse
zu zeigen. Herr Ziesemer verkennt völlig die
Neidobjekte der Deutschen. Der deutsche Normalneider
neidet nicht dem Multimilliardär seine Milliardenl.
Er neidet auch nicht dem Vorstandsvorsitzenden seine
1,5 oder 2,4 Millionen Jahresgehalt. Ein rechter
Deutscher ist davon überzeugt, dass Sozialhilfeempfänger
leben wie Gott in Frankreich und neidet ihnen daher
ihre Sozialhilfe. Er ist davon überzeugt, dass Arbeitslosigkeit
ungestörter bezahlter Urlaub ist und neidet daher
dem Arbeitslosen sein Arbeitslosengeld. Den Studenten
neidet er ihr BAföG, weil die gefälligst studieren
sollen statt immer nur zu demonstrieren und zu vögeln.
Und auch den Rentnern neidet er eigentlich ihre
Rente - aber das traut er sich nicht so deutlich
zu sagen, schließlich wird er ja selbst einmal alt...
Daher mein Appell an Herrn Ziesemer und seine reichen
Freunde: Don't worry, be happy! Der deutsche Michel
hat seine Zipfelmütze tief über Augen und Ohren
gezogen, ihr habt von ihm nichts zu befürchten.
Zum
Quell des garstigen Neidberichts
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